Tolino Shine 3 im Test: Mit Kobo kommen die Verbesserungen

Michael Schäfer
54 Kommentare
Tolino Shine 3 im Test: Mit Kobo kommen die Verbesserungen

tl;dr: Der Tolino Shine 3 ist der zweite E-Book-Reader, der unter der Regie von Kobo entstanden ist. Mit diesem setzen sich die Verbesserungen in der Darstellung fort, bekannte Fehler bleiben jedoch, was den Reader am Ende nur zu einem soliden Lesegerät macht – da kann auch der Blaulichtfilter nicht viel dran ändern.

Neue Design-Linie

Schon äußerlich wird deutlich, dass Kobo vor einiger Zeit die technische Verantwortung für die E-Book-Reader von Tolino übernommen hat, stellt der Shine 3 in Design-Fragen doch eine radikale Neuausrichtung dar. Dieser besitzt im neuen Modell keine Ähnlichkeit mehr zu seinen Vorgängern, erinnert dafür vor allem durch seine schraffierte Rückseite mehr an frühere Kobo-Lesegeräte wie unter anderem den Aura One (Test).

Design-Vergleich Tolino Shine 3 und Kobo Aura One

Darüber hinaus konnte Kobo die Technik bestehend aus dem 6 Zoll großen Display, einem Prozessor mit einem Gigahertz Takt sowie die jeweils verdoppelten 512 MByte RAM und 8 GByte interner Speicher für eigene Inhalte auf weniger Platz unterbringen, womit der Reader deutlich kompakter ausfällt als noch der Shine 2 HD (Test). Dennoch verfolgt Tolino auch beim neuen Sprössling eine eher konservative Design-Sprache.

Von der Verarbeitung her gibt es an dem neuen Reader kaum etwas auszusetzen, die einzelnen Komponenten gehen nahtlos ineinander über, was geringe Spaltmaße bedeutet. Dennoch neigt der Shine bei festerem Druck zu unschönen Knarzgeräuschen.

Am unteren Ende befinden sich der Ein- und Ausschalter sowie der USB-Anschluss, bei welchem Kobo jedoch auf die mit dem Vision 4 HD (Test) eingeführte eigene verdrehsichere Lösung easy2connect verzichtet. Einen separaten Schalter zur Aktivierung der Beleuchtung besitzt der Shine 3 nicht, auch verzichtet Tolino zum ersten Mal auf den obligatorischen Homebutton. Über einen Wasserschutz wie der Vision 4 HD verfügt der kleinere Bruder nach wie vor nicht, hier hat es Tolino durch die konservative Herangehensweise versäumt, dieses Feature nun auch endlich in der mittleren Preisklasse zu etablieren.

Tolino Shine 3 im Test
Tolino Shine 3 im Test
Tolino Shine 3 Tolino Shine 2 HD PocketBook Touch HD 2 Amazon Kindle Paperwhite 3
OS: Android Linux keine Angaben
Display: 6 Zoll, 1.072 × 1.448, 300 ppi,
16 Graustufen, beleuchtet, kapazitiv
6 Zoll, 1.072 × 1.440 Pixel, 300 ppi,
16 Graustufen, beleuchtet
6 Zoll, 1.080 × 1.440 Pixel, 300 ppi,
16 Graustufen, beleuchtet, kapazitiv
Technologie: E-Ink Carta
Blaulichtfilter:
Bedienung: Touch
CPU: 1 GHz
Arbeitsspeicher: 512 MB 256 MB 512 MB 256 MB
Speicher: 8 GB, davon ca 6 GB verfügbar,
nicht erweiterbar
4 GB, davon ca 2,1 GB verfügbar,
nicht erweiterbar
8 GB, davon ca. 7,1 GB verfügbar,
erweiterbar
4 GB, davon 3,1 GB verfügbar,
nicht erweiterbar
Übertragungsstandards: WLAN 802.11 b/g/n WLAN 802.11 b/g/n,
optional 3G
Akku: 1.500 mAh nicht bekannt
Abmessung: 110,2 × 156,4 × 8,35 mm 114 × 163 × 9,3 mm 113,5 × 175 × 9 mm 117 × 169 × 9,1 mm
Gewicht: 166 Gramm 184 Gramm 180 Gramm 205 Gramm (WLAN),
217 Gramm (WLAN, 3G)
Wasserschutz:
Unterstützte Textformate: E-PUB, PDF, TXT E-PUB, PDF, DJVU, FB2, FB2.ZIP, DOC, DOCX, RTF, PRC, TCR, TXT, CHM, HTM, HTML, Mobi, ACSM Kindle Format 8 (AZW3), Kindle (AZW), PDF, Mobi (ungeschützt), PRC (nativ), TXT, HTML, DOC, DOCX
Unterstützte DRM-Formate: E-PUB, PDF Kindle Format 8 (AZW3), Kindle (AZW)
Lieferumfang: Reader, Kurzanleitung, USB-2.0-Lade-und-Verbindungskabel (USB Typ A auf Micro B)
Preis (UVP): 119 Euro 119 Euro 149 Euro 119,99/139,99 Euro (WLAN mit/ohne Spezialangebote(n)),
179,99/199,99 Euro (WLAN + 3G mit/ohne Spezialangebote(n))

Der Preis des Tolino Shine 3 beträgt wie beim Vorgänger 119 Euro.

Gutes und helles Display

Das erneut von E-Ink gefertigte Panel misst wie beim Vorgänger eine Größe von 6 Zoll und weist eine Auflösung von 1.072 × 1.448 Bildpunkten auf, auch wenn Tolino bei der Namensgebung nun auf das „HD“ verzichtet. Ebenso kommt erneut die Carta-Technologie zum Einsatz.

