Apple MacBook Pro Retina im Test: Das erste mit 2.880 × 1.800 Pixeln

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Patrick Bellmer
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Display

Erste Gerüchte zu neuen, höher auflösenden Apple-Monitoren gab es bereits im Februar 2011, nachdem entsprechende Hinweise in Mac OS X 10.7 entdeckt worden waren. Konkrete Hinweise, die sich mittlerweile als wahr herausgestellt haben, kamen dann Ende 2011 auf, nachdem verschiedene Zulieferer entsprechende Tipps gegeben hatten. Doch was genau steckt hinter dem Retina Display des neuen MacBook Pro?

In erster Linie auf dem Papier ein mit 2.880 × 1.800 Pixeln auflösendes, in der Diagonalen 15,4 Zoll messendes IPS-Panel. Rein rechnerisch ergeben sich daraus 220,53 Pixel pro Zoll, eine deutliche Steigerung gegenüber dem gewöhnlichen 15-Zoll-MacBook-Pro, das auf maximal 128,65 ppi kommt. Dabei ist die neu gewählte Auflösung kein Zufallsprodukt. Zum einen behält Apple das 16:10-Format bei, zum anderen profitieren bereits verfügbare Programme, die nicht speziell an die neue Auflösung angepasst sind, von der Vervierfachung der Pixel. Denn in beiden Dimensionen hat das Unternehmen gegenüber den bisher verwendeten 15-Zoll-Displays die Auflösung schlicht verdoppelt.

Entspiegeltes und helles Display
Entspiegeltes und helles Display

Befürchtungen, durch die hohe Pixelzahl würden Bedienelemente und andere Bildschirminhalte deutlich kleiner als bislang dargestellt werden, erübrigen sich bereits nach dem ersten Einschalten des Notebooks. Denn alles erscheint genauso so groß wie auf einem herkömmlichen MacBook Pro mit einer Auflösung von 1.440 × 900 Bildpunkten. Der Grund dafür liegt in Mac OS X selbst versteckt. Denn das Betriebssystem „verschleiert“ die hohe Auflösung gegenüber Programmen und skaliert diese einfach auf 2.880 × 1.800 Pixel – ausgenommen bereits an das Retina Display angepasste Software. Der Nachteil liegt dabei klar auf der Hand: Wo die Darstellung nur auf vergleichsweise gering aufgelösten Anzeigen vorgesehen ist, fehlen für höhere Auflösungen schlicht die benötigten „Inhalte“. Diese werden also leicht unscharf dargestellt.

Einstellung 1.024 × 640 Pixel
Einstellung 1.024 × 640 Pixel
Einstellung 1.280 × 800 Pixel
Einstellung 1.280 × 800 Pixel
Einstellung 1.440 × 900 Pixel – für Retina optimert
Einstellung 1.440 × 900 Pixel – für Retina optimert
Einstellung 1.680 × 1.050 Pixel
Einstellung 1.680 × 1.050 Pixel
Einstellung 1.920 × 1.200 Pixel
Einstellung 1.920 × 1.200 Pixel

Allerdings kann man in gewissem Maße durch die Skalierungseinstellungen gegensteuern. Hier stehen neben der Option „Optimal für Retina Monitore“ auch vier weitere Punkte zur Auswahl bereit:

  • 1.024 × 640 Pixel
  • 1.280 × 800 Pixel
  • 1.680 × 1.050 Pixel
  • 1.920 × 1.200 Pixel

Jede dieser Auflösungen wird in einem ersten Schritt verdoppelt, aus 1.024 × 640 Pixeln werden so 2.048 × 1.280 Pixel, aus 1.920 × 1.200 Pixeln 3.840 × 2.400 Pixel. Erst im zweiten Arbeitsgang skaliert das Betriebssystem diese Auflösungen dann auf 2.880 × 1.800 Pixel. Während Auflösungen von mehr als 1.440 × 900 Pixeln hier herunterskaliert werden, müssen die darunter erneut vergrößert werden. Ideal sind also 1.440 × 900 oder 1.920 × 1.200 Pixel: Im ersteren Fall entfällt die an die Pixelverdoppelung anschließende Skalierung, im letzteren Fall ist der Skalierungsfaktor mit 0,75 von allen Möglichkeiten am wenigsten „krumm“.

Entspiegeltes und helles Display
Entspiegeltes und helles Display

Wie bereits erwähnt führt nur die Verwendung von explizit angepassten Programmen zu einer optimalen Darstellung. In anderen Fällen sind die qualitativen Unterschiede schnell zu sehen. Während im Programmfenster selbst Schriften ein wenig Unscharf wirken, werden sie in der Menüzeile optimal dargestellt. Das Problem ist aber: Bislang ist kaum eine Software optimiert. Abgesehen von Anwendungen aus dem Hause Apple kann man die Zahl der anderen angepassten (bekannten) Titel vermutlich an zwei bis drei Händen abzählen. Solange hier nicht in großem Maße optimiert wird, kann das volle Potential des neuen Displays nicht voll ausgeschöpft werden – ein Problem, dass Apple auch schon beim Wechsel vom iPhone 3GS zum iPhone 4 und vom iPad 2 zur aktuellen Generation hatte.

Homogenität
Homogenität

Davon ungeachtet hat Apple ein qualitativ hochwertiges Display verbaut. Das eingesetzte IPS-Panel ermöglicht extrem hohe Betrachtungswinkel, eine starre Haltung vor dem Bildschirm ist somit überflüssig. Ein Manko ist jedoch die nicht matte Oberfläche, die trotz der Entspiegelung zu viele Reflexionen zulässt. In Kombination mit der Hintergrundbeleuchtung, die maximal 339 Candela pro Quadratmeter erreicht, ermöglicht das nicht immer problemloses Arbeiten in sehr hellen Umgebungen. Mit einer Homogenität von 89 Prozent wird aber immerhin eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung erreicht. Und auch in anderen Kategorien punktet der Bildschirm. Ein Kontrast von 941:1 sowie Farbraumabdeckungen zwischen 76 und 100 Prozent sprechen eine deutliche Sprache.

Das von einigen Nutzern des MacBook Pro mit Retina Display bemängelte „Einbrennen“ von Bildschirminhalten konnten wir nicht reproduzieren. Geschildert wird, dass nach dem längeren Darstellen diese für einige Zeit als eine Art Schatten weiterhin zu sehen ist.