AI-Beschleuniger: Cerebras geht an die Börse und legt Finanzdaten offen

Volker Rißka
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AI-Beschleuniger: Cerebras geht an die Börse und legt Finanzdaten offen
Bild: Cerebras

Cerebras geht an die Börse. Dafür muss das Unternehmen alle Finanzdaten offenlegen, die hohe Verluste sehen – und beinahe nur einen Kunden. 87 Prozent der Verkäufe in den letzten sechs Monaten – nach 83 Prozent zuvor – gehen an G42 aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, in westlichen Ländern gab es noch keinen Durchbruch.

83 bis 87 Prozent der Verkäufe gingen nach Dubai, und das auch nur, weil es eine Ausnahmegenehmigung durch die US-Behörden, genauer gesagt das Department of Commerce Bureau of Industry and Security (BIS) gab. Dort stehen die bisherigen AI-Beschleuniger vom Typs CS-2 nämlich auf der gleichen Liste wie die von Nvidia, die USA sieht moderne Technologie bisher nicht gern auf der arabischen Halbinsel. Und physisch sind die Cerebras-Lösungen auch nicht wirklich in Dubai, sie stehen vielmehr in einem US-Rechenzentrum, auch die neu georderten AI-Beschleuniger CS-3 werden in den USA ins Rechenzentrum gehen, bezahlt und betrieben dann aber von G42, heißt es im SEC-Filing. Dann wird nämlich keine Export-Lizenz benötigt.

While we have obtained an export license from BIS to export, reexport, or transfer (in-country) our CS-2 systems to G42 in the United Arab Emirates, all of the systems we have sold to G42, or for which purchase orders have been placed by G42, to date have been or are expected to be deployed in the United States, which does not require an export license from BIS. To the extent that we cannot export to a specific customer without a license from BIS, we may seek a license for the customer.

CS-2 ist nun aber bereits ein altes Eisen und wird nicht länger kommerzialisiert, erklärt Cerebras im Bericht. CS-3 mit WSE-3 ist das neueste Modell, welches in diesem Jahr vorgestellt wurde und ein Gegenspieler zu Nvidias H100, H200 und auch B200 sein soll.

WSE-3 im Vergleich zum Wettbewerb
WSE-3 im Vergleich zum Wettbewerb (Bild: Cerebras)

In den arabischen Ländern sucht Cerebras auch in Zukunft ihr Glück. Erst vor wenigen Wochen wurde ein Memorandum of Understanding (MoU) mit Aramco unterzeichnet. Aramco ist nicht irgendwer, es ist die größte Erdölfördergesellschaft der Welt mit Sitz in Saudi-Arabien, die im Jahr 2023 über 440 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielte und dabei 121 Milliarden US-Dollar Gewinn verbuchte. Wie andere Öl-Staaten der Region suchen diese nun zusätzliche Zweige, um in Zukunft auch in anderen Bereichen mitreden zu können. Dafür sind sie bereit, auch schnell mal größere Summen zu investieren, weshalb viele AI-Startups aber auch große Firmen mit Bestrebungen in AI-Bereichen in letzter Zeit vermehrt Geldgeber in der Region suchen.

Apropos Geld. Für einen Börsengang muss ein Unternehmen auch die bisherigen Zahlen offenlegen. Bei einem Startup sehen diese erwartungsgemäß rot aus, eine deutliche Umsatzsteigerung ist aber erkennbar. Im Jahr 2023 hat das Unternehmen 78,7 Millionen US-Dollar umgesetzt, nach lediglich 24,6 Millionen US-Dollar im Jahr 2022. Der Verlust lag 2023 bei 127,2 Millionen US-Dollar, nach 177,7 Millionen US-Dollar, im Jahr zuvor. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat das Unternehmen schon über 136 Millionen US-Dollar Umsatz erzielt, der Verlust lag bei 66,6 Millionen US-Dollar.

CS-3 im Vergleich zum Wettbewerb
CS-3 im Vergleich zum Wettbewerb (Bild: Cerebras)

Mit den großen Zahlen in vielen Plänen möchte Cerebras nun Geld erhalten. Wie hoch das Unternehmen bewertet wird, darüber gehen die Meinungen auseinander, Zahlen gibt es bisher nicht offiziell. Vor knapp drei Jahren waren einmal rund 4 Milliarden US-Dollar als Unternehmensbewertung im Gespräch, nun hofft man auf sieben bis acht Milliarden US-Dollar, schreibt Bloomberg.