Nach Betrugsvorwürfen gegen Honey: US-YouTuber bereiten Sammelklage gegen PayPal vor

Dennis Krause
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Nach Betrugsvorwürfen gegen Honey: US-YouTuber bereiten Sammelklage gegen PayPal vor
Bild: LegalEagle

Nach den Affiliate-Betrugsvorwürfen vor Weihnachten hat das investigative Video von YouTuber MegaLag nun auch juristische Konsequenzen: Ein Influencer-Anwalt aus den USA bereitet eine Sammelklage gegen die Browsererweiterung Honey vor und könnte damit die Konzernmutter PayPal in Bedrängnis bringen.

Die Sammelklage wird unter anderem von Devin James Stone vorangetrieben, der den englischsprachigen Rechtskanal LegalEagle auf YouTube betreibt. In Deutschland gibt es mit WBS Legal (Christian Solmecke) oder HerrAnwalt (Tim Hendrik Walter) ebenfalls Juristen, die über moderne Medien mit Rechtskunde Reichweite generieren.

YouTube-Video brachte Stein ins Rollen

In der Sammelklage wirft der studierte Jurist Stone PayPals Honey etliche Vergehen vor, die größtenteils auf den Erkenntnissen von MegaLag beruhen, der die Vorgehensweise der Browsererweiterung vor wenigen Wochen einem größeren Kreis zugänglich gemacht hat. Die Klage fordert nun Schadensersatz und eine Unterlassung der Praktiken Honeys.

Affiliate-Kommissionen abgezweigt

Der Couponchecker habe „Geld eingesteckt, das eigentlich an die Creator gegangen wäre“ (4:03). Die Creator gehen so gänzlich leer aus. Mit Creator bezieht sich Stone unter anderem auf zahlreiche Influencer, die Honey beworben haben und jetzt erfahren mussten, dass sie damit ihre Affiliate-Einnahmen jahrelang reduziert haben, weil Honey sie abgreift. In der Sammelklage geht es jedoch auch um Dritte, die über Links in Podcasts, Posts oder Videos einen Affiliate-Cookie bei ihren Zuhörern oder Lesern gesetzt haben, nur um dann im Warenkorb auf den letzten Metern von Honey überschrieben zu werden. Zudem sollen auch Werbetreibende betroffen sein.

So zumindest die Darstellung in der Sammelklage. Laut dem Anwalt beschneide Honey damit Einnahmequellen diverser Creator und auch Werbepartnern, mutmaßlich auf unzulässige Weise.

Kunden und Partner mutmaßlich angelogen

Die Klage führt zudem an, dass Honey irreführenderweise an Kunden vermarktet wurde, mit dem Versprechen, die Erweiterung versuche, die besten Angebote und Coupons zu suchen, wobei sie auch dann Cookies zur Selbstbereicherung gesetzt hat, wenn weder Angebote noch Coupons gefunden wurden. Die vollständige Klageschrift zu Wendover v. PayPal kann hier eingesehen werden.

I believe Honey lied to Consumers about what it was doing and I believe Honey lied to creators about what it was Doing

Devin James Stone

Langer Prozess am Horizont

Für die Browsererweiterung Honey bahnt sich damit ein Rechtsstreit an, der komplett offen und auch kostspielig werden könnte. Stone beantragt zudem eine Verhandlung mit einer Jury und will damit den schlussendlichen Schuldspruch nicht in die Hände eines Richters, sondern einer zwölfköpfigen Gruppe von Amerikanern legen. Das ist zwar üblich in solchen Fällen, erhöht für Honey aber das Risiko: Jurys gelten in den USA als unberechenbar, da sie bei der Urteilsbildung relativ frei sind.

Klage noch nicht zugelassen

Möglich, dass es hier dementsprechend auch um Druck geht: Honey und die Vertreter der Sammelklage dürfen sich jederzeit außergerichtlich einigen. Dafür muss die Klage jedoch erst einmal zugelassen werden, bisher trommelt Stone über seinen Kanal noch Verbündete zusammen, um gegen Honey vorzugehen. Da Honey seit Corona zu PayPal gehört, richtet sich die Sammelklage auch direkt an den Zahlungsdienstleister. Dieser wird damit für alle Schäden aufkommen müssen.

Betroffene US-Content-Creator können sich auf einer eigenen Website der Klage anschließen, schon jetzt steht etwa der Infotainment-Kanal Wendover Productions mit über 4,7 Millionen Abonnenten auf den Dokumenten als Klageführer.

Die Redation dankt ComputerBase-Mitglied Rock Lee für den Hinweis zu dieser News