Bis zu 450 GB auf einem Blatt Papier
Ein erst 24 Jahre alter Student aus Indien hat angeblich ein revolutionäres Verfahren zur Speicherung großer Datenmengen entwickelt. Mit seiner „Rainbow“ getauften Technik soll es dabei möglich sein, bis zu 450 Gigabyte Daten auf einem einzigen Blatt Papier zu speichern. Dies berichtet der englischsprachige Dienst Arab News.
Zur Zeit besucht er das „Muslim Educational Society College“ in der indischen Stadt Kerala und hat dort laut eigenen Angaben das neue Verfahren entwickelt. Zu Nutzen macht er sich dabei ein einfaches wie auch revolutionäres Prinzip, denn er „speichert“ die Daten einfach über einen farbigen Code auf dem Papier. Wie bei der ersten Präsentation anwesende Journlisten berichten, sah man auf dem dort ausgestellten Papier Kreise, Rechtecke und Dreiecke in verschiedenen Anordnungen und Farben.
Bei diesem Event führte der Student auch vor, wie er ein insgesamt 45 Sekunden langes Video von einer Papierseite abspielte und wie sich 432 Seiten Text auf einer Fläche von vier Quadratzoll speichern ließen. Das System nutze dabei einfaches Papier und die unterschiedliche Anordnung von geometrischen Formen in verschiedenen Farben. Die Rainbow Technology sei darüber hinaus sehr kostengünstig, weil als Datenspeicher einfaches Papier genutzt werden könne. Über kurz oder lang könne der Entwickler Sainul Abideen sich vorstellen, dass in der Produktion teurere optische Speichermedien durch seine Entwicklung abgelöst werden könnten.
Zum Auslesen der Daten brauche man lediglich einen Farbscanner und eine spezielle Software. Möglich wurde diese Technik wohl auch durch den technischen Fortschritt bei Scannern, die in den vergangenen Jahren stark an Genauigkeit zugelegt haben. Durch den weiteren Fortschritt bei der Auflösung von Farbscannern möchte der Student in den kommenden Jahren noch höhere Datendichten erzielen können. So berichtet Arab News weiter, dass er es sich als Ziel gesetzt habe, in Zukunft bis zu 450 Gigabyte auf einem Stück Papier zu speichern.
Ist die Serienreife erst einmal erreicht, soll die Technologie unter dem Namen „Rainbow Versatile Disc“ (RVD) firmieren und zwischen 90 und 450 Gigabyte Daten aufnehmen. Ein weiteres Einsatzgebiet sei die „Rainbow Card“, auf die der Student maximal 5 Gigabyte speichern möchte. Diese kleinen Datenträger sollen laut seinen Aussagen über kurz oder lang Laufwerke in Notebooks ersetzen. Die Produktionskosten eines solchen Mediums soll sich dabei im Bereich von weniger als einem Cent bewegen. Auch Zeitschriften soll dank der Rainbow Technology in Zukunft ohne plastikhaltige Beilagen auskommen und Software etc. einfach auf einer Seite abdrucken können. Als weiteres Einsatzgebiet skizzierte Abideen große Datenbanken. So könne er es sich vorstellen, eine solche mit einer maximalen Kapazität von 123,6 Petabyte zu konstruieren.
Derzeit befindet sich die neue Technologie allerdings noch in der Erprobungsphase. Auch habe sich bislang noch kein Unternehmen bei ihm gemeldet, das die neue Technik lizenzieren wolle, so Arab News. Dennoch sei sich Abideen sicher, dass sich seine Technologie in Zukunft durchsetzen werde und arbeitet derzeit an einem Scanner, der klein genug ist, um in problemlos in ein Notebook zu integrieren. Als nächster Schritt wäre dann ein entsprechender Drucker an der Reihe.
Update vom 27. November 16:15 Uhr:
Wie auf zahlreichen anderen Webseiten – darunter Ars Technica – und auch in den Kommentaren zu diesem Artikel bemerkt wird, ist der Wahrheitsgehalt dieser neuen Technologie durchaus fragwürdig. Dabei wird unter anderem die Rechnung aufgestellt, in der die Auflösung des Druckes und eines Scanners im Verhältnis zu der Graustufen- und Farbauflösung gestellt wird.
So wird das Blatt bei dieser Rechnung lediglich zweidimensional betrachtet und die somit erzielbare Datendichte ist in der Tat wesentlich geringer. Außer Acht gelassen wird dabei allerdings die verwendete Codierung, zu der sich der Entwickler möglicher weise bewusst bislang ausschwieg. Durch den Einsatz recht einfach gestrickter geometrischer Formen dürfte es sich dabei allerdings um eine Art dreidimensionale Codierung auf einem zweidimensionalen Medium handeln. Ein ähnliches Verfahren nutzt auch die in den letzten Jahren entwickelte Technik zur holographischen Datenspeicherung.