945 Terawattstunden: Rechenzentren benötigen 2030 durch KI doppelt so viel Energie

Die IT-Branche setzt große Stücke auf die Möglichkeiten mit Künstlicher Intelligenz. Entsprechend werden Rechenzentren für Abermilliarden US-Dollar aufgerüstet, um leistungsfähigere KI-Anwendungen zu ermöglichen. Das erzeugt im Gegenzug einen rasant wachsenden Energiebedarf, wie die Internationale Energieagentur vorrechnet.
Laut einem neuen Bericht der Internationalen Energieagentur IEA, der mit „Energy and AI“ betitelt ist, soll sich „der weltweite Strombedarf von Rechenzentren bis 2030 auf rund 945 Terawattstunden (TWh) mehr als verdoppeln“. Dies sei noch etwas mehr als der heutige Stromverbrauch Japans im Jahr. Rechenzentren in Deutschland benötigten Ende 2024 etwa 20 Terawattstunden pro Jahr.
Den größten Anteil an dem Anstieg sollen die für KI bestimmten Rechenzentren haben, denn deren Energiebedarf soll sich bis 2030 sogar „voraussichtlich mehr als vervierfachen“.

Eine Grafik der IEA veranschaulicht die Prognosen für das Wachstum des weltweiten Strombedarfs bis zum Jahr 2030, unterteilt in Regionen. In den USA soll durch den KI-Einsatz im Jahr 2030 bereits mehr elektrische Energie für die Datenverarbeitung „als für die Herstellung aller energieintensiven Güter zusammen, darunter Aluminium, Stahl, Zement und Chemikalien“ aufgewendet werden.
Der weltweite Strombedarf von Rechenzentren wird sich in den nächsten fünf Jahren mehr als verdoppeln und bis 2030 so viel Strom verbrauchen wie ganz Japan heute. In einigen Ländern werden die Auswirkungen besonders gravierend sein. In den USA beispielsweise werden Rechenzentren voraussichtlich fast die Hälfte des wachsenden Strombedarfs ausmachen, in Japan mehr als die Hälfte und in Malaysia sogar ein Fünftel.
Fatih Birol, Exekutivdirektor der IEA
Genaue Prognosen schwierig
Die IEA, die sich bei der Prognose nach eigenen Worten auf „die bislang umfassendste, datengestützte globale Analyse“ stützt, räumt allerdings ein, dass die Vorhersagen äußerst schwierig sind. So lasse sich etwa die Geschwindigkeit des KI-Aufrüstens der Länder nur schwer abschätzen und unsicher sei auch, wie sich das Thema Energieeffizienz im Rechenzentrum verändert.
Die Energieagentur vergisst aber auch die Vorzüge nicht, die KI potenziell bietet. So könne sie etwa „Innovationen in Energietechnologien wie Batterien und Photovoltaik beschleunigen“.
Tech-Riesen in den USA setzen wieder auf Atomkraft
Auch wenn inzwischen viel auf erneuerbare Energie gesetzt wird, sorgt der wachsende Strombedarf für Rechenzentren für eine Verlangsamung der Energiewende. Wie die Financial Times vor knapp einem Jahr berichtet hat, könnte der AI-Boom den Kohleausstieg in den USA verzögern. Große Big-Tech-Konzerne wie Amazon, Google, Meta und Microsoft wollen sogar neuen Kernkraftwerke bauen oder zumindest alte AKW wieder in Betrieb nehmen, um den wachsenden Energiebedarf ihrer riesigen Rechenzentren zu decken.
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Dem IEA-Bericht zufolge „müssen Länder, die vom Potenzial der KI profitieren wollen, rasch neue Investitionen in die Stromerzeugung und die Stromnetze tätigen, die Effizienz und Flexibilität von Rechenzentren verbessern und den Dialog zwischen politischen Entscheidungsträgern, dem Technologiesektor und der Energiewirtschaft stärken“, heißt es abschließend in der Pressemitteilung der IEA.
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