Nun doch alle Sender: Lautstärkegrenze für Werbung

Jirko Alex
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Bereits Mitte November kündigte die ARD an, ab dem 01. Januar eine EBU-Richtlinie umsetzen zu wollen, welche neue Grenzwerte für die Lautheit eines Werbespots vorsieht. Als Ergebnis sollen die empfundenen Lautstärkeunterschiede im laufenden Programm reduziert werden. Nun steigen auch private Sender in das Vorhaben ein.

Die Ankündigung des öffentlich-rechtlichen Senders, die Empfehlung R 128 (PDF) der European Broadcasting Union (EBU) umzusetzen, stieß durchaus auf Wohlwollen bei den Nutzern. Ziel der Empfehlung ist es, ein neues Messverfahren für die Abmischung von Werbespots zu befördern. Nicht mehr der Maximalpegel eines Werbefilmchens soll limitiert werden, sondern dessen gewichtete durchschnittliche Lautheit. Dies hätte zur Folge, dass sogenannte hyper-komprimierte Spots, bei denen die Dynamik zugunsten einer als insgesamt lauter empfundenen Wiedergabe deutlich reduziert wird, leiser wiedergegeben würden während dynamisch abgemischte Beiträge unverändert bleiben.

Etwas überraschend teilte die ARD heute mit, dass weitere Fernsehsender dem Beispiel des öffentlich-rechtlichen Kanals folgen werden. Nicht nur weitere öffentlich-rechtliche Anstalten (etwa das ZDF und alle zugehörigen Programme), auch frei empfangbare sowie zu bezahlende private Fernsehsender sollen bereits im nächsten Jahr gemäß der EBU-Empfehlung mit ihren Programminhalten verfahren. Teil der Initiative sind alle Mitglieder des Verbandes deutscher Rundfunk und Telemedien (VPRT) und damit quasi alles mit Rang und Namen in Deutschland. Auch die Sendeanstalten in der Schweiz und in Österreich sollen folgen. Der Startschuss für eine senderübergreifende Anwendung der EBU-Empfehlung soll die kommende IFA 2012 (Start im August des nächsten Jahres) sein. Das Ziel, gemeinsam in einer einheitlichen Lautstärke zu senden, soll für alle Programmbeiträge, also auch Werbung und Programmhinweise, gelten. Der Notfallgriff zur Fernbedienung soll dadurch entfallen.

Die Anpassung des Fernsehprogramms auf Basis des neuen Messverfahrens verhindert übrigens bewusst nicht, dass es aufgrund der Dynamik etwa in Spielfilmen deutliche Lautstärkeunterschiede geben kann. Diese sind allerdings natürlicher Art und entsprechen den erwartbaren Unterschieden etwa in einem Actionfilm zwischen einer Flüster-Sequenz und einer Explosion. Reduziert werden soll einzig der unterschiedliche empfundene Pegel zwischen den Sendern und innerhalb eines Fernsehprogramms auf ein und demselben Sender beim Wechsel zwischen einem Film und dem Werbeblock.

Die ARD will trotz der Ankündigung gemeinsamer Bemühungen mit anderen Senderanstalten an dem ursprünglichen Zeitplan, bereits zum Jahreswechsel auf die neuen Grenzwerte umzustellen, festhalten. Der August 2012 gilt also als anvisierter Termin für den Rest der Branche.