Play Store: Google entfernt 600 Apps und bannt ToTok erneut

Michael Schäfer
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Play Store: Google entfernt 600 Apps und bannt ToTok erneut

Google hat rund 600 Apps aus seinem Play Store entfernt, welche laut dem Unternehmen gegen geltende Werbe-Richtlinien verstoßen haben sollen. Google spricht in einer Erklärung auch von Betrug. Die bekannte Chat-App ToTok wurde unabhängig von der Aktion zum zweiten Mal verbannt.

Einem Beitrag in Googles eigenen Security-Blog zufolge sollen die beanstandeten Apps unter anderem großflächige Werbung angezeigt haben, auch wenn diese gar nicht aktiv waren. Dadurch wurde auch die Nutzung anderer Applikationen und der jeweiligen Android-Geräte eingeschränkt. So konnte es unter anderem passieren, dass sich die Werbung vor einer aktiven Navigation legte. Google ordnet eine Werbung als störend ein, wenn diese für den Nutzer unerwartet angezeigt wird – einschließlich der Beeinträchtigung oder Störung der Nutzbarkeit von Gerätefunktionen.

Künstliche Intelligenz gegen stärker werdende Bedrohung

Böswillige Entwickler werden immer geschickter bei der Bereitstellung und Maskierung von störenden Anzeigen“, so der Verfasser des Beitrages Per Bjorke, Senior Product Manager bei Google. Diese invasiven Aktionen würden eine schlechtere Nutzbarkeit der Programme sowie die Störung wichtiger Gerätefunktionen nach sich ziehen, welche im schlimmsten Fall zu unbeabsichtigten Anzeigeklicks führten – was wiederum die Kassen der App-Entwickler füllt.

Um diesen Methoden zu begegnen setzt Google bereits seit längerem auf maschinelles Lernen um zu erkennen, wenn scheinbar harmlose Apps für die Anzeige von kontextfremder Werbung verantwortlich sind.

Google hat zudem die Entwickler der beanstandeten Apps von den Anzeigenmonetarisierungsplattformen Google AdMob und Google Ad Manager ausgeschlossen.

ToTok erneut entfernt

Unabhängig des Frühjahrsputzes wurde die besonders in den Arabischen Ländern beliebte Chat-App ToTok zum zweiten mal aus dem Play Store verbannt. Die von einem Unternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten entwickelte Software ist erst seit ein paar Monaten erhältlich, wurde jedoch bereits über fünf Millionen mal heruntergeladen und hat seit dem für einigen Wirbel gesorgt. So hatte im Dezember des letzten Jahres die New York Times den verdacht geäußert, dass die App nur zum Zweck der Massenüberwachung entwickelt wurde, indem sie Daten zum jeweiligen Standort sowie Kontakte aufzeichnen würde. Gleichzeitig erhalte die Software Zugriff auf viele Bereiche des Mobilgerätes, wie unter anderem Mikrofon, Kamera, Kalender sowie weitere Daten. Darüber hinaus werden den Entwicklern Kontakte zu ehemaligen Mitarbeitern des US-Geheimdienstes sowie die Tätigkeit für die Regierung des Golfstaats nachgesagt. Auch die Funktion von Giacomo Ziani und Long Ruan als angebliche Gründer von ToTok wird von Experten angezweifelt.

Bereits Ende 2019 gesperrt

Sowohl Google wie auch Apple sperrten die Applikation darauf hin von ihren Plattformen aus. Im Januar dieses Jahres wurde diese wieder für den Play Store zugelassen, was teilweise deutliche Kritik hervorrief.

Gulf News veröffentlichte nun einen Screenshot, welcher dem Anschein nach von Googles App-Überwachung Play Protect stammt. In diesem wird die Meldung ausgegeben, dass ToTok versucht persönliche Daten wie SMS, Bilder, Audioaufnahmen oder die Anrufhistorie auszuspionieren. Gleichzeitig bietet der Schutz die Deinstallation der App an und stuft den Verbleib des Tools auf dem Gerät als gefährlich ein.

Google stuft ToTok angeblich als schädlich ein
Google stuft ToTok angeblich als schädlich ein (Bild: Gulf News)

Entwickler wittern Verschwörung

Ob das erneute und nun anscheinend endgültige Entfernen aus dem Play Store mit besagtem Screenshot zu tun hat ist unklar. Klar ist jedoch die deutliche Kritik der mutmaßlichen Entwickler, welche in einem Blog-Beitrag ihren Unmut über die erneute Sperrung kundtun. In diesem informieren Ziani und Ruan ihre Nutzer darüber, dass die Applikation weiterhin in den Stores diverser Smartphone- und Telefonanbieter sowie über die eigene Internet-Präsenz als APK-Download erhältlich sei. Weiterhin sehen die Entwickler auch keinen legitimen Grund für das neue Verbot und sprechen davon, dass bei Apple ein Sturm falscher Anschuldigungen und offener Lügen den Bann ausgelöst hätte. Gleichmaßen sehen sie in der Entfernung aus beiden Stores einen weiteren Angriff „auf unser Unternehmen durch diejenigen, die eine beherrschende Stellung auf diesem Markt einnehmen“.