EU-Vergleich: In Deutschland zahlt man die höchsten Internetpreise

Andreas Frischholz
244 Kommentare
EU-Vergleich: In Deutschland zahlt man die höchsten Internetpreise
Bild: Deutsche Telekom

Wenn man die Preise pro Mbit/s berechnet, zahlt man in Deutschland EU-weit am meisten für Internetanschlüsse, so eine Analyse des Vergleichsportals Verivox. Einer der Gründe: Die in Deutschland noch weit verbreiteten DSL-Anschlüsse.

Am wenigstens zahlen der Analyse zufolge die Internetnutzer in Rumänien. Dort liegen die Kosten pro Mbit/s bei 0,01 Euro. 3 Cent pro Mbit sind es in Polen und der Slowakei, unterhalb von 10 Cent liegen insgesamt 13 Länder, darunter Italien, Frankreich, Spanien und Portugal. Am zweit- und drittteuersten sind die Preise in Belgien und Österreich mit jeweils 0,35 Euro pro Mbit/s. In Deutschland zahlt man dann 1,00 Euro pro Mbit/s. Der EU-Durchschnittspreis beträgt 18 Cent je Mbit.

Wenn man noch die europäischen Staaten Island, Norwegen, Schweiz und das Vereinigte Königreich in die Analyse aufnimmt, kommt nur die Schweiz auf einen höheren Wert als Deutschland – mit 1,99 Euro pro Mbit/s.

Methodik: Vergleich von Tarifen

Die Berechnungen stammen von dem britischen Portal Bestbroadbanddeals.co.uk, das die Preise für Festnetz-Internetanschlüsse europaweit erfasst hat. Die Daten stammen vom September und Oktober 2023, verglichen wurden bis zu 40 Tarife pro Land, die alle Bandbreiten umfassen – in Deutschland waren es 37. Ausgehend von diesen Tarifen wurden die Kosten pro Mbit/s berechnet und der Median für den Durchschnittspreis verwendet, der alle monatlichen Kosten für einen Anschluss umfasst.

Die Kaufkraft wurde in der Analyse nicht erfasst. Laut Verivox änderte diese aber nichts Wesentliches an den Ergebnissen. Im EU-27-Ranking liegt Deutschland auf Rang 8 bei der Kaufkraft, diese damit etwa doppelt so stark wie in Bulgarien oder Griechenland, aber niedriger als in Österreich und Belgien – und dort sind die Mbit/s-Preise nur ein Drittel so hoch.

Verivox: Glasfaser-Rückstand und Telekom-Vormacht als Ursache

Dem Verivox-Experten Jörg Schamberg zufolge ist die Wettbewerbssituation in Deutschland einer der Gründe für die hohen Preise. Viele Anbieter sind noch darauf angewiesen, Anschlüsse über das Netz der Telekom zu schalten, der Konzern habe aber lange an der veralteten DSL-Technik festgehalten. „Deutschland ist nicht nur hochpreisig unterwegs, sondern droht auch beim zukunftsweisenden Umstieg von Kupfer- auf Glasfaserleitungen den Anschluss zu verpassen“, erklärt Schamberg. Ein Abschalttermin für DSL sei nicht vor den 2030er-Jahren zu erwarten, was „viel zu spät“ sei.

Andere Länder wären bereits wesentlich weiter, Portugal und Schweden hätten praktisch eine Vollversorgung. In Deutschland sei der Markt hingegen immer noch schwierig, was auch am schlechten Ruf angesichts der Probleme liege. Schamberg: „Viele Menschen sehen mehr Hürden als Chancen beim Umstieg auf Glasfaser.“ Die neue Bundesregierung müsse daher gegensteuern, nötig wären etwa Kampagnen, die für den Glasfaserausbau werben.

Glasfaser kostet weniger pro Mbit/s

Glasfasertarife bieten laut Verivox zudem das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Einer Analyse des Vergleichsportal vom November 2024 zufolge sind diese bei derselben Leistung um 47 Prozent günstiger als DSL-Anschlüsse.

Generell ist es ein Ergebnis, das sich auch in der ComputerBase-Analyse zeigte. Wenn man den Mbit/s pro Euro als Maßstab nimmt, sind Glasfaseranschlüsse (und auch Kabelanschlüsse) deutlich günstiger als DSL-Tarife. Der Haken ist aber: Günstig sind die Tarife oft nur zu den reduzierten Preisen, die Netzbetreiber innerhalb der ersten zwölf Monate nach Vertragsabschluss gewähren. Danach steigen die Kosten, bei Anschlüssen im Bereich von 250 bis 300 Mbit/s ist man bereits im Bereich von rund 50 Euro pro Monat.

Mit Blick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis ist das deutlich günstiger als DSL-Tarife, die selbst im Einsteigerbereich von 16 Mbit/s bereits über 30 Euro kosten. Doch die Preise sind teurer als das, was man in der Vergangenheit gewohnt war.

Wo gibt es GeForce RTX 5000 und Radeon RX 9000 zu kaufen? Unser RTX-50-Verfügbarkeits-Check und der RX-9000-Verfügbarkeits-Check informieren über aktuelle Listungen.
Nvidia GTC 2025 (17.–21. März 2025): Alle News auf der Themenseite!