SSD übertakten: Praxistest veranschaulicht, wie wenig sinnvoll das ist
Sowohl der Prozessor (Controller) als auch der NAND-Speicher auf einer SSD lassen sich prinzipiell übertakten. Anhand einer SATA-SSD hat der YouTuber Gabriel Ferraz die Probe aufs Exempel gemacht. Die Leistungssteigerungen stehen aber in keinem guten Verhältnis zum Stromverbrauch und letztlich droht sogar ein Totalausfall.
Vor gut zehn Jahren hatte Intel schon einmal die Idee zu einem Tool zum Übertakten von Controller und NAND-Flash in den Raum geworfen. Letztlich wurde dies aber nie veröffentlicht. Eine SSD zu übertakten wurde somit nie zu einem großen Thema.
SATA-SSD mit SMI-Controller übertaktet
Dass es aber auch heute noch möglich ist, beweist der YouTuber Gabriel Ferraz, der auf einer SATA-SSD sowohl den Controller als auch den NAND-Speicher übertaktet hat. Zum Einsatz kam eine 240-GB-SSD der hierzulande wenig bekannten Marke RZX, die mit einem SM2259XT2-Controller von Silicon Motion und 96-Layer-TLC-NAND von Kioxia bestückt ist. Über einen DRAM-Cache verfügt die SSD nicht.
Für die Versuche kam ein Adapter von SATA auf USB 3.0 mit Bridge-Chip zum Einsatz, der ein einfaches Handling ermöglichte, denn so musste die SSD nicht einmal in den PC eingebaut werden. Damit der Controller in den Safemode wechselte, was für das Übertakten via Firmware-Anpassung notwendig sei, mussten zwei Kontakte auf der Platine der SSD kurzgeschlossen werden. Mit einer Software (SMI Mass Production Tool) ließen sich die Taktraten anheben.
Letztlich war es möglich, den Controller-Takt von 425 MHz auf 500 MHz und somit um fast 18 Prozent anzuheben. Der NAND-Flash arbeitete auf dieser SSD mit einem sehr geringen Takt von rund 194 MHz und wurde auf 400 MHz in etwa verdoppelt.
Das Video zeigt allerdings nicht alle Schritte, die Ferraz aus „Sicherheitsgründen“ auch nicht preisgeben wollte. Das Unterfangen bedeute nicht nur einen Garantieverlust, sondern sei sehr riskant, wie sich letzten Endes auch herausstellen sollte.
Benchmarks
Bei den anschließenden Tests zeigte sich kaum ein Leistungsgewinn beim sequenziellen Durchsatz, doch beim wahlfreien Lesen und den Latenzen machte sich der höhere Takt positiv bemerkbar. Dies mündete auch in einem satten Sprung um 200 Punkte im 3DMark Storage, der stellvertretend für die Spieleleistung steht. Im PCMark gab es dann nur kleine Gewinne und bei Adobe Premiere Pro sowie dem Benchmark im Spiel Final Fantasy XIV dann fast gar keinen Unterschied. Der praktische Kopiertest lief immerhin knapp 10 Prozent schneller.
Stromverbrauch stieg massiv
Sehr deutlich stieg wiederum die Leistungsaufnahme, im Durchschnitt um 63 Prozent, worunter auch die Effizienz deutlich litt.
Dies machte sich auch bei den Temperaturen bemerkbar, die von 40 °C beim Schreibtest auf 45 °C anstiegen, was aber keineswegs bedenklich ist.
Am Ende war die SSD kaputt
Dennoch bekam der Tester das Risiko eines solchen Eingriffes selbst zu spüren, denn bei den letzten Tests versagte die SSD plötzlich ihren Dienst und ließt sich nicht mehr zum Leben erwecken.