BMW „Heart of Joy“: Neues Steuergerät macht Bremse zu 98 Prozent überflüssig
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Der Wandel zum Software Defined Vehicle (SDV) geht Hand in Hand mit einer Reduzierung der Steuergeräte im Fahrzeug. Bei BMW hat man das neue zentralisierte Steuergerät für Antrieb, Bremsen, Laden, Rekuperation und Teilfunktionen der Lenkung „Heart of Joy“ getauft und bringt es dieses Jahr in der Neuen Klasse zum Einsatz.
Getestet wird das „Heart of Joy“ in dem Test- und Visionsfahrzeug „BMW Vision Driving Experience“, das starke Ähnlichkeiten zum BMW Vision Neue Klasse aufweist. Während das erste Serienmodell der Neuen Klasse zur IAA im Spätsommer gezeigt werden und damit auch das neue Steuergerät in die Serie gehen soll, ist dies für das Visionsfahrzeug nicht vorgesehen. Stattdessen soll es auf der Auto Shanghai 2025 ausgestellt werden.
Aus vier Steuergeräten wird eins
Aus ehemals vier Steuergeräten will BMW mit dem „Heart of Joy“ die gesamte Antriebs- und Fahrdynamikregelung auf nur noch ein Steuergerät reduzieren. Die Intention hinter dem sportlich ausgelegten Testfahrzeug: Wenn das neue Steuergerät dort 18.000 Nm Drehmoment beherrschen kann, soll es auch die Anforderungen im Straßenalltag „mit Leichtigkeit“ meistern.
Zu 100 Prozent eine Eigenentwicklung
Informationen rund um Antrieb, Bremsen, Laden, Rekuperation und Teilfunktionen der Lenkung sollen mit dem neuen Steuergerät zehnmal schneller verarbeitet werden als mit der bisherigen Aufteilung. Das „Heart of Joy“ wurde zu 100 Prozent selbst entwickelt, betont BMW und lässt darauf mit der „BMW Dynamic Performance Control“ auch eigens entwickelte Software laufen.
Antriebs- und Fahrdynamikfunktionen erstmals vereint
Besonders hervor stellt das Unternehmen die erstmalige Vereinigung von Antriebs- und Fahrdynamikfunktionen. Gesteuert werden Beschleunigen und Bremsen, die Fahrzeugstabilisierung sowie fahrdynamische Lenkungsfunktionen und das Lademanagement. Ziel der Entwicklung sei eine direkte Ansprache aller verbundenen Aktuatoren mit minimalen Verzögerungen im Millisekundenbereich gewesen. Mit herkömmlichen Systemen mit separaten Steuergeräten und Regelalgorithmen für Antrieb und Bremsen sei bei schnellen Elektroantrieben nicht das volle Potenzial auszuschöpfen.
Vorteile sollen sich in Bereichen wie Traktion, einem konsistenten und reproduzierbaren Kurvenverhalten oder weniger erforderlichen Regeleingriffen zeigen. Bei niedrigen Geschwindigkeiten wie etwa beim Stop-and-Go-Fahren oder Parken sollen die direkten Signalübertragungen und schnellere Informationsverarbeitung ebenso für Verbesserungen sorgen. Das Anhalten und Wiederanfahren in den Fahrmodi D oder B, die Nutzung der Active Cruise Control, Parkbremse oder Parksperre sollen nahtlos ineinander übergehen.
98 Prozent sollen ohne Bremse auskommen
BMW prognostiziert, dass mit dem neuen Steuergerät 98 Prozent der Fahrer keine Eingriffe der klassischen Bremse mehr benötigen werden. Die Bremsleistung der Rekuperationsbremse reiche BMW zufolge für normales, alltägliches Fahren aus. Nur bei starken Bremsvorgängen wie Gefahrenbremsungen müsse die klassische Reibbremse noch zupacken. Insgesamt führe das System zu einer Effizienzsteigerung von bis zu 25 Prozent.
Das Heart of Joy ermöglicht Fahrfreude auf dem übernächsten Level. Zudem erreichen wir einen weiteren Effizienzhub und damit mehr Reichweite, da der Fahrer künftig fast ausschließlich über die Rekuperation bremst. Das ist Efficient Dynamics im Quadrat.
Frank Weber, Entwicklungsvorstand der BMW AG
In der Neuen Klasse kommen vier neue Steuergeräte zum Einsatz, die bündeln, was bisher getrennt voneinander lief. Neben dem „Heart of Joy“ sind das Steuergeräte für das automatisierte und hochautomatisierte Fahren, für das Infotainment und für Basisfunktionen wie Klima und Komfort, Fahrzeugzugang, Innen- und Außenbeleuchtung.
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