Niantic: Pokémon-GO-Entwickler verkauft seine Spielesparte

Pokémon-GO-Entwickler Niantic hat bekannt gegeben, dass seine Spielesparte für umgerechnet mehr als 3,5 Milliarden Euro an Scopely verkauft wird. Niantic möchte sich neu ausrichten und verlagert den Fokus weg von der Spieleentwicklung.
Pokémon GO als Zugpferd
Das Portfolio, das nun den Besitzer wechselt, ist durchaus hochkarätig. Allem voran ist natürlich Pokémon GO zu nennen, das 2016 für Android und iOS erschien und immer wieder für Schlagzeilen sorgte. Obwohl das Spiel dieses Jahr im Juni neun Jahre alt wird, erfreut es sich immer noch einer großen Beliebtheit, beziehungsweise einer durchaus ansehnlichen Spielerbasis. Laut Zahlen von Active Player haben Pokémon GO im Februar über 118 Millionen Spieler gespielt. Der Tages-Höchstwert liegt im Februar sogar bei über 32 Millionen Spielern. Die Spielerzahlen sind laut Statistik in den letzten Monaten wieder stetig gestiegen. Von daher kann man davon ausgehen, dass Pokémon GO der hauptsächliche Preistreiber beim Verkauf war.
Niantic hat aber auch noch weitere Spiele in petto, auch wenn diese beim Erfolg mit Pokémon GO nicht mithalten können. Dazu gehören:
- Peridot
- Monster Hunter Now
- Pikmin Bloom
- Ingress Prime
Bei Peridot handelt es sich um ein weiteres Augmented Reality-Spiel (AR), das inhaltlich an eine Kreuzung aus Pokémon Go und den aus den 90er Jahren bekannten Tamagotchis erinnert. Auch die anderen drei Produkte sind Mobile Games für Android beziehungsweise iOS und nutzen Augmented Reality als Spielprinzip. Peridot und Ingress Prime verbleiben bei Niantic und werden nicht verkauft.
Scopely mit eigenem Schwergewicht
Scopely selbst ist ebenfalls keine unbekannte Größe. Das erfolgreichste Produkt aus dem Hause Scopely ist Monopoly GO, welches 2023 herauskam und nach Erscheinen sehr große finanzielle Erfolge feierte. Durch Mikrotransaktionen wurden in nicht mal einem Jahr zwei Milliarden US-Doller Umsatz erzielt. Mitte 2024 waren es dann schon drei Milliarden, neuere Zahlen liegen nicht vor.
Wie der Pressemitteilung zum Verkauf zu entnehmen ist, verspricht Scopely, dass die Niantic-Produkte „ihrem Geist treu bleiben“ werden, der neue Besitzer also keine fundamentalen Änderungen plant. Da in der Pokémon-GO-Spielerschaft zuletzt Unmut über die ausufernde Monetarisierung durch Mikrotransaktionen geäußert wurde, muss Scopely das aber vermutlich auch gar nicht (mehr). Eine Roadmap zu Weiterentwicklung der Niantic-Titel existiert aktuell nicht.
Es wurde außerdem versichert, dass die komplette Niantic-Belegschaft, die vom Verkauf der Spielesparte betroffen ist, von Scopely übernommen wird. Zu Entlassungen soll es im Rahmen der Übernahme nicht kommen. Wie viele Mitarbeiter vom Wechsel betroffen sind ist nicht bekannt. Niantic hat insgesamt zwischen 800 und 900 Mitarbeiter (Angaben schwanken) und Scopely 2.300 Mitarbeiter.
Neuausrichtung von Niantic
Niantic wiederum hat bereits verkündigt wie es nach dem Verkauf weitergehen soll. Der Fokus wird sich von der Spieleentwicklung fort bewegen. Es soll eine neue Abteilung mit Namen Niantic Spatial aufgebaut werden, die sich auf die Erstellung von 3D-Karten spezialisiert. Geführt werden wir Niantic Spatial von CEO und Niantic Gründer John Hanke.
Dieser schreibt zur Aufgabe von Niantic Spatial:
Existierende Karten dienen den Menschen zum Lesen und Navigieren, aber jetzt gibt es einen Bedarf an einer neuen Art von Karte, die die Welt für Maschinen verständlich macht, für alles, von intelligenten Brillen bis hin zu humanoiden Robotern, damit sie die physische Welt verstehen und in ihr navigieren können. [...]
John Hanke sieht aktuelle LLMs (ChatGPT und Co) als einen ersten Schritt, dass Maschinen komplexe Probleme verstehen und verarbeiten können. Ein nächster Schritt wird sein, dass Maschinen genaue Daten der physischen Welt benötigen, um mit ihr interagieren zu können. Ein Beispiel wäre die Navigation eines Roboters, der durch künstliche Intelligenz gesteuert wird oder auch das autonome Fahren eines Fahrzeugs.
Niantic Spatial wird für diese Arbeit eine Finanzspritze von 300 Millionen US-Dollar erhalten.

