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Im Test vor 15 Jahren: Nvidias GeForce GTX 480 war der Föhn 2.0

Robert McHardy
125 Kommentare
Im Test vor 15 Jahren: Nvidias GeForce GTX 480 war der Föhn 2.0

Nach der eher durchwachsenen GeForce-GTX-200-Serie, die der Radeon-HD-5800-Reihe nicht das Wasser reichen konnte, folgte mit der GeForce GTX 480 (Test) ein neues Flaggschiff von Nvidia. Die hohe Leistung kaufte der Hersteller aber mit enormer Hitze und Lautstärke ein, die Erinnerungen an die FX 5800 Ultra aka „der Föhn“ weckten.

Eine Grafikkarte der Extreme

Die Nvidia GeForce GTX 480 basierte auf dem neuen GF100-Chip mit etwa 3 Milliarden Transistoren, der im 40-nm-Verfahren gefertigt wurde. Gegenüber der GeForce GTX 285 verdoppelte sich mit 480 die Anzahl der Shader-Einheiten, die zudem mit 1.401 statt 1.476 MHz betrieben wurden. Anders als der Vorgänger – und wie die Radeon HD 5870 – beherrschte die GeForce GTX 480 die Direct-X11-API. Nvidia vergrößerte im gleichen Atemzug den Speicher auf 1,5 GByte GDDR5, der zudem an ein relativ breites Speicher-Interface mit 384 Bit angebunden war. Daraus resultierte eine für damalige Verhältnisse sehr hohe Speicherbandbreite von 177 GByte/s. Die TDP der GeForce GTX 480 war auf 250 Watt spezifiziert, weshalb sie auf einen 6-Pin- und einen 8-Pin-PCIe-Anschluss für die Stromversorgung setzte, die zusammen 75 + 150 Watt zusätzlich zu den 75 Watt des PCIe-Steckplatzes selbst liefern konnten.

Radeon HD 5850 Radeon HD 5870 GeForce GTX 285 GeForce GTX 470 GeForce GTX 480
Chip RV870/Cypress GT200b GF100
Transistoren ca. 2,15 Mrd. ca. 1,4 Mrd. ca. 3 Mrd.
Fertigung 40 nm 55 nm 40 nm
Chiptakt 725 MHz 850 MHz 648 MHz 607 MHz 700 MHz
Shadertakt 725 MHz 850 MHz 1.476 MHz 1.215 MHz 1.401 MHz
Shader-Einheiten
(MADD)
288 (5D) 320 (5D) 240 (1D) 448 (1D) 480 (1D)
FLOPS (MADD/ADD) 2.090 GFLOPS 2.720 GFLOPS 1.063 GFLOPS 1.089 GFLOPS 1.345 GFLOPS
ROPs 32 40 48
Pixelfüllrate 23.200 MPix/s 27.200 MPix/s 20.736 MPix/s 24.280 MPix/s 33.600 MPix/s
TMUs 72 80 56 60
TAUs 72 80 56 60
Texelfüllrate 52.200 MTex/s 68.000 MTex/s 51.840 MTex/s 33.992 MTex/s 42.000 MTex/s
Shader-Model SM 5 SM 4 SM 5
effektive Windows
Stromsparfunktion
Speichermenge 1.024 MByte GDDR5 1.024 MByte GDDR3 1.280 MByte GDDR5 1.536 MByte GDDR5
Speichertakt 2.000 MHz 2.400 MHz 1.242 MHz 1.676 MHz 1.848 MHz
Speicherinterface 256 Bit 512 Bit 320 Bit 384 Bit
Speicherbandbreite 128.000 MByte/s 153.600 MByte/s 158.976 MByte/s 134.080 MByte/s 177.408 MByte/s

Optisch zeichnete die GeForce GTX 480 das mächtige Kühlsystem aus. Den großen Dual-Slot-Kühler schmückte eine Kühlplatte, die über der GF100-GPU platziert war und etwa die Hälfte der Grafikkarte bedeckte. Diese Kühlplatte gab bereits optisch einen ersten Hinweis auf die enorme Hitze, die Nvidia bei der GeForce GTX 480 abführen musste. Von der GPU selbst führten fünf Heatpipes die Abwärme an den Kühlkörper ab. Ein 65-mm-Radiallüfter saugte Frischluft aus dem Gehäuse an und führte sie aus dem Gehäuse heraus. Ein zweiter optischer Hinweis auf die benötigte Kühlleistung waren die zwei Lüftungsschlitze im PCB der Grafikkarte, die für mehr Luftzufuhr zu dem Lüfter sorgen sollten.

In puncto Anschlüsse standen zwei Dual-Link-DVI- sowie ein Mini-HDMI-Anschluss bereit, wobei Nvidia vollständig auf DisplayPort verzichtete. Im Vergleich zur Konkurrenz von AMD konnte die GeForce GTX 480 auch maximal zwei Monitore gleichzeitig ansprechen, sodass für ein 3D-Vision-Surround-Setup mindestens ein SLI-Gespann aus zwei Grafikkarten genutzt werden musste.

