BMW Vision M NEXT: Autonomer Sportwagen für den Selbstfahrer von morgen

Nicolas La Rocco
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BMW Vision M NEXT: Autonomer Sportwagen für den Selbstfahrer von morgen
Bild: BMW

BMW will mit dem Vision M NEXT des Sportwagenfahrers größten Albtraum erst gar nicht Realität werden lassen: autonomes Fahren ohne Möglichkeit der eigenen Kontrolle. Mehr „Boost“ statt „Ease“ soll die Freude am Fahren bei autonomen Autos sicherstellen. Die Studie mischt i8 und M1 zu einem hybriden High-Tech-Cocktail mit 600 PS.

Als Kontrastprogramm zum Sports Activity Vehicle Vision iNEXT hat BMW heute in München den Sportwagen Vision M NEXT vorgestellt. Er soll untermauern, dass BMW auch beim autonomen Fahren nicht den Fahrer und die Freude daran, selbst das Steuer zu übernehmen, vergessen hat. Die beiden mit dem Vision iNEXT eingeführten Fahrmodi „Ease“ und „Boost“ für autonomes respektive manuelles Fahren stehen zwar auch beim Vision M NEXT zur Auswahl, der Sportwagen will aber primär durch den Fahrer gelenkt werden, Boost und Boost+ sind deshalb die Fahrprogramme der Wahl.

Hybridantrieb statt rein elektrisch mit 441 kW Systemleistung

Der Vision M NEXT ist ein Konzeptfahrzeug und hat weder einen Termin noch einen Preis. Da ist der Vision iNEXT schon einen Schritt weiter, denn von 2021 an soll das Serienmodell als neues Technologie-Flaggschiff des Konzerns im Werk Dingolfing gebaut werden. Für den Vision M NEXT als Sportwagen viel wichtiger: BMW gibt bereits Informationen zu Antrieb und Fahrleistungen preis. Nein, vollelektrisch ist das Fahrzeug nicht und damit keine direkte Antwort auf Sportwagen wie den nächsten Tesla Roadster. BMW setzt auf elektrische Motoren an Vorder- und Hinterachse sowie einen per Turbolader zwangsbeatmeten Vierzylinder, sodass als kombinierte Systemleistung 441 kW (600 PS) zur Verfügung stehen. Kurzzeitig soll sich über einen Boost+-Modus eine noch höhere Systemleistung abrufen lassen. Die Höchstgeschwindigkeit gibt BMW mit 300 km/h an, den Sprint von 0 km/h auf 100 km/h mit drei Sekunden. Wer rein elektrisch fahren möchte, kann bis zu 100 km zurücklegen. Der Tesla Roadster soll 1.000 km schaffen.

Der Verzicht auf einen rein elektrischen Antrieb ist insofern verwunderlich, als dass es sich beim Vision M NEXT derzeit noch um eine reine Studie handelt, die BMW mit einem leistungsstarken Elektroantrieb und riesigem Akku hätte vorstellen können, ungeachtet der Tatsache, ob ein solcher Antriebsstrang in naher Zukunft bei BMW existiert oder nicht. Das Unternehmen hätte damit zumindest ein Signal gesetzt. Offenbar plant BMW bei den Sportwagen auch in Zukunft noch mit hybriden Antrieben. So richtig High-Tech wirkt dieses Merkmal angesichts der weiteren Eigenschaften des Sportwagens nicht.

Der Fahrer nimmt im Boost Pod Platz

Fahren ist das, was beim Vision M NEXT im Mittelpunkt stehen soll, wahlweise autonom, vorzugsweise aber vom Fahrer gesteuert. Das bei BMW traditionell auf den Fahrer ausgerichtete Cockpit nimmt beim Vision M NEXT mit dem Boost Pod seine bislang extremste Form an. BMW hat mit der Kanzel für den Fahrer ein in sich geschlossenes Monocoque aus Materialien wie Karbon, Titan und synthetischen Stoffen geschaffen, das zum einen eine optimale Fahrposition sicherstellen soll und zum anderen als Informationszentrale dient, die den Fahrer mit zahlreichen Displays umgarnt.

BMW unterteilt den Boost Pod in drei Informationsebenen, angefangen bei zwei kleinen Displays direkt im Lenkrad. Eine Ebene dahinter folgt ein transparenter Visor aus gebogenem Glas mit Informationen wie Geschwindigkeit, Restreichweite oder auch Herzfrequenz des Fahrers. Darauf lässt BMW ein in die Windschutzscheibe integriertes AR-Display folgen, das der Hersteller zuletzt im Vision iNEXT gezeigt hatte. Diese Anzeige geht in Sachen Größe und Informationsgehalt deutlich über heutige Head-up-Displays hinaus. Alleine über die Blickrichtung auf über die echte Welt projizierte Informationen sollen sich in Verbindung mit Sprachbefehlen des Intelligent Personal Assistants Kommandos ausführen lassen. Die Idee hinter diesem dreilagigen Aufbau: Alle Informationen sollen möglichst im nach vorne gerichteten Sichtfeld des Fahrers liegen. Klassisch angeordnete Displays in der Mittelkonsole sucht man deshalb vergebens.

Schnittige Linienführung und knallige Farben

Dass beim Vision M NEXT kaum etwas klassisch aufgebaut ist, verdeutlicht neben dem Interieur ebenso das an Tron erinnernde Exterieur, das von der Linienführung her wie eine aggressive Mischung aus i8, Turbo X1 und der späteren Serienversion M1 wirkt. BMW bedient sich für den Sportwagen der Zukunft gleich bei mehreren Epochen eigener Geschichte. Front und Heck zieren Elemente in mattem Neonton, den BMW „Thrilling Orange“ nennt, das restliche Fahrzeug ist in seidenmattes „Cast Silver“ gehüllt. Die zweifarbige Lackierung soll die sportliche Linienführung unterstreichen, dabei hilft auch die Mischbereifung mit 21 Zoll an der Vorder- und 22 Zoll an der Hinterachse. Nicht weniger aggressiv wirken die massiven Lufteinlässe vor den hinteren Radkästen.

Der Vision M NEXT reiht sich mit der heutigen Vorstellung in eine kleine Familie von Konzeptfahrzeugen ein, die BMWs Zukunftsvision „D+ACES“ (Design + Autonomous driving, Connectivity, Electrification and Services) repräsentieren sollen. Dazu zählen insbesondere der Vision NEXT 100, der letztes Jahr gezeigte Vision iNEXT, der für 2021 als Serienfahrzeug geplant ist, sowie der neue Vision M NEXT.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von BMW unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der Veröffentlichungszeitpunkt. Die Bereitstellung dieser Materialien ging einher mit der Teilnahme an einer Presseveranstaltung Ende Juni in München. Die Kosten für An- und Abreise wurden von BMW getragen.