Prognose für Glasfaserausbau: DSL kann bis 2030 der vorherrschende Anschlusstyp sein

Andreas Frischholz
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Prognose für Glasfaserausbau: DSL kann bis 2030 der vorherrschende Anschlusstyp sein
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Wenn der Umstieg auf Glasfaseranschlüssen wie gehabt weitergeht, bleibt DSL bis 2030 der vorherrschende Anschlusstyp bei den Kunden, prognostiziert der Provider-Verband VATM in der aktuellen TK-Marktanalyse. Der Glasfaserausbau an sich kommt aber voran, theoretisch kann die Mehrheit einen solchen Anschluss bereits nutzen.

Die TK-Marktanalyse 2025 hat die Beratungsfirma Dialog Consult im Auftrag des VATM erstellt. Diese bietet Zahlen aus dem Jahr 2024 und dem ersten Quartal 2025, die die Grundlage für die Prognose für das aktuelle Jahr sind.

Prognose bis 2030: Selbst im optimistischen Szenario bleibt DSL im Fokus

Bei der Prognose bis Ende 2030 spricht der VATM von einem optimistischen Szenario, das jährlich von einem Plus von 1,5 bis 20 Millionen FTTB/H-Anschlüssen ausgeht, die hinzukommen. 2024 nutzten 5,2 Millionen Haushalte in Deutschland einen Glasfaseranschluss, bis Ende 2025 sollen es 6,1 FTTB/H-Anschlüsse sein. Ein Wert, der bis Ende 2030 auf knapp 15 Millionen Glasfaseranschlüsse steigen soll – das reicht nicht, um DSL bis dahin einzuholen.

VATM TK-Marktanalyse 2025: Prognose bis 2030 über Entwicklung der Anschlusstypen
VATM TK-Marktanalyse 2025: Prognose bis 2030 über Entwicklung der Anschlusstypen (Bild: VATM)

Wichtig ist: Es handelt sich um die Homes-Activated-Kategorie, es geht also um die Anschlüsse, die Haushalte tatsächlich nutzen. Wird alleine von Gigabit-Anbindungen ausgegangen, sollen Ende 2025 bereits über 86 Prozent aller Privathaushalte und Unternehmen erreicht werden. Die Zahl umfasst aber sowohl das Kabelnetz als auch die Homes-Passed-Anschlüsse, bei denen das Glasfaserkabel zwar in der Nähe am Haus liegt, aber noch nicht direkt angeschlossen ist.

So einen Anschluss hatten 2024 insgesamt 21,1 Millionen Haushalte. Die Homes-Passed-Quote lag laut den VATM-Zahlen damit bei 46,2 Prozent, in diesem Jahr soll diese auf 54,3 Prozent steigen. Tatsächlich ans Haus angeschlossen waren 2024 aber nur 8,8 Millionen, was einer Quote von 19,3 Prozent entspricht. 2025 soll diese auf 21,7 Prozent steigen, das sind 9,9 Millionen Haushalte, die dann direkt einen Glasfasertarif buchen könnten.

Telekom vermarktet weniger Glasfaseranschlüsse

Bei der Anzahl der Glasfaserkunden gibt es aber wie gehabt große Unterschiede zwischen den Wettbewerbern und der Telekom. Zur Ausbaulage: Die Wettbewerber kommen in 2024 auf 11 Millionen Homes-Passed-Anschlüsse, die Telekom hat 10,1 Millionen Homes-Passed-Anschlüsse – liegt also praktisch gleichauf. Telekom hat aber deutlich weniger Häuser angebunden und schaltet auch weniger Anschlüsse.

VATM TK-Marktanalyse 2025: Wie weit ist der Glasfaserausbau
VATM TK-Marktanalyse 2025: Wie weit ist der Glasfaserausbau (Bild: VATM)

Die Take-up-Rate gibt an, wie viel Glasfaserkunden es gemessen an der Homes-Passed-Rate gibt. Da kommen die Wettbewerber mit 3,7 Millionen Glasfaserkunden auf 33,6 Prozent, während die Telekom eine Take-up-Rate von 15,9 Prozent hat, was 1,5 Millionen Kunden entspricht.

Hintergründe zur Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen

Der Grund für diese Diskrepanz ist laut Dialog-Consult-Studienleiter Andreas Walter: Die Telekom legt Glasfaserkabel in die Straße, hat aber weniger Druck, diese zu vermarkten, weil bereits mit herkömmlichen Kupferanschlüssen verdient wird. Die Wettbewerber müssen hingegen Anschlüsse vermarkten, damit diese Geld einbringen. Sie sind also abhängiger davon, dass die Nachfrage nach Glasfaser hoch ist.

Telekom kann mit Homes Passed leben – Kupfer sei Dank

Diese Homes-Passed-Strategie der Telekom ist aber das, was der VATM als Problem sieht, um Glasfaseranschlüsse schneller zu verbreiten. Denn sobald die Telekom eine Region so ausgebaut hat, können sich Wettbewerber in diesen Homes-Passed-Gebieten nicht mehr engagieren. Haushalten in solchen Straßenzügen bleibe meist auf unbestimmte Zeit weiter nur der Zugang zu den veralteten Kupfernetzen, so der VATM.

Den Wechsel von Kupfer- auf Glasfasernetze beschreibt VATM-Vizepräsidentin Valentina Daiber daher als steinig. Wichtig sei nun, wie die kommende Bundesregierung den Übergang reguliere, eine wettbewerbsfreundliche Kupfer-Glas-Migration – so nennt die Branche den Wechsel von Kupfer- auf Glasfasernetze – müsse Priorität haben. Von der Politik wie auch von der Bundesnetzagentur erwarte der VATM ein tragfähiges Konzept, das den weiteren Weg „in enger Abstimmung mit der Branche“ schnell vorgebe. „Homes Passed ist nicht der Weg in die digitale Gesellschaft“, so VATM-Vizepräsidentin Valentina Daiber.

Telekom dominiert den Markt mit dem Kupfernetz

Die Telekom dominiert wie gehabt den Markt. Im Breitbandbereich kommt der Konzern auf 40,6 Prozent, ein leichtes Plus. Rang 2 ist Vodafone mit 27, Prozent, dann folgen 1&1 mit 10,7 Prozent und o2 mit 6,4 Prozent. Glasfaseranbieter wie Deutsche Glasfaser, Tele Colombus, EWE, M-net und NetCologne erreichten Marktanteile zwischen 1,3 Prozent und 2,1 Prozent – das sind 500.000 bis 800.000 Kunden.

Relevant ist aber: 70 Prozent der Anschlüsse laufen über das Netz der Telekom, weil diese im Kupferbereich etwa die Leitung einem anderen Anbieter zum Verkauf anbietet.

Die Wettbewerber sind es aber, die mehr in die Netze investieren. Diese kommen auf 6,9 Milliarden Euro, die Telekom kommt auf 5,2 Milliarden Euro. Die gesamten Investitionen liegen damit bei 12,1 Milliarden Euro. 2022 waren es noch 13,1 Milliarden Euro – der Trend ist also rückläufig „Wettbewerber haben Mühe, tragfähige Ausbaugebiete für Glasfasernetze zu finden“, so Studienleiter Andreas Albers. Es wird also schwieriger, lukrative Orte zu finden.

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