Warnung der Glasfaser-Konkurrenz: Wie die Deutsche Telekom vom Ampel-Aus profitieren kann

Andreas Frischholz
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Warnung der Glasfaser-Konkurrenz: Wie die Deutsche Telekom vom Ampel-Aus profitieren kann
Bild: Vodafone

Die Deutsche Telekom könnte einer der Profiteure vom Aus der Ampel sein, befürchtet der Branchenverband Anga. Indem die Bundesregierung keine Mehrheit hat, könnten Gesetze auf der Strecke bleiben, die den Wettbewerb bei Glasfaserausbau schützen sollen.

Der Anga beruft sich dabei auf eine Marktstudie, die sich mit dem Glasfaserziel der Bundesregierung befasst. Jenes sieht einen vollständigen Ausbau bis 2030 vor.

Telekom könnte Abschalten der Kupfernetze gezielt verzögern

Laut der Studie würde das aber verfehlt werden. Aktuell seien geschätzt erst ein Drittel der Wohngebäude mit Glasfaser versorgt. Geht der Ausbau im bisherigen Tempo weiter, wären jedoch erst 2034 alle Wohngebäude angeschlossen. Zudem stelle sich generell die Frage, ob die Wettbewerber weiterhin so schnell ausbauen könnten, wie es bislang der Fall sei.

Im Mittelpunkt der Kritik steht – wie so oft bei den Wettbewerbern – die Deutsche Telekom. Wichtig für den Erfolg von Ausbauprojekten sei eine hohe Auslastung der Netze. Entsprechende Vorgehensweisen könnte die Telekom aber untergraben, da der Konzern hohe wirtschaftliche Anreize habe, in solchen Gebieten das Kupfernetz weiter zu betreiben und auch weiter zu vermarkten. „Dies reduziere die Kundenzahlen auf den Glasfasernetzen und damit die Impulse für den weiteren Ausbau der Wettbewerbsunternehmen in Deutschland“, heißt es in der Mitteilung des Anga.

Der Glasfaserausbau sei aber wichtig. Laut der Studie erhöhe sich die Datenlast pro Anschluss bis 2030 um den Faktor 2,4 bis 3,7. Herkömmliche DSL-Anschlüsse würden dann nicht mehr ausreichend Bandbreite für Anwendungen wie KI-gestützte Videodienste oder Cloud-Gaming liefern.

Strategischer Überbau und Abschaltung der Kupfernetze als Streitpunkte

Neu sind die Vorwürfe rund um den Glasfaserausbau, die sich gegen die Deutsche Telekom richten, nicht. Die Debatte läuft seit Jahren, bislang fokussierte sich diese vor allem auf den strategischen Glasfaser-Überbau. Die Kritik ist: Die Telekom sabotiere bewusst Glasfaserprojekte der Wettbewerber, indem man in bestimmten Gebieten nur tätig wird, weil dort ein Unternehmen gerade den Ausbau plant oder startet. Die Telekom bestreitet die Vorwürfe.

Das Abschalten der Kupfernetze ist jedoch ein Thema, dass sich bereits anbahnt und in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Der Anga fordert nun eine zeitnahe Reaktion. Um wettbewerbswidrige Verhaltensweisen beim Abschalten der Kupfernetze zu unterbinden, müsse die Bundesnetzagentur schnell die Rahmenbedingungen festlegen. Andernfalls könne sich die Telekom Vorteile verschaffen, die Rede ist von einer Re-Monopolisierung des Glasfaserbereichs.

Das Aus der Ampel-Koalition darf nicht dazu führen, dass kritische Entscheidungen in der Digitalpolitik verschleppt werden“, sagte Anga-Präsident Thomas Braun anlässlich einer Veranstaltung zum 50-jährigen Bestehen des Verbands. Von dringendem politischem und regulatorischem Handlungsbedarf sprechen auch teilnehmende CEOs von Netzbetreibern wie Vodafone, Deutsche Glasfaser und Tele Columbus.

Ampel-Aus könnte Entscheidungen verzögern

Sowohl beim strategischen Überbau als auch beim Abschalten der Kupfernetze fordern die Wettbewerber also schnelle Regelungen. Wenn diese nicht kommen, könnte die Telekom einfach Fakten schaffen – und sich damit selbst Vorteile im umkämpften Glasfasermarkt. Wenn es nun Anfang 2025 zu Neuwahlen kommen und sich danach voraussichtlich erst eine Koalition bilden muss, werden sich die ohnehin laufenden Vorhaben nochmals verzögern.

Hintergründe zum Glasfaser-Doppelausbau

Beim strategischen Überbau zieht sich die Regulierung ohnehin in die Länge. Das für die Kontrolle zuständige Bundesdigitalministerium hatte im Laufe des Jahres zwar einen Monitoring-Zwischenbericht vorgelegt, Konsequenzen und klare Erkenntnisse brachte dieser aber nicht. Die Wettbewerber werfen den Behörden in diesem Kontext eine zu große Nähe zur Telekom vor, der Staat hält noch rund 30 Prozent der Anteile am Bonner Konzern.

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