Die integrierte Beleuchtung des Shine 3 fällt in der Grundeinstellung mit 52 cd/m² für einen Reader relativ gering, dafür aber sehr gleichmäßig aus. Wie bereits bei vorherigen Tolino-Modellen besitzt auch der Shine 3 die Möglichkeit, die maximale Helligkeit zu erhöhen. Dafür reicht ein längerer Druck auf die Schaltfläche zur Erhöhung aus, um diese um mehr als das Doppelte auf 115 cd/m² zu steigern. In der Praxis dürfte dieser Schritt jedoch nur selten Verwendung finden, reichen im Normalfall doch 30 bis 40 cd/m² für ein komfortables Lesen mehr als aus. Da E-Book-Reader im Gegensatz zu Tablets bei Tageslicht ohne zusätzliche Beleuchtung auskommen, benötigen diese auch keine großen Helligkeitsreserven, um das Sonnenlicht zu überleuchten.

Helligkeitsverteilung des Tolino Shine 3 in cd/m²
54 54 54
53 53 53
49 55 49
Durchschnittshelligkeit: 53 cd/m²
Farbtemperatur: 2.620 Kelvin bis 5.670 Kelvin
Helligkeitsverteilung des Tolino Shine 3 bei erhöhter Helligkeit in cd/m²
120 121 119
116 115 116
109 110 109
Durchschnittshelligkeit: 115 cd/m²
Farbtemperatur: 2.500 Kelvin bis 6.400 Kelvin

Nun auch mit Blaulichtfilter

Nachdem Tolino in den letzten Jahren zunächst die hochpreisigen Modelle Vision 4 HD und Epos (Test) mit dem Blaulichtfilter „smartLight“ ausstattete, führt der Hersteller die Lesehilfe nun auch in der Shine-Modellreihe ein. Diese soll, schenkt man der Wissenschaft glauben, durch die Reduzierung der Blaulichtanteile beim abendlichen Lesen für einen besseren Schlaf sorgen.

Blaulichtfilter nun auch im Tolino Shine 3
Blaulichtfilter nun auch im Tolino Shine 3

In Sachen Technik setzt Tolino nach wie vor auf eine Kombination aus kaltweißen und warmweißen Leuchtdioden. Somit wurde die von Kobo verwendete Technik, welche neben den normalen weißen Lichtgebern auch RGB-Leuchtdioden verwendet, erneut nicht übernommen. Im Maximum liefert der Shine somit ein eher gelbliches anstatt wie der Aura One ein rötliches Licht.

Tageszeitabhängig

Die Einflussmöglichkeiten bleiben seitens des Anwenders jedoch auch beim neuen Reader äußerst begrenzt. Da der Shine 3 über keinen Helligkeitssensor verfügt, richtet sich die jeweilige Farbtemperatur bei der automatischen Einstellung wie bei anderen Tolino-Modellen an der Uhrzeit aus. Dies bedeutet, dass das Licht des Shine 3 in den Morgenstunden einen höheren Blauanteil aufweist, welcher über den Tag stetig abnimmt. Laut Tolino sollen dabei lange Sommertage genauso berücksichtigt werden wie kurze Wintertage. Auf Wunsch kann die Farbtemperatur aber ebenso manuell den eigenen Wünschen angepasst werden.

Auch wenn die Funktion im Test gut und gleichmäßig funktionierte, hätte Kobo als technischer Verantwortlicher besser die Lösung der eigenen Reader herangezogen, welche eine Abschwächung des blauen Lichtes anhand von festgelegten Schlafenszeiten vornimmt und dadurch wesentlich individueller arbeitet. Aktuell besteht die Gefahr, dass das System nicht immer den richtigen Zeitpunkt trifft.

Keine Änderungen bei der Quellenwahl

Keine Änderungen gibt es beim Befüllen des neuen E-Book-Readers, hier bleibt Tolino der eigenen Linie treu. So führt der neue E-Book-Reader den Online-Shop der Bezugsquelle, bei der er erworben wurde, dank des E-Pub-Standards können die Inhalte aber auch auf anderen Plattformen gekauft werden. Bücher von Verleihdiensten wie die Onleihe nimmt der Reader dank Adobe-DRM-Unterstützung ebenfalls entgegen.

Bücher, welche bei einem Händler im Tolino-Verbund gekauft wurden, sind jederzeit über die Tolino-Cloud auf das Lesegerät zu laden. Die jedem Nutzer zur Verfügung stehenden 25 GByte sollten für eine große Anzahl von Büchern reichen. Auch wenn die Deutsche Telekom Anfang des letzten Jahres die Position des Technologiepartners an Kobo abgegeben hatte, wird die Kooperation für den Cloud-Zugriff nach wie vor weitergeführt: So besitzen auch Nutzer des Shine 3 die Möglichkeit, über die rund 40.000 in ganz Deutschland verteilten WLAN-Hotspots des Telekommunikationsunternehmens auf die eigenen Inhalte sowie den jeweiligen Shop zuzugreifen.

Darüber hinaus können ebenso Inhalte über den integrierten Web-Browser aus anderen Shops oder Plattformen geladen werden. Zu guter Letzt besteht ebenso die Möglichkeit, den Reader ganz konventionell an den heimischen Rechner per USB-Verbindung zur Datenübertragung anzuschließen. Über einen Kartenslot zur Speichererweiterung verfügt aber auch der neue Shine nicht.