Mobvoi TicWatch Pro im Test: Smartwatch mit Zwei-Schicht-Display und Pulsaversion

Jan Wichmann
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Mobvoi TicWatch Pro im Test: Smartwatch mit Zwei-Schicht-Display und Pulsaversion
Bild: Mobvoi

tl;dr: Die Mobvoi TicWatch Pro besticht mit der guten Laufzeit und dem zweischichtigen Display. Trotzdem gleicht die Smartwatch in Summe einer Achterbahnfahrt mit vielen Höhen aber auch zu vielen Tiefen. Sie wirkt im Test damit am Ende unfertig und kann ihre Vorteile so nicht ausspielen.

TicWatch Pro im Test

Um auf dem zunehmend gesättigten Smartwatch-Markt mit schwergewichtigen Herstellern hervorzustechen, braucht es mittlerweile mehr als nur Designaspekte. Bei Mobvois TicWatch Pro ist es das doppelschichtige Display, mit dem sich der Hersteller von der Konkurrenz absetzen will.

Mobvoi TicWatch Pro: Schwarz
Mobvoi TicWatch Pro: Schwarz (Bild: Mobvoi)
Mobvoi TicWatch Pro: Silber
Mobvoi TicWatch Pro: Silber (Bild: Mobvoi)

Die Mobvoi TicWatch Pro ist bereits verfügbar. Als Farbvarianten stehen Silber und Schwarz zur Auswahl. Sie wird vom Hersteller direkt über den Amazon Marketplace zum Preis von rund 250 Euro vertrieben.

Smartwatch im Detail

Ohne das Display in Betrieb genommen zu haben, fällt bei der TicWatch Pro zunächst eins auf: die Größe. Beim Design ist die Smartwatch einem Chronographen nachempfunden, das gilt auch für die Abmessungen. Die TicWatch Pro trägt mit einem Lünettendurchmesser von 45 mm, einer Gehäusehöhe von rund 55 mm und einer Tiefe von rund 15 mm wuchtig auf. Gerade letztere muss dem Träger gefallen. Auch großkalibrige Automatikuhren bieten allerdings eine Gehäusedicke zwischen 14 und 15 mm.

Der Materialmix hat es in sich

Der Größe ungeachtet, trägt sich die TicWatch Pro recht gut, was insbesondere an dem hervorragenden Armband liegt. Es besteht aus zwei Materialien. Äußerlich spielt Leder dem Design zu, innen findet sich wiederum Silikon, das angenehm zu tragen, weniger anfällig gegen Schweiß und zugleich besser zu reinigen ist. Auch das Gehäuse besteht aus zwei verschiedenen Materialien. Die Lünette und der Gehäuseboden sind aus Edelstahl gefertigt. Das übrige Gehäuse ist indes aus einem Verbundstoff aus gehärtetem Nylon und Carbon, das jedoch leider nicht als solches zu erkennen ist. In Summe bringt die TicWatch Pro 58,5 Gramm auf die Waage.

Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut und zeigt keine auffälligen Spaltmaße oder Ähnliches. Der Gehäuseboden ist wie bei einer herkömmlichen Uhr verschraubt. Beide seitlichen Knöpfe sitzen fest und haben einen tollen Druckpunkt. Besonders gut gefallen die Minutenindizes auf der Lünette. Die Zahlen und Indizes sind nicht einfach aufgedruckt, sondern in das Metall gestanzt. Das Armband kann mittels einfacher Federstege gegen beliebige Bänder mit einer Breite von 22 mm getauscht werden.

Wasserdicht, aber nicht zum Schwimmen geeignet

Mobvoi attestiert der TicWatch Pro eine Dichtigkeit nach IP68-Standard. Somit ist die Uhr staubdicht und gegen dauerndes Untertauchen abgedichtet. Zwar klingt dies sehr angenehm, doch bedeuten weder der IP68- noch der gern von Smartwatch-Herstellern verwendete ATM-5-Standard, dass der Träger mit der Uhr schwimmen kann.

Die IP-Zertifizierung bezieht sich zudem lediglich auf Süßwasser. Ein Platscher in Salzwasser kann bereits zu Korrosion an den Dichtungen führen. Geräte beider Standards können zwar zum Duschen verwendet werden, doch treten gerade beim Schwimmen Belastungsspitzen auf, gegen die das entsprechende Gadget nicht gewappnet ist. Bereits der Sprung ins Wasser oder die Schwimmbewegung des Handgelenks, etwa bei den Schwimmstilen Kraulen und Schmetterling, führen zu einem Wasserdruck, der deutlich höher als der in anderthalb Metern Wassertiefe ausfallen kann.

Display und Hardware

Das Aushängeschild der TicWatch Pro ist das Doppel-Display. Eine technische Innovation steckt zwar nicht dahinter, doch kommt diese Art der Umsetzung äußerst selten zum Einsatz.

Das Doppel-Display – gute Idee, halbherzig umgesetzt

Über der herkömmlichen Farbanzeige, bei der die TicWatch Pro auf einen AMOLED-Bildschirm mit einer Auflösung von 400 × 400 Pixel setzt, sitzt eine FSTN-Schicht. Die FSTN-Technik ist dabei ein abgewandeltes LCD-Panel, das mit einer reflektierenden Folie unterlegt ist. Sobald die Farbanzeige erlischt, schaltet sich das monochrome Display hinzu und gibt Auskunft über die Parameter Uhrzeit, Schritte, Akkustand und Herzfrequenz. Auf allen Produktbildern des Herstellers aufgeführt, zeigt sich die Herzfrequenz im Test nicht auf der Anzeige. Die Herzfrequenz ist auch im weiteren Verlauf ein Sorgenkind, doch dazu später mehr.

