Neue Sanktionen gegen China: USA bringen Verbote für 140 Halbleiterfirmen auf den Weg
Der Handelskrieg der USA gegen China im Bereich der Halbleiterindustrie geht in die dritte große Runde. 140 Firmen sind betroffen, dieses Mal stehen vornehmlich Zulieferer für die Chipindustrie im Fokus, die zuletzt hier und da einen Freifahrtschein besaßen oder schlichtweg noch gar nicht auf dem Radar aufgetaucht waren.
Die neue Auflage ist eine Erweiterung der bestehenden Einträge auf der sogenannten Entity List, also jenem Dokument, welches all die Firmen aufführt, mit denen westliche Unternehmen keine Geschäfte führen dürfen, oder nur nach vorheriger Genehmigung für bestimmte Produkte. Mit dem für diese Woche erwarteten großen Update sollen vor allem Schlupflöcher geschlossen werden, es wird aber weiterhin auch Ausnahmen geben.
HBM2(e) war bisher nicht verboten – nun doch?
Vor allem einige japanische Unternehmen werden Ausnahmen erhalten sowie ASML aus den Niederlanden, heißt es in einem Vorab-Bericht von Reuters. Unternehmen der Halbleiterbranche etwa aus Israel, Malaysia, Singapur, Südkorea und Taiwan ist es hingegen untersagt, direkte Geschäfte mit chinesischen Firmen zu führen. Dies könnte durchaus für Verstimmung sorgen, denn zu dem neuen Sanktionspaket soll unter anderem auch verstärkt HBM2(e) zählen – hier wird vermutet, dass Samsung 30 Prozent seines Umsatzes mit dem Speichertyp in China macht. HBM2 in seinen verschiedenen Ausbaustufen wird unter anderem von Huaweis AI-Beschleunigern der Ascend-Serie genutzt.
Fabs und Zulieferer verstärkt im Visier
Dass die erweiterten Sanktionen noch einmal SMIC treffen, überrascht nicht. Die Vorzeige-Foundry Chinas baut alle modernen Chips, hatte bisher jedoch Ausnahmen, die seit dem Jahr 2020 für Milliardengeschäfte genutzt wurden.
Vor allem Ausrüster und Zulieferer sind nun verstärkt betroffen. Dazu zählen Unternehmen wie Piotech und das bekanntere Naura, die schon lange mit SMIC zusammenarbeiten. Aber auch Wingtech ist nun angeblich mit dabei, diese arbeiten unter anderem mit Samsung, Lenovo, Xiaomi und Oppo, aber auch Nexperia zusammen. Nexperia hatte erst im Sommer eine verstärkte Zusammenarbeit für den Standort in Hamburg mit Wingtech bekannt gegeben. So überraschend war das aber nicht, schließlich hatte sich Wingtech schon vor fünf Jahren bei Nexperia eingekauft. Welche Auswirkungen das neue Sanktionspaket haben könnte, ist aktuell noch nicht bekannt.
Zu den insgesamt rund 140 erweiterten Einträgen auf der Liste gehören viele Partnerfirmen, die Huawei beliefern. Nach wie vor gelten sie als das schlagkräftigste Unternehmen aus China. Um mögliche neue Bestrebungen gleich im Keim zu ersticken, werden auch Unternehmen wie Swaysure auf der Liste geführt. Der Name tauchte das erste Mal vor einem Jahr als möglicher neuer Speicherhersteller in den Medien auf.
Biden-Regierung führt neue Sanktionen ein, Trump setzt sie fort
Obwohl die neuen Sanktionen noch unter der aktuellen Biden-Harris-Regierung auf den Weg gebracht werden, ist der Tenor, dass diese auch unter dem kommenden US-Präsidenten Trump standhalten werden. Denn viele der ursprünglich eingeführten Restriktionen gegenüber China wurden während seiner ersten Amtszeit eingeführt. Der Ton diesbezüglich hat sich unter Biden nicht wirklich geändert, im Gegenteil, er wurde mitunter noch schärfer. Das Ziel der USA und seiner westlichen Verbündeten ist es, den Einsatz westlicher Hochtechnologie für Chinas Militär zu verzögern. Dass dies nicht gänzlich verhindert werden kann, hatten viele Lücken im System in den letzten Jahren gezeigt, es kann höchstens aufgeschoben werden.
Nun sind die neuen Sanktionen auch offiziell verkündet worden, gültig werden sie bereits ab heute, jedoch spätestens zum 31. Dezember dieses Jahres. Im Kern decken sie sich mit den zuvor durchgesickerten Informationen, 140 neue Einträge und 14 Anpassungen sind vertreten.
In einige Bereichen greifen die Sanktionen nun deutlich tiefer und betreffen so auch westliche Firmen und Technologien, wie HBM und TSVs, wie erste Analysen aus dem umfangreichen Dokument (PDF) zeigen.
ASML hat eingeräumt, dass vor allem die neuen Regularien, die auch Metrology und Software eingrenzen, ihr China-Geschäft treffen werden. Abzuwarten ist jedoch, ob die Niederlande ähnliche Restriktionen auflegen – erst dann wird es ein größeres Problem. Bis dahin bleiben die Umsatzprognosen von ASML so wie sie zuvor mitgeteilt wurden.
Auch bei Lam Research ist die Aussage eine ziemlich ähnliche. Die angepassten Aussichten vom Ende des dritten Quartals berücksichtigen die neuen Restriktionen bereits.