Update-Politik: Niederländischer Verbraucherverband will Samsung verklagen

Michael Schäfer
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Update-Politik: Niederländischer Verbraucherverband will Samsung verklagen
Bild: Opopododo | CC BY 2.0

Nachdem der Versuch mit Samsung bezüglich der nach Meinung des niederländischen „Consumentenbond“ mangelhaften Update-Politik in Kontakt zu treten, als gescheitert anzusehen ist, bereiten die Verbraucherschützer nun eine Klage gegen den südkoreanischen Hersteller vor.

Bereits am 2. Dezember des vergangenen Jahres hatte der Consumentenbond in einem Brief Samsung um ein Gespräch gebeten, wobei das Unternehmen dem Wunsch nicht nachkam. Aus diesem Grund sieht der Verbandsvorsitzende Bart Combée keine andere Möglichkeit, als die seiner Meinung nach unlauteren Verkaufspraktiken Samsungs gerichtlich prüfen zu lassen.

Laut Combée erhalten Nutzer beim Kauf eines Samsung-Mobilgerätes nur unzureichende Angaben bezüglich der Update-Politik seitens des Unternehmens, so fehlen Informationen über die Dauer der Versorgung mit Software-Aktualisierungen nach dem Kauf gänzlich. Zudem soll Samsung seine Käufer bezüglich schwerer Sicherheitslücken, wie zum Beispiel bei der Stagefright-Problematik, zu sehr im unklaren gelassen haben. Hier fordert der Verband verlässliche Aussagen seitens des Herstellers. Einer Untersuchung der Verbraucherschützer zufolge haben 82 Prozent der Mobilgeräte von Samsung auch zwei Jahre nach ihrer Markteinführung noch kein Update auf die jeweilige aktuelle Android-Version erhalten. Dabei sei eine aktuelle Software laut der Verbraucherschützer vor allem für die Sicherheit eigener Daten ausschlaggebend.

Als führender Hersteller im Visier der Verbraucherschützer

Auch wenn es zunächst nachvollziehbar ist, dass Samsung als einer der führenden Smartphone-Hersteller als erster ins Visier der Verbraucherschützer gelangt, gilt das Ziel des Verbandes der generellen Verbesserung der Aktualisierungspolitik bei Android-Geräten. Aus diesem Grund wurde unter anderem bereits im Juli 2015 die Kampagne „Update!“ mit dem Ziel ins Leben gerufen, sowohl Konsumenten als auch Hersteller für dieses Thema zu sensibilisieren. Dennoch sei laut Combée auch die Update-Bereitschaft anderer Hersteller stark verbesserungswürdig. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Consumentenbond mit diesem Vorgehen einen Präzedenzfall schaffen will, um so auch andere Hersteller unter Druck zu setzen und dadurch die Versorgung mit neuen Software-Versionen für den Konsumenten zu verbessern. Zudem könnte das Ergebnis des anstehenden Rechtsstreites auch Auswirkungen auf andere europäische Länder besitzen: Selbst wenn ein Urteil keine direkten rechtlichen Konsequenzen für die jeweiligen Regionen nach sich ziehen würde, könnte es bei Erfolg andere Verbraucherverbände dazu ermutigen, dem Beispiel der Niederländer zu folgen.

Dennoch gab es seitens Samsung in den letzten Monaten zumindest geringfügige Verbesserungen zu beobachten: So nimmt das südkoreanische Unternehmen an Googles Programm der monatlichen Sicherheitspatches teil – wenn auch aktuell nur für seine Top-Modelle. Dennoch stellt Samsung in Aussicht, in Zukunft weitere Modelle zu unterstützen. Darüber hinaus bezieht das Unternehmen mittlerweile in bestimmten Regionen auch Beta-Tester in seine OS-Entwicklung mit ein, wie zuletzt in Südkorea und Großbritannien. Mit HTC betitelte ein anderer Hersteller das Vorhaben der monatlichen Sicherheitsupdates jedoch als unrealistisch.