Cloud-Dominanz und Sicherheitsdebakel: FTC eröffnet Kartellverfahren gegen Microsoft in den USA

Andreas Frischholz
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Cloud-Dominanz und Sicherheitsdebakel: FTC eröffnet Kartellverfahren gegen Microsoft in den USA

Die amerikanische Federal Trade Commission (FTC) hat laut einem Bloomberg-Bericht ein Kartellverfahren gegen Microsoft eröffnet. Bei diesem Verfahren steht demnach alles auf dem Prüfstand: Vom Cloud- und Lizenz-Geschäft über Cybersecurity-Angebote bis zur KI-Entwicklung.

Laut Bloomberg hat die FTC seit mehr als einem Jahr Informationen gesammelt, indem etwa Gespräche mit Wettbewerbern und Geschäftspartnern geführt worden sind. Nun wurde Microsoft ein detaillierter Fragenkatalog übermittelt, der mehr als 100 Seiten lang sein soll.

Bloomberg beruft sich auf Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind. Weder die FTC noch Microsoft wollten den Bericht kommentieren.

Cloud-Dominanz und Sicherheitsvorfälle

Vor allem Microsofts Cloud-Geschäft weckte zuletzt die Aufmerksamkeit der Wettbewerbshüter. Wie bei den EU-Verfahren wird es auch in den USA als problematisch angesehen, dass Microsoft populäre Office-Produkte mit dem Cloud-Geschäft bündelt. Das führte bereits dazu, dass Microsoft die Kommunikationsplattform Teams von den Office-Paketen trennte.

Ebenso fallen Microsoft die Sicherheitsvorfälle auf die Füße. Die Spitze des Eisbergs: Indem Hacker einen Master-Key für die Azure-Cloud erbeuteten, konnten Angreifer auf Kundendaten zugreifen. Betroffen waren auch Regierungsbehörden. Und der CrowdStrike-Vorfall sorgte in diesem Sommer weltweit für Systemausfälle, die selbst kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser oder Flughäfen massiv beeinträchtigte.

Das unterstreicht die Befürchtungen der FTC. Die Regulierungsbehörde hatte bereits in einem Bericht vom November 2023 erklärte, die Marktkonzentration im Cloud-Geschäft habe die Konsequenz, dass Ausfälle oder Beeinträchtigungen der Dienste „kaskadenartige Auswirkungen auf die Wirtschaft oder bestimmte Sektoren“ haben könne.

Unklar, was Trump-Administration mit diesen Ermittlungen macht

Mit dem Start der Ermittlung könnte Microsoft laut Bloomberg ein Verfahren drohen, das vergleichbar sei mit den Kartellermittlungen im Jahr 1998. Damals koppelte Microsoft den Internet Explorer mit Windows. So erreichte man zu dieser Zeit zwar Dominanz im Browser-Markt, in dem viel beachteten Prozess wurde aber auch gefordert, Microsoft aufzuspalten. Am Ende kam der Konzern mit Auflagen davon.

Wie weit diese Ermittlungen tragen, ist aber unklar. Denn der Start dieses Kartellverfahrens gilt als eine der letzten Amtshandlungen von FTC-Chefin Lina Khan. Sie wurde von der Biden-Administration ernannt und hat sich mit dem Kampf gegen die Marktmacht von Big Tech profiliert. So wurde in ihrer Amtszeit etwa ein Kartellverfahren gegen Amazon gestartet. Der Widerstand der FTC gegen Microsofts Activision-Kauf lief aber ins Leere, Microsoft konnte den Publisher nach langen Gerichtsverfahren schließlich doch übernehmen.

Im Januar übernimmt Trump die Amtsgeschäfte. Wie er es mit solchen Verfahren hält, lässt sich noch nicht abschätzen. Von Unternehmensvertretern wird generell erwartet, dass eine Trump-Administration nicht so aggressiv die Kartellverfahren vorantreibt, wie es unter Biden der Fall war. Trump äußerte sich im Wahlkampf auch zurückhaltend über die Kartellklagen gegen Google.