Cruise: General Motors stellt Robotaxi-Entwicklung ein
Die Robotaxi-Bestrebungen von General Motors sind Geschichte. Beim autonomen Fahren will sich das Unternehmen neu ausrichten und den Fokus auf das automatisierte Fahren mit Super Cruise in den Fahrzeugen der verschiedenen GM-Marken legen. Das Robotaxi-Unternehmen soll dafür übernommen werden und in GM aufgehen.
General Motors gehören aktuell rund 90 Prozent von Cruise, nachdem der Autohersteller 2016 groß bei dem 2013 gegründeten Robotaxi-Unternehmen eingestiegen war. Abkommen mit weiteren Aktieninhabern seien bereits abgeschlossen und sollen den Anteil von GM an Cruise auf 97 Prozent steigern. Bis Anfang des nächsten Jahres soll Cruise vollständig übernommen und in GM integriert werden. GM geht von Kosteneinsparungen in Höhe von mehr als 1 Milliarde US-Dollar aus und kann mit der Restrukturierung das zuvor in Cruise fließende Kapital um mehr als die Hälfte kürzen.
Mitarbeiter sind verunsichert
Welche Auswirkungen die vollständige Übernahme von Cruise, die Integration in GM und die daraus resultierenden Kürzungen auf das Personal haben werden, ist derzeit noch nicht abzusehen. Die Belegschaft geht von Entlassungen aus, wie TechCrunch unter Berufung auf Aussagen von Mitarbeitern berichtet. Demnach hat das Personal erst zur Veröffentlichung der Pressemitteilung von den Maßnahmen erfahren. Mehrere Mitarbeiter gaben gegenüber der Seite an, dass Entlassungen vor allem in den Teams zu erwarten seien, die derzeit die Robotaxiflotte managen, die in Arizona (Phoenix), Texas (Austin, Dallas und Houston) und Florida (Miami) eingesetzt wurde. Ingenieure und Entwickler wiederum seien wahrscheinlich weniger von den Kürzungen betroffen, heißt es.
Probleme in San Francisco
Cruise hat bis zuletzt turbulente Zeiten durchlebt, nachdem es im August 2023 noch den Erhalt einer Erlaubnis für den Betrieb von Robotaxis in San Francisco vermelden konnte – parallel zu Waymo, das dort weiterhin fährt. Die Genehmigung wurde Cruise lediglich zwei Monate später wieder entzogen, nachdem es zu einem Unfall mit einem Fußgänger gekommen war. Im Zuge der Suspendierung verließ CEO Kyle Vogt im November 2023 das Unternehmen, stattdessen übernahmen Cruise-Chefentwickler Mo Elshenawy und GM-Chefjurist Craig Glidden das Steuer, bevor der frühere Amazon- und Microsoft-Manager Marc Whitten im Juni 2024 neuer CEO wurde. Diesen Sommer hatte es von GM noch einmal eine Finanzspritze in Höhe von 850 Millionen US-Dollar gegeben.
Super Cruise soll auf Level 3 gehen
Beim autonomen Fahren will GM jetzt alles auf Super Cruise setzen, das aktuell in mehr als 20 GM-Modellen angeboten wird und mehr als 16 Millionen Kilometer abgespult haben soll. Super Cruise ist das Level-2+-Assistenzsystem von GM, das das Fahren mit „hands-off, eyes-on“ ermöglicht. Level 2+ bedeutet, dass die Hände beim Fahren dauerhaft vom Lenkrad genommen werden können (hands-off), die Augen aber weiterhin auf das Verkehrsgeschehen gerichtet sein müssen (eyes-on). In Deutschland wird eine vergleichbare Level-2+-Lösung zum Beispiel von BMW im 5er und im 7er angeboten.
In einem der Ankündigung folgenden Call für Investoren gab GM zu verstehen, dass mit der Integration von Cruise in GM das Ziel nun inkrementelle Leistungssteigerungen für Super Cruise seien, sodass das System künftig von Level 2+ auf Level 3 gesteigert werden könne. Level 3 übergibt die Fahraufgabe nach dem Prinzip „hands-off, eyes-off“ vollständig an das Fahrzeug, sodass sich legal Nebentätigkeiten gewidmet werden kann, ohne auf das Verkehrsgeschehen zu achten (eyes-off). Die Verantwortung bleibt mit einer Übernahmefrist von üblicherweise zehn Sekunden aber beim Fahrer, der nach Aufforderung durch das Fahrzeug wieder übernehmen können muss. In Deutschland bietet etwa Mercedes-Benz den Drive Pilot (Test) mit Level 3 an. Erst mit Level 4 wie bei den Robotaxis von Cruise oder Waymo (Test) wird kein Fahrer mehr benötigt.