Studie: Hinter dem Krypto-Boom stecken auch die AI-Supercomputer
Warum haben Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum nach dem tiefen Fall in Folge des Mining-Booms in den Jahren 2020 und 2021 zuletzt wieder derart an Wert zugelegt? Eine neue Studie sieht dafür im Wesentlichen den Wettlauf ins AI-Zeitalter als Ursache und stützt sich dabei auch auf Leaks.
Milliardeninvestitionen in AI-Hardware
Spätestens seit dem Hype, den Ende 2022 OpenAI zusammen mit Microsoft durch ChatGPT losgetreten haben, steht fest: Künstliche Intelligenz ist das Thema, das den auf dem Gebiet führenden Technologieunternehmen in Zukunft ihren Status am Markt und satte Einnahmen sichern wird. Jeder aktuelle Big Player, aber auch Startups und deren Geldgeber versuchen sich derzeit ihren Anteil am Markt der Zukunft zu sichern. Neben dem richtigen Software-Ansatz, darunter das genutzte Large Language Model sowie die Algorithmen für dessen Training und Inferencing, spielt die zur Verfügung stehende Hardware eine entscheidende Rolle: Wer schneller immer größere, leistungsfähige Modelle trainiert und im Anschluss auch anwenden kann, ist der Konkurrenz voraus.
Doch die Investitionen in AI-Rechenzentren sind kostspielig, nicht nur, aber auch, weil Nvidia derzeit mit großem Abstand Marktführer für AI-Rechenzentren ist – die Nvidia-Aktie weiß seit Monaten ein Lied davon zu singen. Branchenweit wurden in den vergangenen zwei Jahren bereits an die 100 Milliarden US-Dollar in neue Rechenzentren gesteckt, erst zum Osterwochenende kamen Meldungen auf, allein Microsoft und OpenAI würden 100 Milliarden („Projekt Stargate“) und Amazon weitere 150 Milliarden US-Dollar in AI-Supercomputer stecken. Ziel ist die Entwicklung einer allgemeinen KI, die wirklich den Namen Intelligenz verdient.
Gigantische Infrastrukturen, die kaum Geld abwerfen
Doch der Wettlauf hat eine Schattenseite: Big-Tech verdient bislang kein Geld mit KI. Die Investitionen in die gigantischen Infrastrukturen sind deshalb zu einem Großteil eine Wette auf die Zukunft.
Zwar verwenden Firmen die Kapazitäten schon heute, um immer umfassendere KI-Modelle noch schneller zu trainieren, doch diese Arbeitslasten fallen nicht kontinuierlich an, doch die treibende Kraft hinter den massiven Ausbauplänen ist die Prognose, dass KI in den Alltag der Menschheit einzieht und die Inferencing-Lasten (die Bearbeitung von Aufgaben in einem trainierten AI-Modell zum Beispiel durch Nutzereingaben) ins Unermessliche steigen. Doch das ist bis dato nicht der Fall. Was also tun mit der installierten Rechenkapazität?
Krypto-Mining als Grundlast
Immer mehr Firmen haben diese Frage in den letzten zwölf Monaten mit der Entscheidung, auf den Systemen in „Leerlaufphasen“ Krypto-Mining zu betreiben, beantwortet. Selbst bei den aktuellen Kursen würde es wirtschaftlich zwar keinen Sinn ergeben in klassische Rechenzentren zu investieren, denn bei den führenden Währungen ist inzwischen das Mining auf spezialisierter Hardware (ASIC) der mit Abstand effizienteste Weg. Doch weil die Hardware bereits vorliegt, Rechnen die Firmen nur noch die Betriebskosten, wie die Stromkosten für Betrieb und Kühlung, gegen und Krypto-Mining auf AI-Servern rechnet sich, wie jüngste Leaks interner Kostenrechnungen gezeigt haben. Das gilt umso mehr, wenn man die derzeit mit Krypto möglichen Erlöse durch den Verkauf der geschürften Bestände gegenrechnet. Alternativ können die Anbieter brachliegende Kapazitäten nutzen, um zum Beispiel verteiltes Rechnen wie bei BOINC und Folding@home zu unterstützen.
Wenn Big-Tech auf Krypto setzt, dann ...
Das Big-Tech auf Krypto setzt, ist der Branche wiederum nicht entgangen und hat der gebeutelten Krypto-Szene wieder einen seriösen Anstrich verpasst. Im Ergebnis ist Krypto so gefragt wie seit drei Jahren nicht mehr, die Kurse steigen und steigen.
Doch die Kursgewinne stehen auf wackeligen Beinen, denn in dem Moment, in dem die Rechenleistung der KI-Rechenzentren durch neue KI-Produkte, die weltweit beim Kunden ankommen, genutzt wird, werden die großen Firmen die Rechenleistung von Krypto wieder abziehen müssen. Wie sich die Modelle dann selbstständig tragen sollen, ist noch unbekannt.