Mobilfunk an Schienen: 5G im Gigabit-Bereich für Zugstrecke zwischen Hamburg und Berlin

Andreas Frischholz
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Mobilfunk an Schienen: 5G im Gigabit-Bereich für Zugstrecke zwischen Hamburg und Berlin
Bild: Deutsche Bahn AG/Volker Emersleben

Die Zugstrecke zwischen Berlin und Hamburg soll zum Vorreiter beim Mobilfunkausbau werden. In einer gemeinsamen Absichtserklärung haben sich der Bund, die Deutsche Bahn und die Mobilfunk-Netzbetreiber darauf verständigt, die Verbindung vollständig mit 5G auszustatten. So will man Geschwindigkeiten im Gigabit-Bereich ermöglichen.

Unterschrieben wurde die Absichtserklärung auf dem Digital-Gipfel 2024, den der Bund heute in Frankfurt veranstaltet. Bei dieser handelt es sich um das Versorgungskonzept „5G am Gleis“, das man technologieoffen erproben, entwickeln und umsetzen will. Bei den Mobilfunk-Anbietern sind 1&1, die Deutsche Telekom, Telefónica (O2) und Vodafone beteiligt.

Streckensanierung zwischen 2025 und 2026 als Chance

Realisiert werden soll das Konzept, wenn die Strecke Hamburg-Berlin von August 2025 bis April 2026 umfassend saniert wird. Die Deutsche Bahn will dann die Sperrpause nutzen, um Funkmasten für den kommenden Bahnfunk FRMCS (Future Rail Mobile Communication System) aufzubauen.

FRMCS basiert bereits auf 5G. Die Mobilfunk-Netzbetreiber sollen nun prüfen, inwieweit es möglich ist, die Funkmasten mitzunutzen. Durch eine Vielzahl neuer Funkmasten wäre es möglich, Bahnreisenden durchgängig Bandbreiten im Gigabit-Bereich zu bieten.

So ein Konzept umzusetzen, wird in der Mitteilung des Bundesdigitalministeriums als Kraftakt bezeichnet. Bislang gibt es auf Zugstrecken immer wieder Funklöcher. Eines der Probleme ist die Suche nach Standorten. Nicht überall lassen sich bis dato Funkmasten errichten, wo sie eigentlich nötig wären.

Vertreter der Deutschen Bahn sowie der Netzbetreiber äußern sich zuversichtlich. Während Michael Martin, CEO 1&1 Mobilfunk, den Open-RAN-Ansatz des Unternehmens ins Gespräch bringt, erklärt die Telefónica-Vorständin Valentina Daiber: „Jetzt geht es darum, die technische Machbarkeit zu erproben und die effektivsten Ansätze zu identifizieren, um Gigabit in den Zug zu bringen.“ Gleichzeitig würde aber auch ein tragfähiges Finanzierungskonzept benötigt, um das komplexe Projekt zukunftsfähig zu gestalten.

Infrastruktur für 5G mitnutzen

Die Zugstrecke von Hamburg bis Berlin ist 278 Kilometer lang. Täglich wird diese von bis zu 230 Zügen mit bis zu 30.000 Fahrgästen befahren. Im Rahmen der Generalsanierung, die verschiedene Arbeiten an der Strecke bündelt, soll auch die Infrastruktur für den künftigen Bahnfunk FRMCS entstehen. Dieser ersetzt bis 2035 europaweit den bisherigen Bahnfunk GSM-R.

Die dafür errichteten Masten, Versorgungscontainer sowie Strom- und Datenleitungen können danach auch die Mobilfunk-Netzbetreiber nutzen, um die 5G-Verbindungen aufzubauen. Voraussetzung für hohe Datenraten ist aber, dass ein Signal tatsächlich ankommt. Eines der Hindernisse für den Empfang war bis dato die Metallbeschichtung der Zugscheiben, die die Wagen gegen Sonneneinstrahlung schützen. Diese werden aber schrittweise durch Scheiben ersetzt, die durchlässiger für Mobilfunk-Signale sind. Die Deutsche Bahn spricht von einem 100fach verbesserten Empfang.

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