Open RAN: Telekom vergibt Großauftrag an Nokia und Fujitsu

Nicolas La Rocco
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Open RAN: Telekom vergibt Großauftrag an Nokia und Fujitsu
Bild: Nokia

Die Deutsche Telekom will und muss im Mobilfunkzugangsnetz verstärkt auf Open RAN (Radio Access Network) setzen und hat dafür Nokia und Fujitsu einen Großauftrag erteilt, der den Umbau von über 3.000 Antennen-Standorten bis 2027 umfasst. Damit werden auch die Auflagen der Bundesregierung bei Managementsystemen erfüllt.

Bei Open RAN (ORAN) kann im Gegensatz zu Single RAN (SRAN) Technik und Software gemischt von unterschiedlichen Ausrüstern im Netz zum Einsatz kommen. Damit macht sich ein Netzbetreiber weniger abhängig von einem einzelnen Anbieter, kann die jeweiligen Standorte freier konfigurieren und im Idealfall auch die Kosten drücken. Im kommerziellen Netz der Telekom kommt bislang fast ausschließlich SRAN zum Einsatz. Ein erster Verbund von ORAN-Antennen besteht seit Dezember 2023 und versorgt Gebiete in Neubrandenburg. Künftig soll deutlich mehr auf ORAN gesetzt werden.

Kritische Anbieter Huawei und ZTE ablösen

Hintergrund der Umbaumaßnahmen ist aber auch, dass Netzbetreiber und Bundesregierung sich darauf geeinigt haben, kritische Anbieter wie Huawei und ZTE neben dem Kernnetz auch aus den Managementsystemen des Zugangs- und Transportnetzes zu entfernen. Bis Ende 2029 soll die Software der chinesischen Anbieter nicht mehr in diesem Bereich der deutschen Mobilfunknetze zum Einsatz kommen. Die Antennen selbst sind allerdings nicht betroffen, sodass man hier weiterhin auf die geschassten Ausrüster setzen könnte.

Telekom entwickelt eigenes Konfigurations-Management

Bei der künftigen ORAN-Architektur will die Deutsche Telekom auf ein eigens entwickeltes Konfigurations-Management setzen. Dessen Fertigstellung hat die Telekom im Rahmen des gestern abgehaltenen Netzetags 2024 verkündet, bei dem auch aktuelle Zahlen zum Glasfaser- und FTTH-Ausbau bekannt gegeben wurden. Im Nachgang konnte die Redaktion außerdem einen Blick hinter die Kulissen und Technik im Berliner Fernsehturm werfen. Das eigene RAN-Management kommt am Standort zum Einsatz.

Eigenes Konfigurations-Management der Deutschen Telekom
Eigenes Konfigurations-Management der Deutschen Telekom

Abdu Mudesir, Technik-Chef der Telekom Deutschland, erklärte: „Wir treiben Innovationen voran, indem wir flexible, offene Standards und KI in den Mittelpunkt unseres Netzwerks stellen. So machen wir unser Netz fit für die Zukunft. Open RAN ist einer dieser Bausteine, die uns auf diesem Weg begleiten. Gemeinsam mit Nokia freuen wir uns darauf, Open RAN in Deutschland weiter auszubauen.“ Der Großauftrag an Nokia und Fujitsu sieht vor, für über 3.000 Antennen-Standorte Komponenten zur Unterstützung des Open-RAN-Netzwerks zu liefern.

Nokia und Fujitsu lösen Huawei ab

Wie Nokia in einer eigenen Ankündigung erklärt, markiert der Auftrag die Rückkehr des Ausrüsters in Europas größtes Mobilfunknetz und zugleich die Ablösung des vorherrschenden Ausrüsters – gemeint ist damit Huawei. Auch die Telekom bestätigte zum Netzetag, dass mit dem Auftrag nicht 3.000 Antennen-Standorte zusätzlich mit ORAN entstehen, sondern bisherige Standorte von SRAN auf ORAN umgerüstet werden.