Homes Passed: Glasfaserausbauquote in Deutschland bei knapp 50 Prozent

Deutliche Fortschritte beim Glasfaserausbau vermeldet der Breitbandverband Breko, mittlerweile befinden sich 48 Prozent der Anschlüsse auf Homes-Passed-Niveau. Wenn das Wachstum weitergehen soll, müsse die nächste Bundesregierung die richtige Schritte ergreifen.
Es geht voran
Die Zahlen stellte Prof. Jens Böcker von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bei der Eröffnung des Glasfaser-Kongresses Fiberdays 2025 sowie in einem Pressegespräch vor. Unterschieden wird in den Glasfaserstatistiken zwischen Anschlüssen, die am Gebäude liegen („Homes Passed“), einem tatsächlich angebundenen Gebäude („Homes Connected“) und einem aktivierten Anschluss („Homes Activated“). Die Zahlen umfassen Privathaushalte, Unternehmen und Behörden.
Homes Passed | Homes Connected | Homes Activated | |
---|---|---|---|
Anschlüsse | 22,5 Millionen | 11,3 Millionen | 5,9 Millionen |
Telekom | 39 Prozent | 30 Prozent | 23 Prozent |
Wettbewerber | 61 Prozent | 70 Prozent | 77 Prozent |
Mit den 22,5 Millionen Anschlüssen lagt die Glasfaserausbauquote („Homes passed“) Ende 2024 bei 48,8 Prozent – ein Plus von 9,1 Prozent zum Vorjahr. Die auf den Homes-Connected-Anschlüssen basierende Glasfaseranschlussquote stieg auf 24,5 Prozent, ein Wachstum von 4,1 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Die Take-up-Rate – also die Haushalte, die einen verfügbaren Anschluss („Homes passed“) tatsächlich buchen – liegt bei 26 Prozent. Das ist im Prinzip dieselbe Quote wie in den letzten Jahren. Die Nachfrage nach den Anschlüssen bleibt also eines der Themen. Bemerkenswert ist an dieser Stelle aber: Während die Wettbewerber der Telekom auf 33 Prozent kommen, schaltet die Telekom nur 16 Prozent der potenziellen Glasfaser-Haushalte.
Was von der kommenden Bundesregierung erwartet wird
Das Ziel der alten Ampel-Koalition war, bis 2025 die Hälfte der Haushalte an das Glasfasernetz anzuschließen. Dieses Ziel wird man laut Breko erreichen. Ob der vollständige Ausbau bis 2030 gelingt, wird allerdings bezweifelt. Der Grund: Insbesondere die letzten Prozente sind schwierig umzusetzen. „Die weitere Entwicklung des Ausbaus steht und fällt aber mit dem Investitionsklima. Auch die Politik muss hierfür investitions- und wettbewerbsfreundliche Bedingungen schaffen“, so Böcker.
Derzeit laufen die Koalitionsverhandlungen von CDU/CSU und SPD, Forderungen richten sich also an die kommende Bundesregierung. Wo die Richtung hingeht, zeigt bereits das Papier zur Digitalpolitik aus den ersten Verhandlungsrunden, das Netzpolitik.org veröffentlicht hat. Der Inhalt zum Thema Glasfaser: Das Ziel ist nun, den flächendeckenden FTTH-Ausbau bis in jede Mitwohnung „entscheidend“ voranzubringen. Beim Ansatz gelte „Markt vor Staat“, Förderprogramme sollen nur dort ansetzen, wo kein „marktgetriebener Ausbau“ möglich ist.
Was die Koalitionäre fordern, steht zunächst zudem, was der Breko und andere Unternehmen auf dem Fiberday fordern. Zu den zentralen Wünschen des Breitbandverbands zählen:
- Faire Investitionsbedingungen
- Weniger Bürokratie und schnellere Genehmigungen
- Ein Regelwerk für Abschaltung der Kupfernetze
- Begrenzte und effiziente Förderprogramme
Weniger Bürokratie ist als Stichwort alltäglich. Was der Breko dazu konkret fordert: Der Glasfaserausbau soll als „überragendes öffentliches Interesse“ eingestuft werden, damit die Vorhaben höher priorisiert werden. Ein entsprechender Passus findet sich auch im Papier von CDU/CSU und SPD. Ein weiterer Vorschlag aus dem Verband: Ausbauprojekte künftig nur noch als anmeldepflichtig statt genehmigungspflichtig einstufen – das erleichtere ebenfalls die Verfahren in den Kommunen.
Förderprogramme kritisiert der Verband seit geraumer Zeit als wenig effizient, der eigenwirtschaftliche Ausbau gehe wesentlicher schneller. Statt möglichst viel zu fördern, solle sich der Bund auf die Regionen konzentrieren, in denen sich der Ausbau für private Unternehmen tatsächlich nicht lohnt.
Wie langsam der Ausbau läuft, zeigt ein Blick auf die Fördergelder, die bislang abgerufen worden. Denn der Bund zahlt erst, wenn ein Projekt abgeschlossen ist. Das Resultat: 21,6 Milliarden Euro beträgt das Fördervolumen, tatsächlich ausbezahlt wurden 5,6 Milliarden Euro.
Strategischer Überbau: Unmut über Bundesnetzagentur
Was sowohl der Breko als auch Unternehmen wie die Deutsche Glasfaser fordern, sind faire Investitionsbedingungen. Ein besonderes Ärgernis im Markt bleibt dabei der strategische Überbau. Der Vorwurf: Die Deutsche Telekom sabotiere mutwillig konkurrierende Ausbauprojekte, in denen Glasfaserprojekte gezielt in Regionen angekündigt werden, in denen andere Unternehmen ausgebaut haben oder ausbauen wollen. Die Telekom bestreitet die Vorwürfe.
Bereits vor einem Jahr hat die Bundesnetzagentur einen Zwischenbericht vorgelegt. Danach folgte aber nichts, die Branche wartet seitdem auf weitere Schritte oder eine Entscheidung. Ein Vorgehen, dass die Deutsche Glasfaser – die selbst Hunderte Fälle gemeldet hat – deutlich kritisiert. Spätestens nach dem Zwischenbericht hätte es Handlungsbedarf gegeben, dann hätte ein Verfahren eröffnet werden müssen, sagt Andrea Weißenfels, Referentin für Recht und Regulierung bei der Deutschen Glasfaser, im Gespräch mit ComputerBase im Rahmen der Fiberdays. „Normalerweise muss die Bundesnetzagentur tätig werden. Und da passiert nichts“, so Weißenfels.
Ungehalten wirken auch Vertreter des Breko. Man erwartet eine Entscheidung – unabhängig davon, wie diese nun ausfalle. Die Bundesnetzagentur müsse als Schiedsrichter im Markt tätig werden. Der Vorwurf, der an dieser Stelle mitschwingt: Der Bund, der selbst Anteile an der Telekom hält, schütze den ehemaligen Staatskonzern. Ein Aspekt, der am Ende zu Regulierungsentscheidungen führe, die den Glasfaserausbau auf Sicht gefährden würde.