Reaktion auf Trump-Zölle: Asus, Dell, Framework, Lenovo, Razer setzen US-Verkauf aus

Der PC-Markt steuert angesichts der massiven US-Zölle einer ungewissen Zukunft entgegen. Im ersten Quartal gab es dank präventiver Käufe noch einen Aufschwung von 5 Prozent, meldet IDC. Neue Ware kann aktuell aber nur eingeschränkt gekauft werden: Acer, Asus, Dell, Framework, HP, Lenovo, Razer und mehr setzen US-Lieferungen aus.
Immer mehr IT-Unternehmen setzen ihre Lieferungen an die USA aus. Hintergrund sind die von US-Präsident Trump zu verantwortenden Strafzölle, die China seit heute Morgen mit 104 Prozent treffen. Im für die Halbleiterindustrie besonders wichtigen Taiwan liegen die Zölle bei aktuell 32 Prozent. Viele PC-Hersteller haben ihren Sitz oder zumindest ihre Fertigung in dieser Region.
Nintendo und Framework nehmen keine Vorbestellungen an
Nachdem zuerst Nintendo entschieden hatte, in den USA nicht wie geplant ab 9. April Vorbestellungen für die Switch 2 anzunehmen, haben jetzt zahlreiche weitere Unternehmen einen Rückzieher gemacht, um die aktuelle, äußert volatile Situation besser bewerten und – als Ultima Ratio – potenziell benötigte Preisanpassungen bei den Produkten vornehmen zu können.
Basismodelle und Framework Laptop 12 betroffen
Framework, der Anbieter modularer Notebooks, hatte bereits am 3. April verkündet, die Auswirkungen der Zölle auf die eigenen Produkte, die zum Großteil in Taiwan gefertigt werden, abzuwägen und in den kommenden Tagen darüber zu informieren. Seit dem 5. April sind Basismodelle des Framework Laptop 13 mit AMD- und Intel-Prozessor nicht mehr für US-Kunden auf der Website gelistet. Bei diesen würde es angesichts der Zölle zu einem Verlust kommen. Gestern folgte der Entschluss, keine Vorbestellungen des neuen Framework Laptop 12 aus den USA zu ermöglichen.
Das Unternehmen werde für US-Kunden inkrementelle Veränderungen am Portfolio durchführen, etwa gewisse SKUs aus dem Sortiment nehmen oder erst gar nicht anbieten. Preise wolle man erst dann anpassen, wenn es keine Alternativen mehr gebe.
Razer setzt Verkauf in den USA aus
Aber auch Razer hat bereits vor einer Woche augenscheinlich den kompletten Verkauf von Notebooks an US-Kunden eingestellt, wie Tom's Hardware berichtet. Ein offizielles Statement des Unternehmens steht zwar noch aus, auf der US-Website sind derzeit aber keine Produkte erhältlich, man kann sich lediglich benachrichtigen lassen.
Acer, Asus, Dell, HP und Lenovo pausieren für zwei Wochen Lieferungen aus Taiwan
Aus Taiwan berichtet darüber hinaus die Commercial Times, dass Acer, Asus, Dell, HP und Lenovo für zwei Wochen ihre Lieferungen an die Vereinigten Staaten ausgesetzt haben. Darüber seien zuerst die lokalen Zulieferer informiert worden. Deshalb werde der Umsatz im April voraussichtlich zurückgehen.
Plus im PC-Markt von kurzweiliger Bedeutung
Angesichts dieser Einschränkungen dürfte das aktuelle Plus im PC-Markt lediglich von kurzweiliger Bedeutung sein. Die Marktforscher von IDC haben ihre Zahlen für das erste Quartal des Jahres veröffentlicht, also bevor Trumps Zölle ihre Wirkung entfaltet haben.
Demnach hat der gesamte Markt um 4,9 Prozent auf 63,2 Millionen Auslieferungen zugelegt. Das Feld führt Lenovo als größter PC-Hersteller mit einem Marktanteil von 24,1 Prozent an. Darauf folgen HP, Dell, Apple, Asus und andere. Im Top-5-Ranking sind demnach vier Unternehmen vertreten, die vorerst keine Ware mehr an die USA liefern.
1Q25 Auslieferungen | 1Q25 Marktanteil | 1Q24 Auslieferungen | 1Q24 Marktanteil | Veränderung | |
---|---|---|---|---|---|
1. Lenovo | 15,2 | 24,1 % | 13,7 | 22,8 % | 10,8 % |
2. HP Inc | 12,8 | 20,2 % | 12,0 | 20,0 % | 6,1 % |
3. Dell Technologies | 9,6 | 15,1 % | 9,3 | 15,4 % | 3,0 % |
4. Apple | 5,5 | 8,7 % | 4,8 | 8,0 % | 14,1 % |
5. Asus | 4,0 | 6,3 % | 3,6 | 6,0 % | 11,1 % |
Andere | 16,2 | 25,6 % | 16,8 | 27,9 % | -3,6 % |
Insgesamt | 63,2 | 100,0 % | 60,2 | 100,0 % | 4,9 % |
Auslieferungen in Millionen Stück, Quelle: IDC |
Die Analysten sind zudem der Meinung, dass das erste Quartal von präventiven Einkäufen geprägt gewesen sei, bevor die Zölle sich auf die Preise und Liefersituation ausgewirkt haben. Für den weiteren Verlauf des Jahres könnten die Ausgaben für neue PCs und Notebooks deshalb deutlich zurückgefahren werden. Positiv wirke sich derzeit auch noch Microsofts Support-Ende von Windows 10 am 14. Oktober 2025 aus.
Framework hat am Abend die erste Preiserhöhung für die USA beschlossen. Weitere Anpassungen werden in den kommenden Tagen erwartet, denn nicht alles kann aktuell einfach im Preis erhöht werden, um die Zölle auszugleichen, schreibt Framework.
Von den aktuellen Ereignissen überschlagen, hat Framework nach der Ankündigung von US-Präsident Trump, die Zölle für 90 Tage für alle Länder außer China auf 10 Prozent zu beschränken, die Maßnahmen ebenfalls vorerst auf Eis gelegt.