Interne Mails: Elon Musk wollte OpenAI schon 2017 in Profit-Firma wandeln
Elon Musk wirft OpenAI im laufenden Rechtsstreit vor, durch den Wandel zu einer gewinnorientierten Unternehmensstruktur gegen die Gründungsvereinbarungen zu verstoßen. Laut internen Mails, die OpenAI nun veröffentlicht hat, forcierte er diesen Schritt aber schon 2017.
Damals zählte Musk noch zur Führungsriege. Die jetzt in einem Blog-Beitrag veröffentlichten E-Mails zeigen den Austausch, der zwischen 2015 und 2019 stattfand. Bereits vor der offiziellen Gründung war Musk demnach mit der gemeinnützigen Form unzufrieden, die anfangs gewählt wurde. 2017 intensivierte sich dann die Diskussion.
Musk wollte Macht
Musk forderte unter anderem Fortschritte bei der Entwicklung, damit OpenAI Interesse bei jungen Talenten weckt. Als ein OpenAI-Modell im August 2017 einen professionellen Dota-Spieler im 1-vs.-1 besiegte, erhöhte er den Druck. Generell war seine Sorge, dass OpenAI zu wenig Mittel hat, um mit Google DeepMind mitzuhalten.
Allein für die Investitionen in die Hardware, die zum Training der Modelle nötig ist, waren mehrere Milliarden US-Dollar nötig. Damals fiel die Entscheidung, bei OpenAI zu einer Unternehmensform zu wechseln, die offener für Investoren ist. Im Verlauf der Diskussion forderte Musk eine Mehrheit der Anteile an der Profit-Sparte sowie die komplette Kontrolle als CEO. Er selbst hat laut OpenAI sogar eigenständig eine Tochter gegründet, dieses Vorhaben verlief aber im Sand.
Generell gingen Musks Vorstellungen dem Führungsteam rund um Sam Altman, Greg Brockman und Ilya Sutskever zu weit. In der Folge kam es zum Bruch, im Februar 2018 hat Musk OpenAI dann verlassen. Er habe damals vor allem auf Tesla setzen wollen. Als OpenAI 2019 auf ein Capped-Profit-Modell umstellte, das den Gewinn von Investoren begrenzt, sollen Musk nochmals Anteile angeboten worden sein. Er habe das aber mehrfach abgelehnt.
Öffentlichkeit als Strategie
Auszüge aus E-Mails hatte OpenAI erstmals schon im Frühjahr veröffentlicht. Die Strategie bei diesem Vorgehen ist klar: Öffentlich will man klarstellen, dass das Profitstreben an sich für Musk kein Problem ist. Ihm geht es vielmehr um den Wettbewerb, bei dem er auch auf juristische Mittel setzt, um sich und seinen Unternehmen einen Vorteil zu verschaffen. Die Vorwürfe an sich sind demnach also haltlos, so OpenAI.
Musk selbst wirft OpenAI vor, gegen die Gründungsvereinbarung zu verstoßen. Insbesondere durch die Partnerschaft mit Microsoft gehe es nicht mehr um das Gemeinwohl bei der Entwicklung einer allgemeinen künstlichen Intelligenz (engl. AGI), sondern vor allem um Profitinteressen. Zusätzlich würde OpenAI Druck auf Investoren ausüben, um diese davon abzuhalten, Wettbewerber wie Musks KI-Start-up xAI zu finanzieren. Eine erste Klage erfolgte bereits im Frühjahr, die hatte Musk aber kommentarlos zurückgezogen.
Zuckerberg unterstützt Musks Klage
Unterstützt wird Musk nun von Meta und dem CEO Mark Zuckerberg, berichtet das Wall Street Journal. In einem Brief an den Generalstaatsanwalt erklärt der Konzern, es wäre ein gefährlicher Präzedenzfall, wenn er die Umwandlung von OpenAIs Unternehmensform zulassen würde. „Wenn das neue Geschäftsmodell von OpenAI gültig ist, würden gemeinnützige Investoren denselben Gewinn erzielen wie diejenigen, die auf herkömmliche Weise in gewinnorientierte Unternehmen investieren, gleichzeitig aber von den Steuerabschreibungen profitieren, die die Regierung gewährt“, so Meta.
Kurzum: Wie Meta das Vorgehen beschreibt, ist ein potenzielles Steuerschlupfloch entstanden. Tatsächlich ist aber noch nicht klar, wie bisherige OpenAI-Investoren wie Microsoft beim Übergang behandelt werden. Laut Medienberichten erarbeiten die von OpenAI beauftragten Investmentbanken derzeit einen Plan.
Politische Brisanz in der Tech-Welt
Dass Meta die Klage unterstützt, ist so weit zunächst nachvollziehbar. Meta zählt selbst zu den führenden KI-Firmen und steht im Wettbewerb mit OpenAI und Microsoft. Brisanz erhält das Thema aber durch die politischen Entwicklungen. Zuckerberg suchte zuletzt den Anschluss an die neue Trump-Administration, in die Musk eng involviert ist.
Ende November traf sich der Meta-Chef mit dem künftigen US-Präsidenten in seinem Anwesen in Mar-a-Lago. Dort soll er Unterstützung signalisiert haben, zudem spendete Meta 1 Million US-Dollar für den Fonds, der Trumps Amtseinführungsfeier finanziert. Es geht also um Nähe, nachdem Zuckerberg und Trump in den letzten Jahren ein angespanntes Verhältnis hatten. Meta sperrte 2020 etwa Trumps Konten auf Facebook und Instagram, Trump drohte Zuckerberg im Wahlkampf mit lebenslangem Gefängnis.
Nun findet also eine Annäherung statt, bei der für Meta die geschäftlichen Aspekte eine essenzielle Rolle spielen, wie NBC berichtet. Die Trump-Administration wird sich mit zahlreichen Themen befassen, die Meta unmittelbar betreffen. Dazu zählen etwa Plattform-Regulierungen, KI-Regelwerke und das Wettbewerbsrecht. Indem Musk als Konkurrent – mit X als Social-Media-Dienst und xAI als KI-Firma – direkt in der Regierung vertreten ist, kann der Support bei Musks Rechtsstreit mit OpenAI auch ein Versuch sein, ein politisches Bündnis zu stärken.