Intel Raptor Lake: Sammelklage wegen instabiler Core-CPUs eingereicht
2024 war kein gutes Jahr für Intel. Vor dem Launch der enttäuschenden Core-Ultra-200S-CPUs (Test) im Oktober stand der Chipriese vor allem wegen Qualitätsproblemen der Vorgänger im Fokus. Nun hat ein betroffener Käufer eine Sammelklage vor einem Bundesgericht in San Jose eingereicht. Weitere Kunden können sich anschließen.
Instabile CPUs vom Typ Intel Core: Ein Rückblick
Bereits Anfang 2023 kursierten Berichte über Stabilitätsprobleme von CPUs aus der Generation Raptor Lake (13. Gen Intel Core) in diversen Online-Communities. Im Februar dieses Jahres begann Intel dann offiziell, dem Problem auf den Grund zu gehen. Was folgte, war eine Monate andauernde Odyssee von teils verwirrenden Erklärungs- und Lösungsversuchen.
Nachdem der schwarze Peter zunächst bei den Boardherstellern und deren mitunter standardmäßig stark erhöhten Power-Profilen gesucht wurde, identifizierte Intel im Juli eine zu hohe Spannung infolge eines fehlerhaften Algorithmus in der CPU als Ursache und versprach Abhilfe über einen Microcode-Patch.
Beinahe zeitgleich wurde allerdings auch verkündet, dass bereits betroffene Prozessoren irreversibel physisch geschädigt sind und durch das Update nicht mehr gerettet werden können. Intel verlängerte infolgedessen die Garantie für entsprechende CPUs um zwei Jahre, konnte betroffenen Kunden jedoch nicht immer Ersatz liefern.
Erst Ende September konnte die Ursache für das schnelle Altern der Prozessoren und deren anschließende Instabilität abschließend geklärt werden, der Fehler liegt in einer anfälligen Schaltung in den CPU-Kernen, welche die teils anliegenden Spannungen nicht verkraften kann und somit bei zu starker Belastung früher oder später Schaden nimmt.
Sammelklage vor US-Bundesgericht in Kalifornien eingereicht
Wie Tom's Hardware nun berichtet, hat ein betroffener Käufer einer Raptor-Lake-CPU nun Klage vor einem US-Bundesgericht in San Jose im Staat Kalifornien erhoben. Das dortige Gericht ist zuständig, da sich Intels Firmensitz in Santa Clara in deren Jurisdiktion befindet.
Der Kläger, der selbst im Staat New York lebt, hat im Januar 2023 einen Intel Core i7-13700K gekauft, welcher häufig zu Problemen in Form von Blackscreens oder unerwarteten Neustarts des Systems geführt hätte. Der Kläger hatte in diesem Sommer den von Intel bereitgestellten Microcode-Patch für die CPU installiert, was jedoch keine Besserung der Situation mit sich brachte. In der Klageschrift heißt es:
Nach dem Kauf des Produkts stellte der Kläger fest, dass der Prozessor defekt und instabil war und häufig abstürzte. Der Prozessor verursachte Probleme mit seinem Computer, einschließlich zufälliger Blackscreens und zufälliger Neustarts des Computers. Diese Probleme wurden auch dann nicht behoben, als er versuchte, einen von Intel herausgegebenen Patch für seine Prozessoren der 13. Generation zu installieren.
Infolgedessen hat er nicht das bekommen, wofür er bezahlt hat. Hätte der Kläger die Wahrheit über das Produkt gewusst, hätte er das Produkt nicht gekauft oder weniger dafür gezahlt.
Der Kläger argumentiert, dass Intel aufgrund der Berichte über Instabilität und hohe Ausfallraten und zahlreiche Garantiefälle bereits Ende 2022, spätestens aber Anfang 2023 gewusst haben müsse, dass Prozessoren aus der 13. und 14. Generation diesen Problem aufweisen. Dem Gegenüber stand Intels Marketingmaterial, welches weiterhin die Performance der Prozessoren anpries. Dadurch wäre er getäuscht worden.
Er fordert nun Schadenersatz von Intel. Da das Problem potenziell alle Prozessoren der 13. und 14. Generation umfasst, wird die Klage als class action lawsuit, also Sammelklage eingereicht, der sich alle Kunden einer solchen CPU in den USA anschließen können. Auch nicht am Prozess beteiligte Käufer aus den USA können, sollte das Gericht dem Kläger zustimmen, etwaige Schadensersatzansprüche gegenüber Intel geltend machen.
Mögliche Zusatzbelastung für angeschlagenes Intel
Da es sich dabei um Millionen allein in den USA verkaufte CPUs handelt, könnte eine weitere schwere finanzielle Belastung auf den angeschlagenen Chipriesen zukommen. Nach mehreren schwachen Quartalen in Folge musste Intel einen harten Sparkurs einschlagen, infolgedessen es zu massenhaften Entlassungen von Mitarbeitern kam.
Auch geplante Investitionen wurden gestrichen oder aufgeschoben. So wurde auch der Baustart der Chipfabriken in Magdeburg sowie im polnischen Breslau zunächst gestoppt. Intel plant derzeit, diese Bauvorhaben in etwa zwei Jahren wieder aufzunehmen und sein Foundry-Geschäft neu aufzustellen.
Zuletzt stieg die Aktie des Unternehmens allerdings wieder. Investoren sehen trotz der Rekordverluste dieses Jahres in Intel durchaus ein Unternehmen mit Potenzial für die Zukunft, auch in der Fertigung. Hier ruhen alle Hoffnungen derzeit auf dem kommenden Fertigungsprozess Intel 18A.