Huawei P20 Pro im Test: Mit der besten Smartphone-Kamera zum König der Nacht

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Mahir Kulalic
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Die beste Kamera bei Nacht

Besonders überzeugend ist das P20 Pro bei wenig Licht. Im Vergleich zum Pixel 2 XL und Galaxy S9+ punktet das Smartphone in der Nacht mit Schärfe, Kontrasten und Details (siehe Foto der Straße, Bild 21 in der Galerie). Beim P20 Pro lassen sich auch in der 100-Prozent-Ansicht am ehesten Konturen und Übergänge erkennen, bei den anderen Modellen verwaschen die Farben zu stark. Zudem sind Symbole und Schriften auf Schildern schärfer als beim S9+, während das Pixel hier mehr rauscht, aber dafür noch etwas leserlicher und detailreicher ist. Die Kontraste und Farben sind im Vergleich zum S9+ stimmiger, Samsungs Modell verschluckt im direkten Vergleich mehr feine Strukturen. Vereinzelt schafft es das Pixel 2 XL, sich mit ausreichend Details und Schärfe leicht vor das P20 Pro zu setzen, rauscht gleichzeitig aber mehr. Das P20 Pro zeigt üblicherweise das geringste Rauschen und bildet mit Hilfe der dadurch gewonnenen Klarheit sowie der hohen Details und Schärfe erneut das ausgewogenste und überzeugendste Gesamtpaket.

P20 Pro, P10, Galaxy S9+, Pixel 2 XL und Alpha 7R II bei Nacht

Weitere Bilder wie das der Brückenlichter (Bild 1), der Treppe (Bild 6) oder vom Parkhausdach (Bild 21) zeigen die Stärken des P20 Pro im Direktvergleich, aber auch die vereinzelten Vorteile der Konkurrenz. Die Bilder des P20 Pro sind bis in den Randbereich scharf, rauscharm und noch mit vielen Details versehen, vereinzelt kommt aber wie erwähnt das Pixel 2 XL besser weg. Bei der Schärfe am Rand liegt das Galaxy S9+ auf dem zweiten Platz. Die Fotos des P20 Pro wirken stimmig und klar, zudem erscheinen die Aufnahmen natürlich, aber nicht zu blass. Die Farben des P20 Pro sind nachts etwas weniger kräftig, von allen Farben fallen insbesondere Gelb- und Grüntöne bei den Smartphones von Samsung und Google stärker betont aus.

Die Defizite des P20 Pro bei Nachtaufnahmen liegen in der wolkenartigen Streuung bei einigen Gegenlichtquellen wie Laternen, der starken Weichzeichnung von Personen, die dadurch zum Teil unnatürlich oder künstlich wirken, und dem damit verbundenen Wegfall von ganz feinen Details, was zum Teil auch der starken Arbeit gegen das Rauschen geschuldet ist, wie es bereits vom S9+ bekannt ist.

Nachtmodus mit oft starker Leistung

Eine weitere Hilfe für bessere Nachtaufnahmen ist der Nachtmodus. Dieser ermöglicht aus der Hand eine Verschlusszeit von drei bis fünf Sekunden. Wird eine stabile Ablage oder ein Stativ erkannt, steigt dieser Wert automatisch auf zwischen 17 und 20 Sekunden. Der Nachtmodus eignet sich vor allem für schnelle Aufnahmen, ohne eigenständig im Pro-Modus die Werte zu justieren. Bei Aufnahmen werden mehrere Frames mit verschiedenen Belichtungen aufeinandergelegt und zu einem Bild verrechnet. Dies lässt sich grundsätzlich auch am Tag nutzen, die Bilder wirken zum Teil dann aber etwas dramatisch. In Bezug auf die Nacht sorgt der Modus teilweise für deutlich hellere, dynamischere Aufnahmen, da die Bilder insgesamt heller sind. Das Smartphone erkennt zuverlässig, wie wackelfest die Position ist, und passt die Verschlusszeit an. Ein Stativ wird für gute Aufnahmen nicht benötigt, angemessene Ruhe aber in jedem Fall.

Je nach Lichtbedingungen durch umliegende Quellen ist der Nachtmodus aber nicht universell die beste Wahl: Da einzelne Frames während der längeren Verschlusszeit hell aufgezeichnet werden, geraten die Bilder vereinzelt insgesamt zu hell, was in stärkeres Rauschen resultiert sowie die generelle Atmosphäre und Komposition stört. Die Bilder wirken zum Teil künstlich aufgehellt und nicht ganz so treffend wie teils im normalen Fotomodus. Bei Nachtaufnahmen mit einer Vielzahl an Lichtquellen ist der Einsatz daher nicht immer empfehlenswert, sondern eher bei Licht aus wenigen Quellen, die nicht zu hell sind. Dann spielt der Modus seine Stärken besonders aus.

Huawei P20 Pro – Nachtmodus

Anders als bei klassischer Langzeitbelichtung gibt es im Nachtmodus allerdings nicht die Möglichkeit, etwa Lichter von Autos in Streifen einzufangen. Bewegungen im Nachtmodus, beispielsweise von Personen, enden schnell in Unschärfe und „Ghosting“. Für Bilder mit Charakteristiken von Langzeitbelichtung muss der Modus „Lichtmalerei“ genutzt werden. Dieser bietet vier Voreinstellungen, die sich auf entsprechende Effekte beziehen. Anders als der Nachtmodus schafft es das Smartphone hier nicht, Wackler auszugleichen – es wird fast komplette Ruhe benötigt. Die Streifen gelingen dem Smartphone, aber ohne Stativ (das in der App auch empfohlen wird) sind schon bei leichten Wacklern die meisten Fotos unansehnlich und verwaschen.

Das derzeit beste Gesamtpaket für Nachtaufnahmen

Allgemein lässt sich aber klar festhalten: Das Huawei P20 Pro überzeugt bei Nacht durch klare Aufnahmen mit vielen Details und Schärfe. Positiv hervorzuheben sind in den meisten Fällen auch Farbdarstellung und Details. Die Bilder des P20 Pro wirken klarer und ausgewogener als die der Konkurenz. Dadurch kann sich das P20 Pro im direkten Vergleich deutlich vor die Vergleichsgeräte setzen. Keines der anderen Smartphones schafft es im Gesamtpaket an Huaweis Aushängeschild heran. Nachtaufnahmen sind die Königsdisziplin von Top-Smartphones geworden und mit dem P20 Pro führt Huawei dieses Feld an.

Durch die gelungenen Bilder am Tag, die Flexibilität, die AI, das „Pixel Binning“, die nativen 40 Megapixel sowie die überzeugenden Nachtaufnahmen ist die Kamera des P20 Pro aktuell die kompletteste auf dem Smartphone-Markt.

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