be quiet! Dark Rock 4 im Test: Leiser Tower-Kühler erbt Stärken und Schwächen
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Für den Test des Dark Rock 4 wird die AM4-Plattform für Kühlertests genutzt. Dabei kommt ein AMD Ryzen 7 1700X (Test) zum Einsatz, der im geräumigen Thermaltake Suppressor F51 untergebracht wird. Messungen werden sowohl mit Basistakt als auch bei übertaktetem Prozessor durchgeführt. Alle Details zu dem Testsystem und der Methodik hält der Artikel „So testet ComputerBase CPU-Luftkühler" bereit.
Als weiterer Vergleich zusätzlich zu den auf dieser Plattform bereits getesteten Kühlern wurde der Noctua NH-D15 (Test) im aktuellen AM4-Testsystem erneut vermessen.
Resultate Serienlüfter
Zunächst muss der Prozessor bei seiner Basis-Taktfrequenz von 3,4 GHz gekühlt werden. Wenig verwunderlich stehen die beiden Kompaktwasserkühlungen mit 240er- und 280er-Radiator unangefochten an der Leistungsspitze, dicht gefolgt vom Doppelturmkühler Noctua NH-D15. Auf den folgenden Plätzen kommen die großen Tower-Kühler Thermalright HR-02 Macho Rev. B (Test), Scythe Mugen 5 (Test) und der neue be quiet! Dark Rock 4. Im Anschluss folgen die kleineren Tower-Kühler (Test).
Bei der Messung mit 800 U/min liegt der Dark Rock 4 allerdings verhältnismäßig weit zurück. Angesichts des schlanken und auf leisen Betrieb getrimmten Lüfters des Kühlers ist das nachvollziehbar: Bei dieser geringen Drehzahl bricht der Luftstrom durch den Radiator schneller ein als bei den Konkurrenten. Mit höherer Drehzahl gibt sich dieses Problem wieder – der Dark Rock 4 agiert auf Augenhöhe mit Macho und Mugen.
Messungen mit übertakteter CPU
Den Ryzen 7 1700X im Standardtakt zu kühlen ist für den Dark Rock 4 keine Herausforderung. Der große Kühler ist für High-End-Prozessoren sowie Übertaktungsversuche ausgelegt – genau dem muss sich der Kühler im Test daher auch stellen: Bei 3,8 GHz und 1,35 V Kernspannung wird der AMD-Prozessor bedeutend wärmer, womit nun das Arbeitsumfeld großer Tower-Kühler erreicht wird.
Wie auch bei den Messungen im Basistakt benötigt der Dark Rock 4 eine etwas höhere Drehzahl, um zu seiner Konkurrenz aufschließen zu können. Wird diese erreicht, kühlt er den Prozessor ohne Probleme, liegt nun aber knapp hinter der Klassenkonkurrenz Scythe Mugen 5 und Thermalright Macho. Messungen mit gleicher Drehzahl berücksichtigen allerdings nicht, wie laut die Probanden jeweils agieren, was je nach Lüfterformat und Kühlerdesign unterschiedlich ausfällt.
Schalldruckpegel
Die Messung des Schalldruckpegels erfolgt bei geöffneter Seitenwand und abgeschalteten Gehäuselüftern, sodass nur der Lüfter des CPU-Kühlers für Lärm verantwortlich ist. An dieser Stelle profitiert der Dark Rock 4 von seinem schmaleren Lüfter: Der Silent-Wings-Ventilator ist nur 22 mm tief, 3 mm weniger als der Standard.
Trotz seiner 135 mm Rahmenbreite entscheidet der Dark Rock 4 mit seinem schlanken Ventilator die Schallpegelmessungen fast ungeschlagen für sich. Der Lüfter arbeitet ohne wahrnehmbare Nebengeräusche und bleibt sogar bei über 1.300 U/min unterhalb von 36 dB(A). Damit wird das im Vergleich zu Macho und Mugen geringfügig schlechtere Abschneiden bei der Kühlung des übertakteten Prozessors wieder relativiert. Es lohnt sich ein Blick auf den Vergleich zwischen Schallpegel und Kühlvermögen.
Kühlvermögen über Schalldruckpegel
Um die Drehzahl als Variable ausklammern zu können, wird das erreichte Kühlvermögen über den Schalldruckpegel der einzelnen Kühler aufgetragen. Auf der Abszisse sind die Schallpegel zu den im Test gemessenen Drehzahlstufen aufgetragen; die Ordinate enthält die Temperaturdifferenzen zwischen CPU und Raumtemperatur, die der Kühler bei der zugehörigen Lüfterdrehzahl erreicht hat. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind die einzelnen Messpunkte linear miteinander verbunden. Diese Interpolation kann allerdings nur als sehr grobe Näherung des realen Kurvenverlaufs aufgefasst werden.
