Kontroverse Werbung: Microsoft schaltet Pop-ups für Bing im Chrome-Browser
Microsoft bewirbt die neuen AI-Tools rund um den Assistenten Copilot sowie die verbundenen Dienste wie die Suchmaschine Bing mit Nachdruck. Das passiert nicht nur in Form von Super-Bowl-Spots. Auch innerhalb von Chrome registrieren Nutzer des Google-Browsers zuletzt immer wieder Pop-ups.
In diesen wirbt Microsoft dafür, Bing als Standard-Suche in Chrome zu nutzen. So könnten Nutzer dann umsonst GPT-4 über den KI-Assistenten Copilot nutzen.
Die entsprechende Benachrichtigung taucht am Seitenrand des Browser-Fensters auf. Von diesen Vorfällen berichteten Nutzer auf Reddit, Microsoft bestätigte die Werbemaßnahmen in einer Stellungnahme gegenüber The Verge.
So erklärte Caitlin Roulston, Direktorin für Kommunikation, es handele sich um eine einmalige Benachrichtigung. Nutzer von Windows 10 und 11 sollen demnach die Wahl erhalten, ob sie Bing als Standardsuchmaschine unter Chrome verwenden wollen. „Wir legen Wert darauf, unseren Kunden eine Wahl anzubieten, daher gibt es die Option, die Benachrichtigungen zu deaktivieren“, so Roulston.
Microsoft zielt auf Google-Nutzer
Während Microsoft also von einer Wahl spricht, die man den Nutzern ermöglichen will, bewerten Branchenbeobachter das Vorgehen deutlich kritischer. Die Rede ist von einer „Malware-artigen“-Kampagne, die der Konzern betreibe. Tom Warren von The Verge bemängelt zudem, dass es keinen einfachen Weg gebe, solche Werbe-Benachrichtigungen vollständig zu deaktivieren.
Zumal es nicht der erste Versuch ist. Im August 2023 startete Microsoft bereits eine entsprechende Kampagne, um Bing samt den Copilot-Funktionen zu bewerben. Und Anfang des Jahres musste man einen Fehler beseitigen, bei dem der Edge-Browser sowohl Browser-Daten als auch Tabs von Chrome übernahm, ohne dass Nutzer eingewilligt hätten.
Die Maßnahmen zeigen, wie sehr Microsoft mit Googles Marktmacht kämpft. Daran änderte auch der AI-Hype vorerst nichts. Laut den Zahlen von StatCounter kommt Bing im Februar 2024 im Suchmaschinengeschäft weltweit auf einen Marktanteil von 3,32 Prozent, während Google mit 91,61 Prozent dominiert. Bei den Browsern ist es nicht ganz so deutlich. Doch auch in diesem Bereich liegt Chrome im Februar 2024 mit 65,3 Prozent vorne, während Edge 5,07 Prozent erreicht – Platz 3 hinter Safari mit 18,3 Prozent.
Dennoch ist das Vorgehen pikant. Denn in der FTC-Klage gegen Google präsentierte sich Microsoft im letzten Jahr mit Bing als Gegenspieler, der praktisch chancenlos sei, weil Google seine Marktmacht missbrauche. Wie Microsoft nun aber selbst seine Position im Betriebssystem-Markt ausnutzt, um Vorteile im Suchmaschinengeschäft erzielen zu können, erinnere wieder an das „alte Microsoft“, heißt es bei Windows Central.