Linux Kernel 6.12: Echtzeit-Kernel im Hauptzweig und eine Scheduler-Wahl

Marek Lindlein
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Linux Kernel 6.12: Echtzeit-Kernel im Hauptzweig und eine Scheduler-Wahl

Nach langer Zeit paralleler Entwicklung, wandert der Echtzeit-Kernel in den Hauptzweig von Linux. Obendrein erhält Linux eine flexiblere Scheduler-Wahl und zahlreiche neue Features. Kernel 6.12 führt unter anderem auch noch QR-Codes bei Abstürzen und Arbeiten rund um Hardware ein.

Echtzeit wird Teil des Mainline-Kernels

Ein Echtzeit-Kernel, beziehungsweise Echtzeitbetriebssystem, muss garantieren, innerhalb einer vorgegebenen Zeit Eingaben zu verarbeiten. Das ist besonders im medizinischen Umfeld, aber auch beim autonomen Fahren wichtig. Für die Umsetzung unter Linux stand lange Zeit eine angepasste Echtzeit-Version des Kernels zur Verfügung. Durch die Erweiterung PREEMPT_RT erhält der Hauptzweig des Linux Kernels mit Version 6.12 die Fähigkeit Echtzeit-Unterstützung bereitzustellen. Unterstützt werden dabei neben der x86-Prozessor-Architektur auch ARM64 und RISC-V.

Sched_ext bringt Flexibilität für den Scheduler

Um anfallende Aufgaben an den Prozessor zu übergeben, bedient sich das Betriebssystem eines Schedulers. Je nach Anwendung oder Szenario kann dieser großen Einfluss auf die Leistung haben, je nachdem wie dieser Prozesse gewichtet und verteilt. Bislang war es zwar möglich unterschiedliche Scheduler in Linux zu nutzen, doch musste dafür der Kernel jeweils angepasst werden. Durch die neue Erweiterung Sched_ext entfällt diese Notwendigkeit, denn dieser ermöglicht das dynamische laden eines Schedulers und damit die Anpassung an laufenden Anforderungen. Besonders interessant ist das für Spieler, welche das Maximum aus ihrem System herausholen wollen, insbesondere wenn weitere Anwendungen nebenbei laufen, wie bei gleichzeitigem Streamen.

GIF Auswirkungen des Scheduler-Wechsels (Bild: sched-ext via GitHub)

Redmond lässt Grüßen: QR-Codes bei Systemabsturz

Obwohl Linux als besonders sicher und stabil gilt, können Abstürze dennoch vorkommen. Leider bietet das System bislang keinerlei hilfreiche Informationen für die Absturzursache. Systemadministratoren war es zwar durch einen Blick ins Journal möglich, doch insbesondere bei Einsteigern verursachte das mehr Fragen als es Antworten lieferte. Mit dem Kernel 6.12 soll sich das ändern und im Falle einer Kernel Panic ein QR-Code ausgegeben werden, welcher weiterführende Informationen bietet.

Ein Fernseher welcher QR-Code darstellt.
Ein Fernseher welcher QR-Code darstellt. (Bild: Fotomontage: TV von Andreas Merchel mit eingefügtem QR-Code)

Patches für (neue) Hardware

Durch neue Treiber für die OXP-Sensoren werden weitere Handhelds beim Monitoring unterstützt. Treiber für Intels Grafikkarten können nun die Lüftergeschwindigkeit melden. Die kommende Battlemage Generation wird diese mit Kernel 6.12 standardmäßig unterstützen. Für den AMD-Treiber gibt es arbeiten an RDNA4 Hardware-Support und einer neuen Reset-Mechanik, falls sich ein Hardware-Problem oder Software-Bugs einschleichen.

Eine ausführliche Auflistung aller Neuerungen für Kernel 6.12 hat die Seite Phoronix erstellt.