Trennung vollzogen: SanDisk und Western Digital sind wieder eigenständig

Michael Günsch
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Trennung vollzogen: SanDisk und Western Digital sind wieder eigenständig
Bild: SanDisk

Es ist soweit. Western Digital hat das 2016 übernommene Flash-Geschäft der Marke SanDisk wieder ausgegliedert. Fortan widmet sich Western Digital also wieder einzig dem Magnetspeicher, primär mit HDDs für Rechenzentren. SanDisk agiert mit dem Ex-CEO an der Spitze wieder eigenständig im Markt mit Flash-Speicherprodukten wie SSDs.

Ohne großes Tamtam und etwas später als erwartet hat Western Digital den Vollzug der Trennung bekannt gegeben. Beide hatten wenige Tage zuvor ihren Investor Day abgehalten und dort war im Grunde auch alles schon gesagt und die Richtung für die Zukunft vorgegeben worden.

Western Digital konzentriert sich auf die „boomende“ HDD

Im Unternehmensblog hat der neue CEO von Western Digital, Irving Tan, noch einmal Argumente für diesen Schritt erläutert. Das Unternehmen sei nun wieder voll auf das HDD-Geschäft konzentriert. In Zeiten des wachsenden Bedarfs an großen Speichermengen für Cloud und AI erleben die klassischen mechanischen Festplatten einen Aufschwung mit wachsenden Absatzzahlen. Die langjährige Expertise des HDD-Pioniers und der große Kundenstamm werden helfen, auf dieser Welle mitzuschwimmen.

Technisch stehen bald die ersten HAMR-Festplatten bei Western Digital an, mit denen das Speichervolumen pro Laufwerk weiter gesteigert werden soll. Bis 36 TB will Western Digital aber noch mit seiner ePMR-Technik mithalten. Diese Marke bedient der große Konkurrent Seagate bereits mit HAMR.

Western Digital HDD Roadmap (Februar 2025)
Western Digital HDD Roadmap (Februar 2025) (Bild: Western Digital)

HAMR will Western Digital dann einsetzen, wenn es sich auch wirtschaftlich lohnt. Ende 2026 sollen die ersten HAMR-Festplatten von Western Digital fertig sein. Größere Stückzahlen sind aber erst für 2027 zu erwarten

Forschung auch jenseits der HDD

Parallel geht die Forschung weiter und nach HAMR steht das Heat Dot Magnetic Recording (HDMR) für HDDs mit mehr als 100 TB auf dem Plan. Doch wie Irving Tan andeutet, wird auch abseits der HDD weiter geforscht.

Über HDD hinaus erkunden unsere Teams neue Wachstumsmöglichkeiten, die unsere Kernkompetenzen in den Bereichen Magnetik und Materialwissenschaft nutzen, und mit ihrem Engagement sind die Möglichkeiten für zukünftige Anwendungen unserer Technologien wirklich endlos.

Irving Tan, der neue CEO von Western Digital

Gemeint sein könnte unter anderem der mysteriöse Archiv-Storage, der mit 50TB+ schon einmal auf einer Präsentationsfolie zu sehen war. In Patenten wurde die Idee eines Bandspeichers im HDD-Format formuliert.

Vier Segmente für HDDs
Vier Segmente für HDDs

SanDisk macht wieder eigenständig Flash-Speicher

Seit 1988 besteht die Marke SanDisk, nicht ganz so alt wie Western Digital, das auf das Jahr 1970 zurückgeht. Mit Flash-Speicherprodukten wie Speicherkarten, USB-Sticks und SSDs hat sich SanDisk einen Namen gemacht und war zwischenzeitlich in diesem Gebiet Marktführer. Doch im Herbst 2015 sah sich SanDisk relativ überraschend nach einem Käufer um und fand diesen schließlich in Western Digital, der 19 Milliarden US-Dollar für die Übernahme von SanDisk in die Hand nahm.

Im Mai 2016 war es dann soweit und die Fusion der beiden Speicherriesen erhielt grünes Licht. Fortan war SanDisk zur Produktmarke von Western Digital geworden. Im Laufe der Jahre erschienen dann auch neue SSDs mit dem WD-Logo.

Nachdem ein Großinvestor die Abspaltung der SSD-Sparte von Western Digital nahegelegt hatte, um mit einem erneut getrenntem Fokus auf HDD und SSD den Aktienwert zu steigern, folgte im Oktober 2023 dann die Ankündigung der Abspaltung.

SanDisk-Logo ab Dezember 2024 (unten) und zuvor
SanDisk-Logo ab Dezember 2024 (unten) und zuvor (Bild: SanDisk)

Nachdem rund ein Jahr später der Vertrieb der Flash-Produkte komplett auf die Marke SanDisk überging, wurde im Dezember 2024 ein deutlich umgestaltetes SanDisk-Logo präsentiert.

Und dieses markiert den Neubeginn der altgedienten Speichermarke als „SanDisk 2.0“, wie es kürzlich zum Investor Day geheißen hat.

SanDisk 2.0 gibt Gas bei der Forschung

Unter der Leitung von Davi Goeckeler, der nun also den Chefposten bei Western Digital aufgegeben hat, wird SanDisk sich primär dem bisherigen Geschäft mit NAND-Flash-Produkten widmen. Die Partnerschaft bei der Entwicklung und Herstellung von NAND-Flash mit Kioxia (früher Toshiba) bleibt vorerst bis zum Jahr 2034 bestehen.

Joint Venture mit Kioxia bis 2034 gesichert (Bild: SanDisk)

Beide Unternehmen haben kürzlich einen Ausblick auf ihre 10. NAND-Generation alias BiCS10 gegeben, mit der dem Marktführer Samsung die Krone bei der Bitdichte entrissen werden könnte.

Die Zielmärkte lauten Client, Consumer und Cloud
Die Zielmärkte lauten Client, Consumer und Cloud (Bild: SanDisk)
AI verlangt nach viel und auch schnellem Speicher
AI verlangt nach viel und auch schnellem Speicher (Bild: SanDisk)

Speicherkarten und SSDs für Clients und Verbraucher bleiben ein festes Standbein von SanDisk, doch im Zuge der AI-Evolution soll insbesondere das Cloud-Geschäft mit Enterprise-SSDs bedient werden. Indirekt macht SanDisk den HDDs von Western Digital Konkurrenz und will in Kürze Datenträger mit 128 TB und schon bald SSDs mit 256 TB bis 512 TB anbieten.

Ambitionierte Roadmap: SanDisk will die nächsten Jahre die SSD-Kapazität auf 256 TB und 512 TB verdoppeln, die PetaByte-SSD rückt näher
Ambitionierte Roadmap: SanDisk will die nächsten Jahre die SSD-Kapazität auf 256 TB und 512 TB verdoppeln, die PetaByte-SSD rückt näher (Bild: SanDisk)

Insbesondere in Richtung AI weist die jüngst formulierte Idee des High Bandwidth Flash (HBF), der den High Bandwidth Memory (HBM) auf AI-Beschleunigerkarten zumindest ergänzen, wenn nicht gar ersetzen soll.

Doch auch SanDisk forscht abseits der eingeschlagenen Pfade mit NAND-Produkten und hat mit dem 3D Matrix Memory eine günstigere Alternative zu DRAM in Planung.

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