AMD bringt 20 neue Prozessoren mit bis zu 12 Kernen
AMD bläst zur großen Frühjahrsoffensive! Mit nicht weniger als 20 neuen Prozessoren mit vier bis zwölf Kernen will der Prozessorhersteller die in den vergangenen Monaten verlorenen Marktanteile im margenträchtigen Serversegment zurückerobern. Dafür hat man mehr als nur einige Neuerungen im Programm.
„Magny Cours“ lautet der Codename für die CPUs, der bereits seit einigen Jahren auf jeder Roadmap von AMD auftaucht. Mit dem heutigen Tag sind die Prozessoren mit bis zu zwölf Kernen Realität, die dafür die neue „Opteron 6100“-Serie bilden. Direkt darunter gibt es ebenfalls neue Modelle, die auf den Codenamen „Lisbon“ hören und als Opteron 4100 an den Start gehen. Diese CPUs arbeiten mit vier und sechs Kernen und haben viel mehr mit der 6100-Serie gemein, als man denkt.
Die „Lisbon“ respektive älteren „Istanbul“ bilden die Grundlage aller neuen Prozessoren, die AMD heute vorstellt. Denn die „Magny Cours“ sind am Ende das Ergebnis, wenn man zwei Dies eines Sechs-Kern-Prozessors mit einer Größe von jeweils 346 mm² und jeweils 904 Millionen Transistoren auf einem Package unterbringt. Dabei fällt auf, dass „Lisbon“ und der Vorgänger „Istanbul“ in Bezug auf die Anzahl der Transistoren und auch der Fläche identisch groß ausfallen. In den „Lisbon“ und damit auch in den zusammengesetzten „Magny Cours“ fließen aber die letzten Updates inklusive eines neuen Steppings von AMD ein, was sich in diversen Punkten bemerkbar machen soll. Die Vorgehensweise zwei Dies auf einem Package unterzubringen, ist in der Prozessorwelt keine Unbekannte, beispielsweise hat Intel jahrelang seine Quad-Core-Prozessoren aus zwei Zwei-Kern-Modellen zusammengesetzt. AMD garniert das Zusammensetzen zum „Magny Cours“ aber mit einigen weiteren technischen Verbesserungen, die am Ende auf ein sehr voluminöses und leistungsstarkes Package hinauslaufen, dass in den neuen Sockel G34 mit satten 1.944 Kontaktflächen passt.
Die „Magny Cours“ bilden mit bis zu zwölf Kernen und ihren Quad-Channel-Speichercontrollern die Speerspitze der neuen Serverprozessoren. Jeder Prozessor kann bis zu 12 Speicherriegel ansprechen, was in einer Vier-Sockel-Konfiguration auf 48 Module hinausläuft. Dabei unterstützt man bis zu DDR3-1333, doch auch Low-Voltage-Speicher mit 1,35 Volt kann im Betrieb von DDR3-1066 eingesetzt werden. Die Besonderheit der „Maranello“-Plattform, für die die „Magny Cours“ ausgelegt sind, ist die Kommunikation der CPUs untereinander. Während bisherige Opteron in einem Ring mit dem nächsten Prozessor kommuniziert haben, kann durch eine neue Direktverbindung jeder Prozessor die drei anderen ohne Umweg ansprechen. Vier HyperTransport-3.0-Links können dabei maximal für eine Bandbreite von bis zu 102,4 GByte/s pro Prozessor sorgen. Dieses System ist auch bereits darauf ausgelegt, zukünftige Prozessoren aus dem Hause AMD mit 16 Kernen, Codename „Interlagos“, zu unterstützen, die mit der „Bulldozer“-Generation ab 2011 eingeführt werden sollen. Heute stellt AMD jedoch erst einmal zehn Prozessoren für Systeme mit bis zu vier Prozessoren vor, wovon fünf mit acht und weitere fünf Modelle mit zwölf Kernen erhältlich sein werden:
Modell | Codename | Takt | Kerne | L2- / L3-Cache | HT-Link | Sockel | ACP | DDR3-Speicher | Preis |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
6176 SE | Magny Cours | 2,3 GHz | 12 | 6 MB / 12 MB | 1,8 GHz | G34 | 105 W | DDR3-1333 | $1.386 |
6174 | Magny Cours | 2,2 GHz | 12 | 6 MB / 12 MB | 1,8 GHz | G34 | 80 W | DDR3-1333 | $1.156 |
6172 | Magny Cours | 2,1 GHz | 12 | 6 MB / 12 MB | 1,8 GHz | G34 | 80 W | DDR3-1333 | $989 |
6168 | Magny Cours | 1,9 GHz | 12 | 6 MB / 12 MB | 1,8 GHz | G34 | 80 W | DDR3-1333 | $744 |
6136 | Magny Cours | 2,4 GHz | 8 | 4 MB / 12 MB | 1,8 GHz | G34 | 80 W | DDR3-1333 | $744 |
6134 | Magny Cours | 2,3 GHz | 8 | 4 MB / 12 MB | 1,8 GHz | G34 | 80 W | DDR3-1333 | $523 |
6128 | Magny Cours | 2,0 GHz | 8 | 4 MB / 12 MB | 1,8 GHz | G34 | 80 W | DDR3-1333 | $266 |
6164 HE | Magny Cours | 1,7 GHz | 12 | 6 MB / 12 MB | 1,8 GHz | G34 | 65 W | DDR3-1333 | $744 |
6128 HE | Magny Cours | 2,0 GHz | 8 | 4 MB / 12 MB | 1,8 GHz | G34 | 65 W | DDR3-1333 | $523 |
6124 HE | Magny Cours | 1,8 GHz | 8 | 4 MB / 12 MB | 1,8 GHz | G34 | 65 W | DDR3-1333 | $455 |
Das schnellste Modell mit zwölf Kernen wird auf einen Takt von 2,3 GHz vertrauen können. Dafür gibt ihm AMD eine ACP von 105 Watt mit auf den Weg, was nach älteren Dokumenten (PDF), die für Quad-Core-Server-Prozessoren gedacht sind, eine TDP von 137 Watt bedeutet. Für die ACPs von 80 und 65 Watt hat AMD noch keine Informationen bereitgestellt, bisher gab es nur die Varianten 75 und 55 Watt, welche eine TDP von 115 und 79 Watt bedeuteten. In den beiden Kategorien mit niedriger ACP sind alle Acht-Kern-Modelle angesiedelt, ein Zwölf-Kern-Prozessor mit 1,7 GHz ist ebenfalls mit von der Partie. Zudem steht dem Flaggschiff der Acht-Kern-Prozessoren in Form des Opteron 6136 mit 2,4 GHz ein leicht schnellerer Takt bei geringerer ACP zur Verfügung. Weiterhin zeigt sich, dass bei den Acht-Kern-Prozessoren der L3-Cache nicht angerührt wurde, er ist bei allen Modellen insgesamt 12 MByte groß, während jedem Kern 512 KByte L2-Cache zu Seite stehen.
Die zweite große Serie sind die „Lisbon“-Prozessoren mit ebenfalls nicht weniger als zehn Modellen. Acht davon basieren zum Start auf sechs und zwei weitere CPUs auf vier Kernen. Da der Die der „Lisbon“ letztendlich ja identisch ist, sind auch die technischen Spezifikationen nahezu die gleichen. In Zahlen ausgedrückt heißt dies auch weiterhin, dass pro Kern 512 KByte L2-Cache zur Verfügung stehen, der gemeinsam genutzte L3-Cache ist 6 MByte groß. Auch bei den Vier-Kern-Ablegern wird die Größe des L3-Caches beibehalten. In den weiteren Punkten sind die „Lisbon“ quasi genau ein halber „Magny Cours“ – logisch – sind die „Magny Cours“ doch eigentlich zwei „Lisbon“. Statt vier Speicherkanälen gibt es zwei, statt vier HyperTransport-Links unterstützen die „Adelaide“- und „San Marino“-Plattformen ebenfalls nur zwei Links pro CPU. Als Speicher unterstützt man in 1- oder 2-Sockel-Konstellationen maximal DDR3-1333, was gleichermaßen für Standard- und Low-Voltage-Spezifikationen gilt. Da die gesamte Technik deutlich weniger Platz benötigt, kommt mit dem Sockel C32 auch ein kleiner Ableger des G34 mit noch 1.207 Kontaktflächen zum Einsatz.
