Offizielles Statement: Mindfactory bestätigt Sanierung, aber es „läuft wieder rund“

Stefan Sokolowski (+1)
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Offizielles Statement: Mindfactory bestätigt Sanierung, aber es „läuft wieder rund“
Bild: Mindfactory

Nach Wochen der Spekulationen um finanzielle Schwierigkeiten bis hin zur Insolvenz hat sich Mindfactory endlich offiziell zu Wort gemeldet und bestätigt, dass der Online-Händler einen „Sanierungsprozess“ in Eigenverwaltung durchlaufe. Seit heute laufe der Geschäftsbetrieb aber wieder normal.

Sanierung in Eigenverwaltung seit Ende Februar

Durch die Einigung mit den Lieferanten“ sollen Kunden in Kürze wieder „aus dem vollständigen Sortiment wählen“ können. „Neben dem Verkauf ist nun auch das Service-Geschäft zur Normalität zurückgekehrt. Rücksendungen und andere Servicefälle werden wieder ganz normal bearbeitet“, erklärt der Online-Händler aus Wilhelmshaven per Pressemitteilung am Montagvormittag – das soll auch die zuletzt liegengebliebenen Fälle umfassen.

Was den bekannten Online-Händler Anfang des Jahres in finanzielle Schieflage gebracht hatte, dazu äußert sich die Mindfactory GmbH hingegen nicht.

Die Wilhelmshavener Mindfactory GmbH hatte Ende Februar ein sogenanntes Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet, um ihre Finanzierung neu zu ordnen. Wie immer in solchen Fällen, benötigt ein Unternehmen einige Tage, um die nötigen organisatorischen Maßnahmen umzusetzen. Diese sind nun abgeschlossen. Die Lieferanten von Mindfactory haben die Lieferungen wieder aufgenommen, und das ohne Vorkasse. Die gewähren Mindfactory sogar einen Preisnachlass, um die eingeleitete Sanierung zu unterstützen.

Zudem bleibt die Möglichkeit bestehen, die bestellten Artikel über PayPal zu bezahlen, sodass die Kunden auch weiterhin vollen Käuferschutz genießen“, ergänzt Peter Brauer, der für die Dauer der Eigenverwaltung neben den Generalbevollmächtigten Nicole Jedrol und Dr. Sebastian Braun (Kanzlei Reinhart Kober Großkinsky Braun) als Sanierungsgeschäftsführer die Neuaufstellung des Unternehmens steuert.

Eigenverwaltung nur mit positiver Prognose

Die im Insolvenzrecht seit 1999 geregelte Eigenverwaltung ermöglicht es Unternehmen, notwendige Restrukturierungsmaßnahmen bei laufendem Geschäftsbetrieb umzusetzen. Die Geschäftsführung bleibt dabei im Amt und steuert die Restrukturierung selbst. Voraussetzung ist, dass das Unternehmen die Insolvenz selbst anmeldet und keine Umstände bekannt sind, die erwarten lassen, dass die Anordnung zu Nachteilen für die Gläubiger führen wird. Zu entscheiden hat das das Amtsgericht.

Was war geschehen?

In den ersten Märztagen waren Kunden die rapide schwindenden Lagerbestände bei Mindfactory aufgefallen. In diversen Kategorien waren kaum noch Produkte als lagernd und bestellbar ausgewiesen. Viele Produkte und sogar ganze Produktkategorien verschwanden gänzlich von der Bildfläche des Versandhändlers. Darüber hinaus war Nutzern aufgefallen, dass die beliebte Aktionsseite „DAMN!-Deals“ mit rabattierten Produkten ausgesuchter Hersteller keine Produkte mehr führte. Auch in der Community von ComputerBase hatten Mitglieder bereits früh registriert, dass das Angebot auf der Seite stark ausgedünnt wurde.

