Zöllen zum Trotz: So könnte Apple von Trumps zweiter Amtszeit profitieren
Die Wahlen in den USA haben Donald Trump als klaren Sieger vorgebracht und mit Mehrheiten im Parlament ausgestattet. Nun müssen sich Bürger und Unternehmen auf neue Verhältnisse einstellen: Trump propagierte (höhere) Importzölle. Der Weltkonzern Apple ist hiervon direkt bedroht, aber könnte auch als Profiteur hervorgehen.
Große Differenzen – In der Theorie
Auch wenn auf dem Papier sich die eher progressiven und ökologischen Ansichten von Apple mit dem isolationistisch-rückwärts politischen Kurs des designierten US-Präsidenten Donald Trump nicht zu vertragen scheinen, so hat schon seine erste Präsidentschaft dem Unternehmen nicht geschadet: Der Börsenkurs kletterte von 2017 bis 2021 von 28 Euro auf knapp 108 Euro.
Cook überbrückt die Einstellung des Konzerns
Grundlage hierfür ist die Verbindung zwischen CEO Tim Cook und Donald Trump. Die Milliardäre hielten damals engen Kontakt und trafen sich regelmäßig. Einladungen zu (Industrie-)Besprechungen oder direkt in das Oval Office des Präsidenten haben zwischen 2017 und 2021 für viele Bilder mit den beiden gesorgt. Als Trump verlangte, dass US-Unternehmen wieder mehr im Inland produzieren sollten, haben die beiden im Jahr 2019 zusammen in Texas bei der Produktionsstätte des Mac Pro eine Pressekonferenz gegeben. In dieser dankte Cook dem US-Präsidenten für die kürzliche Genehmigung einer Zoll-Ausnahmegenehmigung, um den Mac Pro auch weiterhin in Austin fertigen zu können. Dieser wird dort bereits seit 2013 aus importierten Bauteilen zusammengesteckt.
Früchte der Zusammenarbeit
Für Apple hat sich die Zusammenarbeit zwischen Cook und Trump dementsprechend gelohnt. Allerdings nicht nur beim Mac Pro: Ein Jahr später konnte Apple höhere Import-Zölle, die die Einnahmen der Apple Watch bedrohten, verhindern. Möglich machte das wie beim Mac Pro eine Ausnahme für Apple.
Trump wird zur Bedrohung für Apple
Dass die Zusammenarbeit nun erneut wichtig wird, konnte schon im Wahlkampf erahnt werden: Trump hat in den letzten Monaten immer öfter Import-Zölle von bis zu 60 Prozent ins Spiel gebracht, die die Preise für iPhones und andere Produkte in die Höhe treiben würden, wenn Apple sie in die USA importiert.
Entweder schluckt Apple diese Zölle, lagert sie auf Konsumenten aus, oder produziert teurer in den USA. In jedem Fall gilt: Umsatz und Marge werden mit Import-Zöllen auf relevante Güter aus China stark leiden. Das betrifft zwangsläufig auch andere US-Unternehmen und trifft umgekehrt auch EU-Unternehmen die ihre Produkte in den USA verkaufen wollen.
Apple trifft bereits Vorbereitung für Avancen
Wie Bloomberg nun berichtet, könnte die künftige Zusammenarbeit bereits klar vorgezeichnet sein. Hierfür liegen laut Gurman eine Reihe an wichtigen Meilensteinen bereits in den Startlöchern, um sich mit dem künftigen US-Präsidenten gut zustellen: Einerseits hat Apple in den vergangenen Jahren angefangen, die Produktion aus China in andere Länder wie Indien zu verlagern. Das angebliche Kalkül: Zölle auf Importe würden damit zuvorderst Partner der USA treffen.
Andererseits steht ein neuer Mac Pro für das erste Jahr von Trumps Präsidentschaft auch in den Startlöchern. Eine neue Fabrik von TSMC in Arizona, die der aktuelle US-Präsident Joe Biden forciert hat, steht ebenfalls kurz vor der Einweihung. Hier könnte schon bald Apple Silicon vom Band laufen. Genügend Gesprächsgrundlage für die ersten Zollausnahmegenehmigungsanträge? Die von Bloomberg hervorgehobenen Umstände dürften Trump zumindest gefallen. Bisher haben sich Cook und er noch nicht öffentlich getroffen, aber ein erster Tweet gratuliert bereits vollmundig zum Wahlsieg.
Telefonat im Wahlkampf über die EU
Die persönliche Beziehung zu Trump hat Cook auch in den letzten Monaten wohl weiter aufrechterhalten. Schon vor Ende des Wahlkampfs haben die beiden in einem Telefonat über die EU gelästert und regelrecht eine emotionale Verbindung über ihre beiden Strafverfahren aufgebaut.
Wirtschaftlicher Vorteil bei Erfolg
Wenn Cook erfolgreich ist, erreichen diese Ausnahmen nicht nur, dass Apple seiner Marge treu bleiben kann, sondern führen gleichzeitig auch zu einem strategischen Vorteil: Andere US-Unternehmen oder EU-Unternehmen werden gegebenenfalls nicht von dieser Ausnahme erfasst und leiden weiter unter den Zöllen.
Hilft Trump auch mit der Justiz?
Doch auch von einer anderen Seite könnte Apple profitieren: Das Verhältnis zwischen dem Konzern und der Regierung Biden ist sehr frostig gewesen. Biden und Cook haben sich etwa deutlicher seltener getroffen. Das Justizministerium hat zudem eine Anklage gegen Apple losgetreten, die argumentiert, der Konzern würde seine Produkte so entwickeln, dass es dem Nutzer durch die Bindung an das Ökosystem schwerfällt, zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Von einem illegalen Monopol spricht das DoJ. Eine solche Anklage fällt unter dem zukünftigen republikanischen Präsidenten möglicherweise unter den Tisch, wobei der vorgeschlagene Minister Matt Gaetz gegen große Techfirmen und ihren Einfluss eigentlich Sturm läuft.
Ob Gaetz aber wirklich Justizminister wird, steht noch in den Sternen: Der Republikaner aus Florida ist zwar voll auf Trump-Kurs, hat im Parlament jedoch bis vor wenigen Tagen eine Untersuchung wegen sexuellen Verkehr mit Minderjährigen und Drogenkonsum im Rücken gehabt. Gehabt deshalb, weil Gaetz kurz vor einer möglichen Veröffentlichung seinen Sitz aufgegeben und so die Ermittlungen des Ethikausschusses gestoppt hat. Minister müssen in den USA im Senat mit 51 Stimmen bestätigt werden, die Republikaner haben dort mit 53 Senatoren eine hauchdünne Mehrheit.
Die erneute Präsidentschaft von Trump hat für Apple dementsprechend noch viele Unbekannte, aber auch viel Potenzial für Wettbewerbsvorteile und Nutznießschaften für das in den USA sitzende Unternehmen.