CeBIT06: Intel zeigt, wie schlecht Paxville ist
Seit dem Intel Developer Forum Fall 2005 steht bei Intel nicht länger die Performance alleine, sondern vielmehr die Performance pro Watt im Rampenlicht. Im Rahmen dieser Veranstaltung präsentierte Intel Folien, wie sich die Leistung pro Watt mit den zukünftigen Produktgeneration verändern würde.
Das interessante dabei: Während bei Notebooks mit Yonah und Merom ein eher linearer Anstieg zu beobachten war, explodieren die Performance pro Watt-Werte im Desktop- und Server-Segment förmlich. Ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen, zeigten die Grafiken schlicht auf, wie schlecht (bzw. vernachlässigt) diese beiden Produktzweige doch eigentlich sind. Einzig die Performance stand im Vordergrund und das führte zu Rekorden beim Stromverbrauch.
Mittlerweile hat Intel bekanntlich die Notbremse gezogen. Die im Desktop und kleinen Servern eingesetzte Netburst-Architektur (Pentium 4) gehört der Vergangenheit an. Bereits im dritten Quartal dieses Jahres stehen Produkte auf Basis der neuen Core-Architektur auf dem Plan, die zu großen Teilen auf der Banias-Architektur (Pentium M) basiert und mit Performance pro Watt im Fokus entwickelt wurde. Die für dieses Jahr zu erwartenden Prozessoren tragen die Codenamen Conroe (Desktop) und Woodcrest (2-Wege-Xeon). 2007 folgen Quad-Core-Chips für Highend-Desktops (Kentsfield) und kleine Server (Clovertown).
Mit Produkten auf Basis der Core-Architektur wird der Stromverbrauch bei Desktop-Prozessoren von derzeit bis zu 130 Watt auf 65 Watt halbiert. Der Verbrauch der Server-Produkte sinkt von 130 auf 80 Watt. Die Low-Voltage-Version des Woodcrest wird mit 40 Watt zu überzeugen wissen.
Um die Wartezeit auf die kommenden, sparsameren Prozessoren zu verkürzen, hatte Intel im Herbst letzten Jahres mit dem Sossaman einen besonders stromsparenden Xeon LV angekündigt. Dieser Prozessor ist mit dem im Notebook Anfang Januar eingeführten Yonah (Core Duo)-Prozessor verwandt. Er besitzt denselben Sockel 479, kann aufgrund eines anderen Pin-Routings über PAE jedoch 36-Bit breit Speicher adressieren. Ansonsten ist er im Feature-Umfang wie auch im Stromverbrauch identisch: Nicht mehr als 31 Watt soll er verbrauchen. Leider hat er den im Server-Bereich gewichtigen Nachteil, dass er kein 64-Bit (EM64T) unterstützt. Der Xeon LV wird ab der nächsten Woche mit 2,0 GHz für einen Preis von 519 US-Dollar verfügbar sein. Er ist auf dem Lindenhurst-Chipsatz (E7520) zu Hause und wurde für Blade-Anwendungen entwickelt.
Jetzt, wo alle Welt weiß, dass die Hitze ein Ende haben wird, demonstriert Intel, wie „schlecht“ der derzeitige, in 90 nm gefertigte Dual-Core-Xeon mit 2,8 GHz (Paxville DP) doch eigentlich ist. Wir hatten bereits im August letzten Jahres die Möglichkeit, ein Sossaman-System zu „vermessen“, nun folgen die offiziellen Werte von Intel.
Das Ergebnis ist eindrucksvoll. Das System mit Dual-Xeon LV 2,0 GHz (Sossaman) verbraucht im Idle gut 100 Watt weniger als der Konkurrent mit Dual Dual-Core Xeon 2,8 GHz (Paxville DP). Unter Last vergrößert sich die Schere auf über 260 Watt. Zu allem Übel ist das Sossaman-System auch noch schneller! Im Cinebench stehen 768 Punkte (Paxville) 958 Punkten (Sossaman) gegenüber. Während die Lüfter beim Paxville im Cinebench aufbrausten, besitzt das Sossaman-System – weil nicht notwendig – nicht einmal eine Lüftersteuerung. Deklassiert!
Erfreulicherweise sind die Produkte auf Basis der Core-Architektur bei gleichem Takt noch einmal 20 Prozent schneller als ein Sossaman, wie Tests am eng verwandten Merom zeigen.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass vor dem Woodcrest-Workstation-Prozessor (der erst im dritten Quartal dieses Jahres erscheint) noch Ende des Monats mit der Auslieferung eines Netburst-basierten Produkts begonnen werden soll. Die breite Verfügbarkeit soll im Q2 2006 sichergestellt sein. Der Prozessor hört auf den Codenamen Dempsey und wird als Xeon 5000-Familie am Markt Einzug halten. Er wird in 65 nm gefertigt und bietet unter anderem 4 MB L2-Cache. Weitere Informationen stehen bereits bei Intels Spec Info Finder bereit.
Das Wichtige am Dempsey (für Sockel 771) ist, dass Intel mit ihm die Bensley-Plattform und damit einhergehend auch einen neuen Mainboard-Chipsatz (Blackford) vorstellt. Dieser für 2-Wege-Server entwickelte Chipsatz stellt nun jedem Prozessor einen eigenen (bis zu FSB1333 schnellen) Frontside-Bus zur Verfügung und unterstützt darüber hinaus FB-DIMM. Bensley stellt ebenfalls die Heimat des Woodcrest dar.