Auf die (mutmaßlich auf Englisch gestellte) Anfrage des Kunden und Reddit-Nutzers u/coopersnow antwortete Mindfactory zunächst, dass sich der Shop aktuell in einer „Umstrukturierung“ befinden würde und deshalb viele Produkte nicht erhältlich seien. Er teilte die erhaltene Antwort am 3. März auf Reddit:

Hallo Duje,

vielen Dank für deine Nachricht. We are currently restructuring our store, which is why we have so few items in stock at the moment.

Bei Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Mindfactory Service Team

Mindfactory gegenüber Reddit-Nutzer u/coopersnow

Da in jenen Wochen neben den zahlreichen Marktstarts von Grafikkarten auch der Launch der großen AMD Ryzen 9000X3D Modelle anstand, schien die Begründung und insbesondere der Zeitpunkt doch äußerst zweifelhaft, zumal ein Unternehmen dieser Größe einen Umbau des Shops in der Regel auch über die Bühne bringen kann, ohne seine Lager zu leeren. Mindfactory hatte sich in den vergangenen Jahren als der Partner von AMD für den Onlinehandel in Deutschland herauskristallisiert und würde den Verkaufsstart der Ryzen-Prozessoren auf der eigenen Webseite nicht in dieser Form torpedieren.

Am 5. März meldete sich dann ein anonymer Insider auf Reddit und teilte in einem inzwischen gelöschten Beitrag mit, dass eine Insolvenzbekanntmachung des in Wilhelmshaven ansässigen Händlers noch in jener Woche öffentlich gemacht werden würde. In Branchenkreisen wäre das Gerücht schon länger bekannt, seit Montag [dem 3. März] würde Gewissheit bestehen.

Mindfactory wird diese Woche (sehr wahrscheinlich heute nach dem AMD Launch) ein Insolvenzverfahren öffentlich machen.

Das Gerücht geht seit mehrern Tagen durch die Branche, seit Montag ist es bestätigt.

Schwere Zeit für den deutschen Markt, da für viele Hersteller Mindfactory der Sell-Out Spot Nr. 1 ist.

Reddit-User u/No_Opportunity5428

Spätestens am Nachmittag des 6. März verdichteten sich dann auch für die breite Öffentlichkeit die Anzeichen dafür, dass bei Mindfactory etwas nicht stimmen konnte. Zum Release der neuen Radeon RX 9070 (XT) Grafikkarten hatte der Händler, der AMD so nahe steht wie kein anderer in Deutschland, keine einzige neue Grafikkarte im Angebot. Der Marktstart von RDNA4 wurde ausschließlich bei der Konkurrenz vollzogen. Auch beim Launch des Ryzen 9 9950X3D (Test) am 12. März blieb der vormalige Premium-Partner von AMD außen vor.

Auch ComputerBase hatte bereits frühzeitig aus Branchenkreisen von angeblichen Problemen erfahren, aufgrund der extrem sensiblen Natur des Sachverhalts, ohne die exakten Hintergründe zu kennen und ohne zitierfähige Quelle jedoch von einer Berichterstattung abgesehen. Der Betrieb bei Mindfactory lief anschließend zunächst unverändert weiter.

Am 17. März sollte der Fall dann erneut Wellen schlagen: Der Shop von Mindfactory war den gesamten Tag über nicht erreichbar, eine kurze Nachricht beim Aufrufen der Seite teilte mit, der Shop würde „voraussichtlich am Abend“ wieder erreichbar sein. Dies befeuerte die Gerüchte über eine Zahlungsunfähigkeit des Händlers erneut, allerdings nahm er am 18. März wie gehabt den Betrieb wieder auf – mit weiterhin stark ausgedünntem Angebot.

Seit der Umstellung ist der Shop Schritt für Schritt wieder besser mit Produkten ausgestattet, jetzt erfolgte die offizielle Bestätigung, dass hinter den Kulissen eine Sanierung läuft, die größten Probleme aber allem Anschein nach bereits aus dem Weg geräumt worden sind.

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