5G-Modem: Qualcomm X85 zieht mit 12,5 Gbit/s an MediaTek vorbei

Im Gerangel um das schnellste 5G-Modem für Smartphones zieht Qualcomm mit dem X85 und bis zu 12,5 Gbit/s im Downlink jetzt wieder an MediaTek und deren M90 mit 12 Gbit/s vorbei. Das Sampling des neuen 5G-Modems hat bereits begonnen und Qualcomm erwartet damit ausgestattete Endgeräte für die zweite Jahreshälfte.

Ankündigungen wie das Qualcomm X85 können bei Tech-Redakteuren dann doch mal wieder für ein Schmunzeln sorgen. Kurzer Hintergrund: Qualcomm hatte die Redaktion noch vor der Ankündigung des MediaTek M90 über das X85 informiert, zum Zeitpunkt des Briefings aber noch mit 11 Gbit/s im Downlink spezifiziert. Dann kam MediaTek zum MWC 2025 mit dem M90 um die Ecke, das 12 Gbit/s schafft, und kurz darauf war in den von Qualcomm aktualisierten Datenblättern zum X85 plötzlich von 12,5 Gbit/s die Rede.

5G-Advanced-Modem mit bis zu 12,5 Gbit/s

Das X85 ist das neue Flaggschiff-Modem von Qualcomm für den Einsatz in Smartphones, Tablets, Notebooks und anderen mobilen Endgeräten. Auch als Teil der neuen Dragonwing FWA4-Plattform für Fixed-Wireless-Access-Router kommt das X85 zum Einsatz. Das ehemalige „Snapdragon“ im Namen des Vorgängers X80 findet man beim X85 nicht mehr, da Qualcomm die Chips aus dem Enterprise-Segment jetzt unter dem Namen „Dragonwing“ laufen lässt, während Consumer-Produkte als „Snapdragon“ laufen. Die Modems des Unternehmens fallen exakt dazwischen, sodass man hier schlichtweg keinen der beiden Namen nutzt und die Lösung einfach Qualcomm X85 nennt.

Analog zum X80 ist das X85 nach 3GPP Release 17 und 18 spezifiziert und unterstützt 5G Advanced als Zwischenschritt des Wegs von 5G zu 6G. Nach zuvor bis zu 10 Gbit/s im Downlink unterstützt das X85 jetzt bis zu 12,5 Gbit/s im Downlink und zieht damit zumindest auf dem Datenblatt am MediaTek M90 vorbei. Beachtet werden muss dabei aber stets, dass für diese Rekorde sehr viel Spektrum für mehr Bandbreite zusammengelegt werden muss, was in der Praxis aber nicht in den Mobilfunknetzen anzutreffen ist. Außerdem wird dafür das Millimeterwellenspektrum (mmWave) benötigt, das in Deutschland nicht in den öffentlichen Netzen angeboten wird.

400 MHz für den Uplink

Rein auf das sogenannte Sub-6-GHz-Spektrum beschränkt, das auch hierzulande zum Einsatz kommt, lassen sich mit dem X85 maximal 400 MHz Bandbreite verteilt über sechs Frequenzblöcke (6CA) aggregieren. Im 5G-Uplink liegt das Maximum des neuen Modems bei 3,7 Gbit/s. Auch das sind allerdings Angaben von theoretischer Natur, keinem einzigen deutschen Anbieter stehen 400 MHz zur Verfügung.

Bereit für den GSM-R-Nachfolger FRMCS

Vorbereitet ist das X85 auch das Future Railway Mobile Communication System (FRMCS), den Nachfolger von GSM-R für die Kommunikation in Schienenverkehrssystemen, sodass dort eine Umstellung von 2G auf 5G erfolgen kann.

Schnellerer KI-Co-Prozessor

Für den integrierten KI-Prozessor hat Qualcomm das Inferencing um 30 Prozent angehoben. Der Prozessor soll Feedback aus dem Verbindungskanal erhalten und daraufhin Optimierungen vornehmen. Speziell für mmWave steuert der Chip das Beamforming, die KI-Funktionen umfassen aber auch die Auswahl des Netzes sowie die Abstimmung der Antennen. Qualcomm will darüber auch den Datenverkehr beim Einsatz von Dual-SIM und die Sprachqualität beim Telefonieren optimieren.

Zum Einsatz kann das X85 als eigenständige Lösung kommen, also als eigener Chips neben einem Prozessor, oder als integrierte Lösung vollständig in ein SoC integriert. Dazu wollte sich Qualcomm zum MWC aber noch nicht im Detail äußern, da man damit weitere Ankündigung des Jahres schon heute vorwegnehmen würde. Das Snapdragon X80 kommt zum Beispiel im Snapdragon 8 Elite zum Einsatz, selbiges ist für das X85 beim Nachfolger des 8 Elite zu erwarten. Das Sampling habe bereits begonnen, erklärt Qualcomm, Endgeräte mit X85 seien für den Verlauf der zweiten Jahreshälfte zu erwarten.

Dragonwing FWA Gen 4 Elite setzt auf X85

Dazu gehört auch die Dragonwing FWA Gen 4 Elite Platform, eine Komplettlösung für Fixed-Wireless-Access-Router mit Mobilfunk und WLAN. FWA ist ein über Mobilfunk umgesetzter „Festnetzanschluss“ und kommt meistens dann zum Einsatz, wenn die letzte Meile zum Nutzer nicht mit Kupfer oder Glasfaser umgesetzt werden kann.

Die FWA4-Plattform kann über das X85 ebenso auf das Sub-6-GHz- und mmWave-Spektrum zugreifen und beide Frequenzbereiche aggregieren. Für den Anwender wird darauf basierend WLAN zur Verfügung gestellt, wobei alle Standards bis Wi-Fi 7 integriert sind, alternativ lässt sich über Ethernet mit 10 Gbit/s eine Verbindung herstellen. Die Plattform ist laut Qualcomm ab sofort verfügbar und wird bereits ausgeliefert.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm unter NDA im Vorfeld und im Rahmen einer Veranstaltung des Unternehmens in Barcelona, Spanien erhalten. Die Kosten für Anreise, Abreise und drei Hotelübernachtungen wurden von Qualcomm getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht. Die einzige Vorgabe aus dem NDA war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.