AMD zurück auf Server-Thron: 128 Zen-5-Kerne nehmen es mit 256 von Intel auf

Michael Günsch
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AMD zurück auf Server-Thron: 128 Zen-5-Kerne nehmen es mit 256 von Intel auf
Bild: Phoronix

Mit Granite Rapids alias Xeon 6 gelang Intel auf einen Schlag das Aufholen des Rückstands bei den Server-Prozessoren und erstmals seit Jahren ein Sieg vor AMD Epyc. Doch der Platz an der Spitze geht nach nur zwei Wochen schon wieder verloren, denn AMD holt mit Epyc 9005 zum Konter aus und der ist laut ersten Tests vernichtend.

Die neuen Server-CPU-Flaggschiffe im Vergleich

Zunächst der Vergleich der Flaggschiffe unter den Serverprozessoren von AMD und Intel. Sowohl der AMD Epyc 9755 als auch der Intel Xeon 6980P bieten 128 „große“ Kerne und 256 Threads sowie rund 500 MB L3-Cache in der TDP-Klasse von 500 Watt. Beide bieten 12 RAM-Channel, wobei Intel aber schnelleren DDR5 und neuerdings noch schnelleren MR-DIMM unterstützt. Preislich ist AMDs Bolide deutlich günstiger als Intels Flaggschiff. Das gilt auch für den AMD Epyc 9965, der mit 192 „kleinen“ Zen-5c-Kernen antritt.

AMD Epyc 9755 Intel Xeon 6980P AMD Epyc 9965
Fertigung TSMC 4 nm Intel 3 TSMC 3 nm
Kerne/Threads 128/256 192/384
Takt Basis/Boost 2,7/4,1 GHz 2,0/3,9 GHz 2,25/3,7 GHz
L3-Cache 512 MB 504 MB 384 MB
RAM-Support 12 Kanäle, DDR5-6000 12 Kanäle, DDR5-6400/MR-DIMM 8800 12 Kanäle, DDR5-6000
TDP 500 W 500 W 500 W
Preis 12.984 USD 17.800 USD 14.813 USD

140 Benchmarks ergeben einen klaren Sieger

Phoronix hat 140 Benchmarks durch ein script laufen lassen, um so eine gewisse Aussagekraft für die Leistung einer breiten Palette von Server-Anwendungen zu ermittelt. Dabei gibt es extreme Ausschläge für AMD aber auch Intel, am Ende wurde das geometrische Mittel alle Benchmarks gegenübergestellt und die neue Epyc-Generation konnte sich dort klar die Spitze sichern.

Im Doppelpack liegt der Epyc 9755 mit je 128 Kernen in einem Dual-Sockel-System (2P) noch vor den beiden Epyc 9965 mit je 192 Kernen. Selbst wenn Intels Xeon 6980P mit seinerseits 128 Kernen im 2P-System mit schnellem MRDIMM mit 8800 MT/s antrat liegt das Gespann mit Epyc 9755 ganze 40 Prozent in Führung.

Das geometrische Mittel aller 140 Benchmarks
Das geometrische Mittel aller 140 Benchmarks (Bild: Phoronix)

Ein einzelner Epyc 9755 kann es in den Tests im Mittel sogar mit zwei Xeon 6980P aufnehmen und auch der Epyc 9965 mit seinen 192 Zen-5c-Kernen hält mit. Ein einzelner Epyc 9755 liegt dann aber nur 18 Prozent vor dem Xeon 6980P mit MRDIMM. Die neuen Epyc skalieren also weitaus besser im Dual-Sockel-Betrieb.

Im internen Vergleich der AMD-Familie liegt das Flaggschiff der Turin-Generation mit 128 Zen-5-Kernen ganze 63 Prozent vor dem Epyc 9654 des Vorgängers Genoa, der aber lediglich 96 Kerne besitzt. Der neue Epyc 9965 alias „Turin Dense“ mit 192 Zen-5c-Kernen schafft einen Vorsprung von 58 Prozent vor dem Epyc 9754 (Bergamo) mit 128 Zen-4c-Kernen.

Effizienz weiter gestiegen

Auch wenn die neue Epyc-Generation deutlich mehr Strom benötigt als die vorherige, ist das Leistungsplus noch größer, sodass die Effizienz also ebenfalls zulegt. In puncto Leistungsaufnahme liegen AMD und Intel beim Vergleich der beiden Flaggschiffe dicht beieinander: Für den Epyc 9755 mit 128 Kernen wurden durchschnittlich 324 Watt und maximal 500 Watt ermittelt. Der Xeon 6980P genehmigte sich im Durchschnitt 322 Watt und in der Spitze 547 Watt.

Epyc „dominiert“ und ist auch noch günstiger

Letztlich zieht Phoronix ein durchweg positives Fazit. Die neuen Server-Prozessoren von AMD können nicht nur bei der Leistung überzeugen und „oftmals dominieren“, sondern sind auch effizient. Zudem liegen sie beim Preis ebenfalls vorne und liefern mehr Performance pro Dollar. Wie schon eingangs angemerkt, kosten die neuen Epyc-Flaggschiffe sogar weniger als Intels Speerspitze.

Für Granite Ridge sieht Phoronix aber Vorteile bei Anwendungen, die sehr von Speicherbandbreite profitieren. Dort bieten die MR-DIMMs mit 8.800 MT/s schlicht mehr Durchsatz als DDR5-6000 bei Epyc. Zudem können Intels Beschleuniger in einigen wenigen Telekommunikationsszenarien und bei KI-Anwendungen, die die Advanced Matrix Extensions (AMX) unterstützen, punkten. Für allgemeine Server- und HPC-Workloads ist AMD Epyc 9005 aber eine mächtige Konkurrenz.