Schnell aber schrecklich

Mit der GeForce GTX 480 eroberte Nvidia die Leistungskrone zurück von AMD, die zuvor mit der Radeon HD 5870 die schnellste Single-GPU-Grafikkarte stellten. Der Vorsprung betrug im Durchschnitt jedoch lediglich 4 bis 18 Prozent, je nach gewählter Auflösung und Einstellungen. Gegenüber dem direkten Vorgänger – der GeForce GTX 285 – konnte die GeForce GTX 480 aber im Mittel um satte 50 bis 64 Prozent zulegen. Etwas differenzierter sahen die Ergebnisse speziell im Bezug auf Direct X11 aus – hier konnte die GeForce GTX 480 mit 16 bis 22 Prozent etwas mehr gegenüber der Radeon HD 5870 zulegen.

Rating
Rating – 1680x1050
    • ATi Radeon HD 5970
      107,1
    • Nvidia GeForce GTX 480
      100,0
    • ATi Radeon HD 5870
      86,7
    • Nvidia GeForce GTX 295
      82,9
    • ATi Radeon HD 5850
      70,7
    • ATi Radeon HD 5830
      61,6
    • Nvidia GeForce GTX 285
      58,6
    • Nvidia GeForce GTX 275
      55,3
    • ATi Radeon HD 4890
      53,0
    • ATi Radeon HD 5770
      49,2
    • Nvidia GeForce GTX 260
      47,9
    • ATi Radeon HD 4870
      47,8
    • ATi Radeon HD 5750
      41,7
    • Nvidia GeForce GTS 250
      41,3
    • ATi Radeon HD 4770
      37,3
    • Nvidia GeForce 9800 GT
      33,1
    • ATi Radeon HD 5670
      30,0
    • Nvidia GeForce GT 240
      25,8
Einheit: Prozent, Arithmetisches Mittel

Hammerhart kam es bei den B-Noten. Hier versagte die GeForce GTX 480 auf ganzer Linie. Die Lautstärke war mit 68,5 dB(A) unter Last astronomisch hoch und übertraf selbst die Dual-GPU-Grafikkarten GeForce GTX 295 und Radeon HD 5970. Trotz dieses ohrenbetäubenden Lärms lag die GPU-Temperatur unter Last bei 93 °C und somit ebenfalls an der Spitze des Testfeldes. Kombiniert brachten diese beiden Eigenschaften dem offiziell Fermi getauften Chip den Codenamen „Thermi“ ein und weckten Assoziationen zu Nvidias GeForce FX 5800 Ultra, die oft als „Föhn“ verhöhnt wurde. Mit der Leistungsaufnahme unter Last schoss die Nvidia GeForce GTX 480 den Hattrick in den schlechtesten B-Noten und lag mit einer Leistungsaufnahme des Gesamtsystems von 452 Watt abermals an der Spitze und ließ sogar wieder die Dual-GPU-Grafikkarten hinter sich.

Diagramme
Lautstärke
  • Idle – Windows:
    • ATi Radeon HD 4870
      41,0
    • ATi Radeon HD 5870
      41,0
    • Nvidia GeForce 9800 GT
      41,0
    • ATi Radeon HD 4770
      42,5
    • ATi Radeon HD 5970
      42,5
    • ATi Radeon HD 5850
      43,5
    • Nvidia GeForce GTX 480
      44,0
    • ATi Radeon HD 5830
      44,5
    • ATi Radeon HD 5670
      45,0
    • Nvidia GeForce GTX 285
      45,5
    • ATi Radeon HD 5750
      46,0
    • ATi Radeon HD 5770
      47,0
    • ATi Radeon HD 4890
      47,5
    • Nvidia GeForce GTX 260
      47,5
    • Nvidia GeForce GTX 275
      47,5
    • Nvidia GeForce GT 240
      48,5
    • Nvidia GeForce GTX 295
      52,5
    • Nvidia GeForce GTS 250
      56,0
  • Last:
    • Nvidia GeForce 9800 GT
      46,0
    • ATi Radeon HD 4770
      47,5
    • Nvidia GeForce GTX 260
      49,5
    • ATi Radeon HD 4870
      50,5
    • ATi Radeon HD 5670
      50,5
    • ATi Radeon HD 5750
      50,5
    • Nvidia GeForce GTX 275
      51,5
    • ATi Radeon HD 5770
      52,0
    • ATi Radeon HD 5830
      53,0
    • ATi Radeon HD 5870
      54,0
    • Nvidia GeForce GTX 285
      54,0
    • ATi Radeon HD 5850
      55,5
    • Nvidia GeForce GT 240
      55,5
    • Nvidia GeForce GTS 250
      56,0
    • ATi Radeon HD 5970
      59,5
    • ATi Radeon HD 4890
      64,0
    • Nvidia GeForce GTX 295
      65,0
    • Nvidia GeForce GTX 480
      68,5
Einheit: dB(A)

Fazit

Mit der GeForce GTX 480 erzielte Nvidia zwar neue Spitzenwerte in den Benchmarks und konnte AMDs Radeon HD 5870 überholen, das erkaufte der Hersteller aber teuer mit neuen Rekorden bei der Lautstärke, Temperatur und Leistungsaufnahme. Mit einem Preis von 480 Euro war die GeForce GTX 480 zudem gute 100 Euro teurer als die Radeon HD 5870, wodurch das Preis-Leistungs-Verhältnis bei der AMD Grafikkarte besser ausfiel. Wer unbedingt die schnellste Grafikkarte haben oder aus einem anderen Grund bei Nvidia einkaufen wollte, für den war die GeForce GTX 480 richtig. Allen anderen Anwendern war zumindest von dem Referenzdesign aufgrund der schrecklichen B-Noten abzuraten. Deutlich besser sah es hier bei der nur unwesentlich langsameren Radeon HD 5870 aus.

In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:

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