In dieser Darstellung zeigt sich, dass der Dark Rock 4 auf Augenhöhe mit Scythe Mugen 5 und Thermalright HR-02 Macho arbeitet. Der Doppelturmkühler Noctua NH-D15 legt sich hingegen mit AiO-Wasserkühlungen mit 240-mm-Radiator an. Das auffällige Einknicken der Kühlleistung von 1.200 auf 800 U/min des Dark Rock 4 ist auch kein Einzelfall: Dasselbe Phänomen zeigt beispielsweise der NH-D15, wenn die Lüfterdrehzahl von 800 auf 600 U/min reduziert wird. Bis zu einem gewissen Punkt bringt die Drehzahlerhöhung also einen deutlichen Leistungsvorteil, um am oberen Ende des Drehzahlspektrums schließlich mehr Lärm als eine relevante Verbesserung des Kühlvermögens zu erzielen.
Ergebnisse Referenzlüfter
CPU-Kühler können bei Bedarf auch mit anderen Ventilatoren bestückt werden. Für den Test werden die Tower mit einem Noctua NF-F12 als Referenzlüfter ausgestattet, der bei Kühlern mit 120-mm-Lüfter direkt ersetzt werden kann. Tower-Kühler mit größeren Lüftern nutzen meist die Bohrloch-Abstände von 120-mm-Lüftern, sodass der Referenzlüfter auch dort zum Einsatz kommen kann. Der Dark Rock 4 mit seinem Silent-Wings-Lüfter ist da allerdings nicht so unkompliziert, denn die beigelegten Lüfterklammern passen nur auf die in der Mitte des Lüfterrahmens angebrachten Bohrlöcher von Silent-Wings-Lüftern. Wer den Ventilator austauschen will, muss also improvisieren und bedenken, dass ein Lüfter mit 25 mm Bautiefe (Standardgröße) nun mit dem zweiten RAM-Riegel auf dem Mainboard kollidieren kann.
Der Dark Rock 4 harmoniert sehr gut mit dem NF-F12, weshalb sich der Kühler durchweg Spitzenwerte im Vergleich zu seinen Konkurrenten sichert. Auch die Schwäche bei niedrigen 800 U/min fällt mit dem Referenzlüfter weg, denn dieser ist auf einen besonders hohen statischen Druck ausgelegt. Aufgrund der benötigten Improvisation bei der Lüfterbefestigung und angesichts des sehr leisen Werkslüfters ist ein Ventilatorwechsel beim Dark Rock 4 dennoch nur bedingt sinnvoll.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich der be quiet! Dark Rock 4 als sehr hochwertig verarbeiteter Tower-Kühler mit besonders leisem Lüfter und guter Kühlleistung zu einem stolzen Preis beschreiben. Im Vergleich zum Vorgänger ändert sich aber nur sehr wenig – vorwiegend das Montagesystem wurde einer Aktualisierung unterzogen, sodass an dieser Stelle schließlich zur Konkurrenz aufgeschlossen wird. Bei manchen Mitbewerbern geht die Befestigung eines Prozessorkühlers aber immer noch etwas angenehmer vonstatten.
Als relevanter Kritikpunkt bleibt beim Dark Rock 4 vor allem die eingeschränkte RAM-Kompatibilität bestehen. Der Lüfter hängt über dem ersten RAM-Slot, sodass eine Vollbestückung nur mit niedrigen Speicherriegeln möglich ist. be quiet! hätte diese Einschränkung (wie es bei großen Tower-Kühlern üblich ist) durch einen versetzten Kühlturm beheben können, hat sich jedoch dagegen entschieden. Damit wird der außergewöhnlich leise Lüfter konterkariert – denn dem Attribut „leise“ steht nun ein ungewöhnlich inkompatibler CPU-Kühler gegenüber.
Konkurrenten wie der Scythe Mugen 5 und der Thermalright HR-02 Macho Rev. B agieren auf dem gleichen Leistungsniveau wie der Dark Rock 4 und legen dem Käufer keine Einschränkungen beim Arbeitsspeicher auf. Die Verarbeitung der beiden anderen Kühler ist auch sehr gut, erreicht jedoch nicht ganz das Niveau des Dark Rock 4. Dafür werden beim Kauf der Konkurrenz fast 15 Euro eingespart, wenn sich der Dark Rock 4 erst auf dem Preisniveau seines Vorgängers eingependelt hat.
Eine klare Kaufempfehlung gibt es für den neuen Dark Rock also nicht: Wer ausschließlich RAM ohne (hohe) Heatspreader verbaut, muss sich keine Gedanken machen. Andernfalls wird mit dem Dark Rock 4 aber potenziell die RAM-Vollbestückung einem überdurchschnitlich leisen Lüfter geopfert. Dabei sind die genannten Konkurrenten ebenfalls bereits leise – und wer es noch leiser mag, kann deren Ventilatoren problemlos gegen andere Modelle ersetzen.
- Gute Kühlleistung
- Sehr hochwertige Verarbeitung
- Sehr leiser Lüfter
- Eingeschränkte RAM-Kompatibilität
Weitere Informationen zum Thema Kühlung sowie eine Kaufberatung bietet der große Übersichtsartikel „PC-Kühlung mit Luft und Wasser“. Das Archiv hält weitere Tests im Bereich PC-Kühlung bereit.
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