Mobvoi TicWatch Pro: FSTN-Display
Mobvoi TicWatch Pro: FSTN-Display (Bild: Mobvoi)
Mobvoi TicWatch Pro: AMOLED-Display
Mobvoi TicWatch Pro: AMOLED-Display (Bild: Mobvoi)

In der Theorie ist der Doppelt-Display-Ansatz ein sehr guter. So übernimmt die monochrome Anzeige die bisher bekannte Always-on-Funktion, bei der das Ziffernblatt der Smartwatch lediglich gedimmt wurde. Das Resultat ist ein geringerer Stromverbrauch, der sich auch in der Praxis bewahrheitet. Der weitere Vorteil ist die ausgezeichnete Ablesbarkeit. Je mehr Licht auf die Anzeige fällt, desto besser ist die monochrome Anzeige zu sehen. Selbst bei direkter Sonnenlichteinstrahlung können die Daten abgelesen werden. Auch in der Praxis überzeugt das mehrschichtige Display also technisch.

Mobvoi TicWatch Pro: Ablesbarkeit im direkten Sonnenlicht
Mobvoi TicWatch Pro: Ablesbarkeit im direkten Sonnenlicht
Casio Pro Trek Smart WSD-F30: Monochromes Display
Casio Pro Trek Smart WSD-F30: Monochromes Display

Layout und Design könnten allerdings besser gelöst worden sein. Für den kurzen Check der Daten braucht es zwar keine farbige Anzeige. Das Ziffernblatt wirkt aber etwas leer und unschön. Auch die Herzfrequenzanzeige würde hieran nichts ändern. Casios Pro-Trek-Serie zeigt da schon eher, wie es richtig geht. Ebenfalls mit Dual-Layer-Display ausgestattet, gibt die monochrome Anzeige die Parameter ansehnlicher aus und zeigt kleine Abgrenzungslinien. Auch eine analoge Kompassanzeige wäre denkbar, immerhin bietet die TicWatch Pro genau wie die Pro-Trek-Serie einen magnetischen Sensor. Trotz maximaler Helligkeit ist das farbige Display in der Sonne nur Durchschnitt.

Das Display misst im Durchmesser 36 mm (rund 1,39 Zoll). Dank AMOLED-Panel sind Farbe, Kontrast und Blickwinkelstabilität sehr gut. Auch die Auflösung gibt keinen Grund zur Beanstandung. Touch-Gesten werden akkurat und schnell erkannt. Bei der übrigen Hardware zeigt sich hingegen Wear-OS-Einheitsbrei. Ein Snapdragon-2100-SoC von Qualcomm arbeitet mit 512 MByte RAM und 4 GByte Flash-Speicher zusammen.

Mobvoi TicWatch Pro Casio Pro Trek Smart WSD-F30 Skagen Falster Intel New Balance RunIQ
OS: Wear OS Android Wear
Kompatibilität: Android, iOS
Display: 1,39 Zoll, rund
400 × 400 Pixel
?
AMOLED
1,20 Zoll, rund
390 × 390 Pixel
460 ppi
OLED
1,19 Zoll, rund
390 × 390 Pixel
327 ppi
AMOLED
1,39 Zoll, rund
400 × 400 Pixel
286 ppi
AMOLED
Bedienung: Touch, Sprache, Knöpfe
SoC / SiP: Qualcomm, Snapdragon Wear 2100
1,2 GHz, 4 Kerne
28 nm
Qualcomm, ?
?, ?
?
Qualcomm, Snapdragon Wear 2100
1,2 GHz, 4 Kerne
28 nm
Intel, Atom Z34XX
1,6 GHz, 2 Kerne
22 nm, 64-Bit
RAM: 512 MB ? 512 MB
Speicher: 4,00 GB ? 4,00 GB
Konnektivität: Bluetooth 4.2
802.11 b/g/n
Bluetooth 4.1
802.11 b/g/n
Mobilfunk:
Sensoren: Beschleunigungsmesser
Gyroskop
Herzfrequenz
Lichtsensor
Schrittzähler
Magnetsensor
Barometer
Altimeter
Beschleunigungsmesser
Gyroskop
Schrittzähler
Magnetsensor
Beschleunigungsmesser
Gyroskop
Lichtsensor
Schrittzähler
Beschleunigungsmesser
Gyroskop
Herzfrequenz
Schrittzähler
Weitere Standards: NFC
A-GPS
GPS, GLONASS
QZSS
GPS
Akku: 415 mAh
fest verbaut
?
fest verbaut
300 mAh
fest verbaut
kontaktloses Laden
410 mAh
fest verbaut
Gehäuse: 45,0 × 55,0 × 14,5 mm
59 g
wasserdicht, IP68
Verbundstoff, Edelstahl
53,8 × 49,1 × 14,9 mm
83 g
wasserdicht, MIL-STD-810G + 5 atm
?
42,0 × 42,0 × 12,0 mm
85 g
wasserdicht, IP67
Edelstahl, Kunststoff
47,0 × 52,0 × 16,0 mm
75 g
wasserdicht, IP68
Edelstahl, Kunststoff
Armband: wechselbar
Breite 22,0 mm
wechselbar
?
wechselbar
Breite 20,0 mm
wechselbar
Breite 22,0 mm
Preis: 249,99 € 329 € 375 €