Magneto-Electric Disk: Huawei entwickelt Tape-SSD-Hybrid-Laufwerke

Michael Günsch
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Magneto-Electric Disk: Huawei entwickelt Tape-SSD-Hybrid-Laufwerke

Als neuartigen Archivspeicher entwickelt Huawei die sogenannte Magneto-Electric Disk. Die Festplattenalternative beherbergt einen Bandspeicher samt Motor und kombiniert diesen mit einer SSD. Die erste Generation soll 72 TB in einem 7-Zoll-Gehäuse speichern und dabei erheblich weniger Strom als eine HDD benötigen.

So wie es die Website Blocks and Files formuliert, ist das Konzept der Magneto-Electric Disk (MED) eher aus der Not geboren. Denn Huawei wolle sich mit dieser Technik für den Ernstfall rüsten, falls es zu Engpässen in der Versorgung mit herkömmlichen Festplatten durch Einschränkungen von US-Exporten nach China kommen sollte.

Mit einem Schema wird das Konzept veranschaulicht. Der Bandspeicher verteilt sich auf zwei von einem Motor angetriebene Spulen. Die Lese-Schreibeinheit ist ebenfalls integriert. Es wird also anders als bei herkömmlichem Bandspeicher kein zusätzliches Laufwerk zum Lesen und Beschreiben benötigt.

Das Prinzip der Magneto-Electric Disk (MED) veranschaulicht
Das Prinzip der Magneto-Electric Disk (MED) veranschaulicht (Bild: Blocks & Files)

Um den Datenstrom zu beschleunigen, wird zusätzlich eine SSD eingesetzt, die neue Daten zunächst mit hoher Geschwindigkeit aufnimmt, um sie anschließend in großen sequenziellen Blöcken auf das Tape zu schreiben. Häufiger genutzte „warme“ Daten sollen aber weiterhin auf der SSD vorliegen, um sie auch schnell Auslesen zu können. Nur die „kalten“ Daten, sollen auf dem langsamen Tape archiviert werden.

Eckdaten zum MED der 1. Generation

Im besagten 7-Zoll-Gehäuse soll ein MED der ersten Generation 72 TB Daten speichern, wobei nicht angegeben wird, ob dies für komprimierte oder unkomprimierte Daten gilt und ob das Speichervolumen der SSD mit einberechnet ist. Der Energiebedarf soll nur etwa ein Zehntel einer HDD betragen. Ein Rack mit MEDs soll über 10 PetaByte Daten fassen und dabei weniger als 2.000 Watt benötigen, heißt es in dem Bericht. Auf einer Abbildung ist von 71 Watt pro PetaByte die Rede, was bei 10 PetaByte lediglich 710 Watt bedeuten würde. Kombiniert sollen die Laufwerke pro Rack einen Datendurchsatz von 8 GB/s erreichen.

Huawei OceanStor Arctic: Ein Rack mit MEDs soll effizienter sein als mit HDDs
Huawei OceanStor Arctic: Ein Rack mit MEDs soll effizienter sein als mit HDDs (Bild: Blocks & Files)

Die erste Generation des MED soll 2025 einsatzbereit sein. Für die Jahre 2026 oder 2027 wird die zweite Generation erwogen, das mit kürzerem Magnetband in ein 3,5-Zoll-Gehäuse passt.

Erinnerungen an das „Tape Embedded Drive“

Das Konzept eines Laufwerks, das Bandspeicher (Tape) und die nötige Lese-/Schreibeinheit in sich vereint, hatte auch der HDD-Hersteller Western Digital auf dem Zettel. In verschiedenen Patenten wurde das sogenannte Tape Embedded Drive mit zwei motorisierten Spulen beschrieben. Bei diesem wurde aber keine SSD integriert, was das Konzept von jenem von Huawei unterscheidet.