Marvell kauft XScale-Sparte von Intel

Frank Hüber
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Der in den meisten Fällen sicherlich für seine I/O-Chips auf Mainboards bekannte Halbleiterhersteller Marvell Technology Group übernimmt für 600 Millionen US-Dollar Intels Kommunikations- und Anwendungsprozessor-Sparte. Der Kaufpreis beinhaltet darüber hinaus die Übernahme bestimmter Verbindlichkeiten durch Marvell.

Der Kauf soll in den nächsten vier bis fünf Monaten abgeschlossen werden, hängt jedoch noch von der behördlichen Prüfung sowie anderen üblichen Bedingungen bei Vertragsabschluss ab. Derzeit plant Intel, den Kaufpreis in Bar entgegen zu nehmen, behält sich aber das im Kaufvertrag verbriefte Recht vor, 100 Millionen US-Dollar in Marvell-Aktien zu verrechnen. Durch den geplanten Kauf übernimmt Marvell eine stärkere Präsenz im Markt für Prozessoren, die in Handhelds und Mobiltelefonen verwendet werden. Intel ermöglicht dieser Schritt, seine Investitionen wieder auf die Kerngeschäfte zu konzentrieren. Intel beschäftigt derzeit knapp 1400 Mitarbeiter in der Kommunikations- und Anwendungsprozessor-Sparte. Die überwiegende Mehrheit dieser Mitarbeiter wird nach bisherigen Angaben voraussichtlich von Marvell übernommen – konkrete Zahlen nannte jedoch keines der Unternehmen.

Intels Kommunikations- und Anwendungsprozessor-Sparte entwickelt und vermarktet Prozessoren für tragbare Geräte wie Smartphones und Personal Digital Assistants (PDAs). Zu den auf der Intel XScale Technologie basierenden Prozessoren (in Lizenznahme des ARM) gehört unter anderem der Intel PXA9xx Mobilfunk-Prozessor (Codename „Hermon“). Dieser findet Verwendung in Blackberry-Modellen des Typs 8700 von Research in Motion (RIM). Der Intel PXA27x Anwendungs-Prozessor (Codename „Bulverde“) kommt unter anderem im Palm Treo Smartphone und dem Motorola Q zum Einsatz. Der bereits auf dem Intel Developer Forum 2005 Fall demonstrierte Bulverde-Nachfolger Monahans wartet seither auf seine Produkteinführung.

Intel beabsichtigt, nach Abschluss der Transaktion auch weiterhin Produkte herzustellen, die derzeit durch diese Geschäftssparte angeboten werden und die für Handhelds und Embedded-Applications verwendet werden. Dies gilt auch für Produkte, die für den Einbau in zukünftigen Geräten gedacht sind. Diese Absprache gilt voraussichtlich auch für die Zeitspanne, in der Marvell andere Ressourcen zur Herstellung überprüft. Intel und Marvell gehen davon aus, dass es durch diesen geplanten Verkauf zu keinerlei Unterbrechungen kommt, was das Angebot dieser Produkte angeht. Der geplante Verkauf soll zudem keine Auswirkungen auf andere Intel-Geschäftsbereiche in den Netzwerk- und Speicher-Segmenten, die auch weiterhin ARM-basierte Intel XScale Prozessoren verwenden werden. Diese Intel-Bereiche sollen auch zukünftig in der Lage sein, das Chip-Design von ARM Holdings PLC zu lizenzieren und das Design anzupassen.

Da Intel sich auf das Kerngeschäft konzentrieren möchte, halten sich hier jedoch dauerhaft Gerüchte, dass man von diesem Lizenzmodell abkommen und vollwertige x86-Prozessoren für die stromsparende XScale-Klasse produzieren möchte. Der notwendige Ultra-Low-Power-Fertigungsprozess in 65 nm stünde hierfür auch schon bereit.