Modell | Codename | Takt | Kerne | L2- / L3-Cache | HT-Link | Sockel | ACP | DDR3-Speicher | Preis |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
4186 | Lisbon | 2,9 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 2,2 GHz | C32 | ? | DDR3-1333 | $455 |
4184 | Lisbon | 2,8 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 2,2 GHz | C32 | ? | DDR3-1333 | $316 |
4180 | Lisbon | 2,6 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 2,2 GHz | C32 | ? | DDR3-1333 | $188 |
4130 | Lisbon | 2,6 GHz | 4 | 2 MB / 6 MB | 2,2 GHz | C32 | ? | DDR3-1333 | $125 |
4122 | Lisbon | 2,2 GHz | 4 | 2 MB / 6 MB | 2,2 GHz | C32 | ? | DDR3-1333 | $99 |
4176 HE | Lisbon | 2,4 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 2,2 GHz | C32 | ? | DDR3-1333 | $377 |
4174 HE | Lisbon | 2,3 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 2,2 GHz | C32 | ? | DDR3-1333 | $255 |
4170 HE | Lisbon | 2,1 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 2,2 GHz | C32 | ? | DDR3-1333 | $174 |
4164 EE | Lisbon | 1,8 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 1,8 GHz | C32 | ? | DDR3-1333 | $698 |
4162 EE | Lisbon | 1,7 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 1,8 GHz | C32 | ? | DDR3-1333 | $316 |
Die Preisgestaltung für die Sechs-Kern-Prozessoren kann sich durchaus sehen lassen. Das Modell mit 2,6 GHz kostet lediglich 188 US-Dollar, was die bereits durchgesickerten Preise für die Desktop-Prozessoren mit sechs Kernen nahezu bestätigen könnte. Auch dort ist angeblich ein Modell mit 2,8 GHz für um die 200 US-Dollar im Anmarsch, welcher zwar auf dem „Thuban“ basiert, bei dem es sich aber letztendlich wohl nur um einen minimal veränderten „Lisbon“ handelt – die quasi nicht vorhandenen Unterschiede der Konkurrenz von „Westmere-EP“ für Server zu „Gulftown“ im Desktop lassen grüßen. Die gesamte „Lisbon“-Serie soll neben hohen Taktraten vor allem durch eine geringe Leistungsaufnahme punkten, die vorab bereits mit gerade 6 Watt pro Prozessorkern beworben wurde. Diese wichtigen ACP- oder auch TDP-Werte wurden heute aber leider nicht bekannt gegeben, da man den Fokus auf die „Magny Cours“-Plattform legt. Die „Lisbon“ sollen erst in einigen Tagen offiziell vom Stapel laufen – dann wohl auch mit näheren Angaben zur ACP respektive TDP. Gegenüber einem 1,8 GHz schnellen „Istanbul“ mit sechs Kernen und einer ACP von 40 Watt (60 Watt TDP) kann sich der neue „Lisbon“ mit 1,7 GHz in der Disziplin des Stromsparens laut AMD sehen lassen:
Von den Opteron 6100 hat man vorab auch einige Performance-Vorhersagen und frühe Benchmarks veröffentlicht. Gegenüber den bisherigen Sechs-Kern-Prozessoren skalieren die Modelle mit zwölf Kernen nahezu linear, das Performance-zu-Watt-Verhältnis ist deutlich gestiegen. Die Vergleiche zu Intel sollte man jedoch mit gebührendem Abstand betrachten, da dort unter anderem ACPs und TDPs verglichen werden. Über den Preis dürften die AMD-Prozessoren aber in jedem Fall punkten, wie das neue Schema auch darlegt.
Lauffähige Systeme mit den neuen Opteron wurden bereits zur CeBIT vor vier Wochen gezeigt, dort gab es von AMD auch einen ersten Überblick zu den neuen Prozessoren. Die Impressionen von der Pressekonferenz und einigen lauffähigen Systemen sind in den beiden folgenden Bilderstrecken enthalten.