Zuckerbergs neuer Kurs: Weniger Moderation auf Facebook und Instagram

Andreas Frischholz
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Zuckerbergs neuer Kurs: Weniger Moderation auf Facebook und Instagram
Bild: Instagram

In einem Instagram-Beitrag verkündet Meta-Chef Mark Zuckerberg, wieder verstärkt auf freie Rede setzen zu wollen – konkret ist die Rede von „free expression“. Er wolle zurück zu den Wurzeln der Plattform. Eine Konsequenz: Faktenprüfer will er künftig durch Community Notes ersetzen.

Ansage auf Instagram

Laut Zuckerberg seien die Maßnahmen ein Schritt zurück zu den Wurzeln. „Wir ersetzen Fact Checker durch Community Notes, vereinfachen die Nutzungsbedingungen und konzentrieren uns darauf, Fehler zu reduzieren“, so der Meta-Chef. Als Erstes werden die Community Notes in den USA eingeführt.

Community Notes hatte Musk auf X eingeführt. Diese sollten als eine Art Moderationsinstanz dienen, indem es Nutzer sind, die Beiträge um zusätzliche Informationen ergänzen können und diese dann bewerten.

US-Präsidentschaftswahl als Anlass für kulturellen Wandel

Nun kündigt Zuckerberg nicht nur neue Maßnahmen an, sondern verspricht einen Kulturwandel. Freie Rede sei immer ein wichtiger Aspekt gewesen, in den letzten Jahren habe sich der Fokus aber verlagert. „Regierungen und klassische Medien“ hätten Druck ausgeübt, um „mehr und mehr zu zensieren“. Durch die Präsidentschaftswahl im letzten Jahr verlagere sich aber wieder der Schwerpunkt, freie Rede sei wichtiger geworden.

Nach der Präsidentschaftswahl 2016 sei reihenweise über Fake News und Desinformation als Bedrohung für die Demokratie gesprochen worden, so Zuckerberg. Meta habe in der Folge versucht, die Sorgen ernst zu nehmen. Entstanden sei aber ein Moderationssystem, das zu komplex geworden sei, zu viele Fehler produziere – und dabei zu viele Inhalte unterdrücke. Das gelte laut Zuckerberg etwa für Fact Checker, diese wären politisch oftmals zu voreingenommen.

Moderieren will Meta nach wie vor. Illegale Inhalte wie Betrugsmaschen und Kinderpornografie sollen schnell von den Plattformen verschwinden. Den Standort des Moderationsteams will Zuckerberg aber verlagern, es soll von Kalifornien nach Texas umziehen.

Was sich durch Zuckerbergs neue Strategie aber ändert, ist der Umgang mit politischen Themen. Konkret nennt er Themen wie Gender oder Migration, in denen mehr Redefreiheit gelten soll. Diesen Wandel verbindet er mit einer Rückkehr von politischen Inhalten. Diese wurden in den letzten Jahren durch den Feed-Algorithmus unterdrückt, nun sollen entsprechende Beiträge auf Facebook, Instagram und Threads wieder stärker verbreitet werden.

Den Fokus auf freie Rede will Meta weltweit umsetzen. Um mit Druck ausländischer Regierungen umzugehen, ist laut Zuckerberg eine enge Zusammenarbeit mit der neuen Trump-Administration geplant. Konkret nennt er dabei auch die EU, aber auch Lateinamerika und China.

Zugeständnis an die Trump-Administration – und an Elon Musk

Generell erwähnt Zuckerberg mehrfach Trump und seine kommende Administration. Beide hatten im Laufe der Jahre ein schwieriges Verhältnis, nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington am 6. Januar 2021 waren Trumps Konten auf den Meta Plattformen zeitweise gesperrt. Trump drohte Zuckerberg hingegen zeitweise mit Gefängnisstrafen.

Mittlerweile steht der Kurs aber wieder auf Annäherung. Im Sommer 2024 hatte Meta Trumps Facebook- und Instagram-Konto wieder freigeschaltet. Nach dem Wahlsieg besuchte Zuckerberg den künftigen US-Präsidenten in seinem Domizil in Mar-a-Lago. Meta spendete darüber hinaus 1 Million US-Dollar für Trumps Amtseinführung.

Ebenso nährt sich Zuckerberg mit seinen Aussagen Elon Musk an, der als Berater von Trump eng in die neue Administration eingebunden ist. Auch zwischen diesen beiden gab es in den letzten Jahren immer wieder Auseinandersetzungen. Wie das Wall Street Journal berichtet, hatte Musk noch im Dezember erklärt, Meta-Plattformen würden konservative Ansichten unterdrücken. Nun also ebenfalls ein Wandel, der zumindest in die Richtung von Musk zielt.

Dass das Moderationsteam von Kalifornien nach Texas ziehen soll, ist ebenso ein Fingerzeig. Musk hat 2024 verkündet, die Firmenzentralen von SpaceX und X nach Texas zu verlegen. Er machte für seine Schritte die kalifornische Politik verantwortlich.

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