Schlauere Alexa: Amazons AI-Sprachassistent könnte sich auf 2025 verschieben

Frank Hüber
8 Kommentare
Schlauere Alexa: Amazons AI-Sprachassistent könnte sich auf 2025 verschieben

Schon länger plant Amazon große Veränderungen beim digitalen Sprachassistenten Alexa. Neben einem Abo-Modell soll Alexa vor allem viele neue Möglichkeiten und Funktionen durch generative AI erhalten. Laut Bloomberg sollen anhaltende technische Herausforderungen die Markteinführung aber noch weiter bis ins nächste Jahr verzögern.

AI-Alexa verschiebt sich wohl bis 2025

Ursprünglich sollten die neuen Alexa-Funktionen bereits Anfang 2024 in einer Beta-Version verfügbar sein, gefolgt von einer groß angelegten Veröffentlichung. Doch der Zeitplan für die Freigabe des AI-Updates, das Alexa auf ein Level mit ChatGPT und anderen aktuellen Sprachmodellen heben soll, wurde inzwischen auf 2025 verschoben, so Bloomberg. Dies passt in jedem Fall zu dem in diesem Jahr noch fehlenden Amazon Devices & Services Event, auf dem das Unternehmen solche Ankündigungen vornehmen würde. Ursprünglich soll die Ankündigung durch den Amazon-CEO Andy Jassy so auch auf einer Veranstaltung am 17. Oktober geplant gewesen sein, stattdessen hat Amazon aber über Pressemitteilungen nur die neuen Kindle vorgestellt.

Amazon möchte Alexa zu einem umfassenden und fortschrittlichen persönlichen Assistenten auszubauen. „Wir haben bereits generative KI in verschiedene Komponenten von Alexa integriert und arbeiten intensiv daran, diese Technologie in den weltweit über eine halbe Milliarde Alexa-fähigen Geräten zu skalieren, um unseren Kunden noch proaktivere, persönlichere und vertrauensvollere Unterstützung zu bieten,“ erklärte zudem Unternehmenssprecher Kristy Schmidt gegenüber Bloomberg.

Einfache Aufgaben ungelöst und AI-Halluzinationen

Seit dem Prototypentest im Sommer 2023 habe sich die KI-gesteuerte Version von Alexa zwar verbessert, weise aber nach wie vor Schwächen auf. Insbesondere gehe es um irrelevante oder ausschweifende Antworten sowie Probleme bei simplen Aufgaben, die die aktuelle Version ohne Mühe bewältigt, wie das An- und Ausschalten von Lichtern. Auch das Problem der sogenannten „AI-Halluzinationen“, bei denen die KI irrelevante Informationen hinzufügt oder Antworten erfindet, soll nicht vollständig gelöst sein. Intern erzielten Beta-Tests dem Bericht zufolge niedrige Zufriedenheitswerte, da Antworten oft steif und wenig hilfreich ausfielen. Mit Gemini von Google oder ChatGPR von OpenAI könne man so jedenfalls noch nicht mithalten.

ChatGPT, bekannt für seine Fähigkeit, natürliche Dialoge zu führen und kreative Problemstellungen zu lösen, stellt konventionelle Systeme wie Alexa vor neue Herausforderungen. Amazons aktuelle Alexa-Version basiert auf einer Kombination aus regelbasierten Antworten und lernfähigen Algorithmen, was sie in der heutigen Wettbewerbssituation jedoch zunehmend ins Hintertreffen geraten lässt. Zwar begann Amazon bereits 2021 mit der Integration erster sprachmodellerweiterter Komponenten wie dem „Alexa Teacher Model“, doch blieb die Entwicklung in einem Nischenprojekt verhaftet. Gleichzeitig verfolgte Amazon bislang eine Hardware-Strategie, die eine große Palette an Alexa-fähigen Geräten zu meist niedrigen Preisen auf den Markt brachte. Zwar verhalf dieser Ansatz Alexa zu einer hohen Reichweite, die Rentabilität blieb jedoch bislang aus. Erst die Veröffentlichung von ChatGPT, mit der Amazon plötzlich ins Hintertreffen bei digitalen Sprachassistenten geriet, brachte die generative KI ins Zentrum der Alexa-Strategie.

Alt und neu muss vereint werden

Alexas bestehender Architektur an große Sprachmodelle anzupassen, ist technisch sehr komplex. Die Herausforderung besteht darin, Alexas erweitertes KI-Framework stabil in bestehende und teils veraltete Systeme zu integrieren. So dass sie einerseits weitaus komplexere Fragen beantworten kann, andererseits aber auch die gewohnte Zuverlässigkeit der alten Systeme bei alltäglichen Aufgaben erhalten bleiben.

Verlangsamt Bürokratie die Entwicklung?

Die aktuellen Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines konkurrenzfähigen KI-Assistenten werden aber auch auf interne Strukturen zurückgeführt. Laut Bloomberg kritisieren einige Mitarbeiter die bürokratischen Strukturen bei Amazon, die eine flexible und schnelle Weiterentwicklung erschweren. Es wird nun gemutmaßt, dass Jassy den Fokus auf Effizienz in der Organisation verstärken möchte, um schneller auf Marktveränderungen reagieren zu können.

Aktuell soll Amazon alternative KI-Modelle externer Anbieter testen, darunter Mistral AI und Anthropic, um möglicherweise von neuen technologischen Ansätzen zu profitieren. Kritiker innerhalb des Unternehmens bezweifeln, dass Alexa in der neuen Form ein durchschlagender Erfolg wird, so Bloomberg. Sie verweisen darauf, dass Amazons Erfolg häufig auf frühem Markteintritt und einem schnellen Ausbau von Marktanteilen basierte, wie es bei Amazon Prime oder AWS der Fall war. Die fehlende Innovationsführerschaft im Bereich generative KI könnte sich nun als Nachteil erweisen.

Schlussendlich wird Amazon bei der neuen Alexa aber auch von der enormen Verbreitung seiner Echo-Lautsprecher profitieren, sofern man die offenbar weiterhin bestehenden Probleme rasch lösen und Anfang 2025 tatsächlich die Markteinführung vollziehen kann.