Elektronik-Architektur der Neuen Klasse: BMW sagt Updates aus übernächster Fahrzeuggeneration zu

In der Neuen Klasse setzt BMW auch auf eine neue Elektronik-Architektur mit vier Hochleistungsrechnern für wichtige Funktionsgruppen und zusätzliche zonale Controller. Ziel ist ein softwaredefiniertes Fahrzeug (SDV) mit gesteigerter Rechenleistung und höherer Effizienz. Erreicht werden sollen auch langfristige Updates.
Das erste Modell aus der neuen Klasse soll noch dieses Jahr im Werk Debrecen (Ungarn) in die Serienproduktion gehen. Das exakte Modell ist zwar noch nicht offiziell bestätigt, übereinstimmenden Gerüchten und Bildern von Erlkönigen zufolge handelt es sich aber um den neuen iX3. Später dürfte in der Neuen Klasse die Limousine i3 folgen.
Antriebs- und Fahrdynamikfunktionen vereint
Neu ist bei den Fahrzeugen der Neuen Klasse praktisch einmal alles, vom E-Antrieb über die Batterien bis eben auch zur Elektronik-Architektur, die BMW heute weiter erläutert. Einer der vier Hochleistungsrechner, die BMW auch als „Superbrains“ bezeichnet, ist das jüngst vorgestellte, vollständig in Eigenregie entwickelte „Heart of Joy“, ein zentralisiertes Steuergerät für Antrieb, Bremsen, Laden, Rekuperation und Teilfunktionen der Lenkung, mit dem BMW erstmals die Antriebs- und Fahrdynamikfunktionen vereint. Deren Steuerung soll mit einer Verzögerung von weniger als einer Millisekunde und damit zehnmal schneller als mit den bisher verwendeten Steuergeräten erfolgen.

Vorteile sollen sich bei Traktion, konsistentem und reproduzierbarem Kurvenverhalten oder weniger erforderlichen Regeleingriffen zeigen. Bei niedrigen Geschwindigkeiten wie beim Stop-and-Go-Fahren oder Parken sollen die direkten Signalübertragungen und schnellere Informationsverarbeitung ebenso für Verbesserungen sorgen.
Ein Rechner für hochautomatisiertes Fahren
Von ehemals vier Steuergeräten auf nur noch einen Rechner reduziert BMW auch das System für automatisiertes und hochautomatisiertes Fahren. Es soll über die zwanzigfache Rechenleistung verglichen mit der Vorgängergeneration verfügen. BMW geht in der aktuellen Ankündigung zwar nicht direkt auf den Entwicklungspartner ein, doch ist aus früheren Ankündigungen bekannt, dass in diesem Bereich die Kooperation mit Qualcomm und Arriver zum Tragen kommt.
BMW Panoramic iDrive mit Operating System X
Ein drittes „Superbrain“ übernimmt alle Aufgaben rund um das neue BMW Panoramic iDrive mit Operating System X, der zehnten Generation des in-house entwickelten Fahrerinformations- und Infotainment-Betriebssystems. Abgedeckt werden damit alle Inhalte im BMW Panoramic Vision, also dem großen Bildschirm, der über die gesamte Breite der unteren Windschutzscheibe verläuft, sowie im 3D-Head-Up-Display und im Zentral-Display, außerdem die Sprachinteraktion, Multimedia und die Navigation. In der Vergangenheit hat BMW auch in diesem Bereich mit Qualcomm kooperiert.

In einem vierten Rechner werden alle Basisfunktionen zusammengefasst verarbeitet, darunter fallen zum Beispiel Fahrzeugzugang, Klima und Komfort, Innen- und Außenbeleuchtung, Datenfluss und -verarbeitung sowie Remote Software Upgrades (RSU). Insgesamt werden laut BMW bis zu 100 Fahrzeugfunktionen in dieser Einheit integriert und diese mit bis zu 50 Sensoren im Fahrzeug verbunden.
Updates aus übernächster Fahrzeuggeneration
Mit der neuen Elektronik-Architektur soll die Entwicklung von Fahrzeug und Software voneinander entkoppelt werden. Mehr noch als heute sollen alle künftigen BMW-Modelle über OTA-Upgrades auf dem neuesten Stand bleiben und Updates auch noch aus der nächsten und übernächsten Fahrzeuggeneration erhalten, sagte Frank Weber, Entwicklungsvorstand der BMW AG.
Kürzerer und leichterer Kabelbaum
Zum neuen Aufbau gehört auch ein neuer Kabelbaum, den BMW um 600 Meter Kabel und 30 Prozent Gewicht reduziert hat und in vier Zonen unterteilt: Vorderwagen, Rumpf, Heck und Dach. Darüber verbindet BMW die vier Zentralrechner mit kleineren Zonen-Controllern, um den Datenfluss der Elektronik in und aus den Zonen zu steuern und zu bündeln. So könne man die zonenbezogen Kabelstränge kürzer, dünner und leichter gestalten.

Voraussetzung wiederum für die dünneren und leichteren Kabel sei der Wechsel von klassischen Schmelzsicherungen zu digitalen Sicherungen (eFuses) gewesen, die sich intelligent programmieren lassen und damit Powermodi für verschiedene Fahrzeugzustände wie Fahren, Parken, Laden und Upgraden zu ermöglichen, die so entworfen werden, dass nicht benötigte Verbraucher abgeschaltet werden können. Die Neue Klasse soll insgesamt eine 20 Prozent bessere Energieeffizienz aufweisen.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von BMW unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.