Linux Maintainer: Linus Torvalds schließt russische Entwickler aus
Kürzlich wurden mehrere Maintainer aus dem Linux-Kernel verbannt, welche wohl aus Russland stammen oder mit Verbindungen dahin gezeichnet wurden. Mit Ausbleiben einer offiziellen Stellungnahme bleiben nur wenige Informationen und rauer Umgangston des Linux-Chefentwicklers Linus Torvalds.
Die Entfernung mehrerer Maintainer
Am 18.10.2024 meldete Greg Kroah-Hartman die Entfernung mehrerer Maintainer aus dem Linux-Kernel. Wesentliche Gemeinsamkeiten waren russische Namen sowie E-Mail-Adressen mit der Endung .ru. Zu den von ihnen gepflegten Paketen zählte unter anderem auch Hardware des russischen Konzerns Baikal Electronics, aber auch Dinge wie der Embedded Controller des Acer Aspire 1.
Remove some entries due to various compliance requirements. They can come
back in the future if sufficient documentation is provided.
Als Begründung für die Aktion wurden rechtliche Anforderungen genannt und sowohl die Betroffenen als auch Außenstehende wurden mit vielen Fragen alleine gelassen.
Linus Torvalds meldet sich zu Wort
Nun hat sich Linux Torvalds in die Diskussion eingemischt und mehrere Aussagen getätigt.
Ok, lots of Russian trolls out and about.
It's entirely clear why the change was done, it's not getting
reverted, and using multiple random anonymous accounts to try to
"grass root" it by Russian troll factories isn't going to change
anything.
And FYI for the actual innocent bystanders who aren't troll farm
accounts - the "various compliance requirements" are not just a US
thing.
If you haven't heard of Russian sanctions yet, you should try to read
the news some day. And by "news", I don't mean Russian
state-sponsored spam.
As to sending me a revert patch - please use whatever mush you call
brains. I'm Finnish. Did you think I'd be *supporting* Russian
aggression? Apparently it's not just lack of real news, it's lack of
history knowledge too.
Linus Torvalds
Vieles spricht dafür, dass der Ausschluss der Maintainer auf Sanktionen gegen Russland zurück zu führen ist. Linus selbst ist bei der Linux Foundation angestellt, welche ihren Sitz in den USA hat. Auffallend sind die Stichworte der Sanktionen als auch die erneute Nennung mehrerer „Compliance Requirements“ mit US-Bezug. Damit ist auch der ganze Vorgang von Linus selbst abgesegnet.
Auf Anfrage sagte Linus Torvalds, dass er unter einer Art Schweigeverpflichtung steht und daher nicht näher darauf eingehen kann und sendete folgende Antwort:
"No, but I'm not a lawyer, so I'm not going to go into the details that I - and other maintainers - were told by lawyers.
I'm also not going to start discussing legal issues with random internet people who I seriously suspect are paid actors and/or have been riled up by them."
Linus Torvalds an Phoronix.com
Unsensible und lückenhafte Kommunikation
Für die Betroffenen, aber auch die interessierte Community sind Torvalds Antworten wenig sensibel und unbefriedigend. Nach mehrjähriger Mitarbeit werden diese ohne nähere Ausführungen aus der Maintainer-Liste des Kernels entfernt und sämtliche Rückfragen, auch von anderen Entwicklern und Interessierten, mit einem Troll-Verweis quittiert. So hat sich in einer längeren Stellungnahme der Betroffene Serge Semin zu Wort gemeldet und beklagt eben jene mangelnde Kommunikation. Die weltweit verteilten Entwickler und Maintainer des Linux-Kernels sehen sich nun mit gewissen Unsicherheiten konfrontiert, ob ihre Arbeit denn nun aufgrund ihrer Lokalisierung oder E-Mail-Adresse eingeschränkt werden kann und inwiefern Sanktionen auch für Open-Source-Projekte oder das freie Betriebssystem Linux greifen.