ARM-Übernahme: Nvidias GPUs ziehen wieder in Smartphone-SoCs ein

Nicolas La Rocco
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ARM-Übernahme: Nvidias GPUs ziehen wieder in Smartphone-SoCs ein
Bild: Nvidia

Im Nachgang der Ankündigung der Übernahme von ARM durch Nvidia gingen beide Unternehmen auf Fragen von Analysten und Presse ein. Dabei bestätigte Nvidia-CEO Jensen Huang unter anderem, dass Nvidias GPU- und KI-Technologien künftig ARMs Lizenzmodell erweitern werden. Der Standort Cambridge soll zudem gestärkt werden.

Zur Ankündigung der 40 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme hatte Jensen Huang bereits in Aussicht gestellt, dass ARMs Ökosystem durch die Übernahme in den Bereichen Forschung und Entwicklung gestärkt und dass das IP-Portfolio (Intellectual Property) von ARM um Nvidias GPU- und KI-Technologien erweitert werde.

SoCs mit Nvidia-GPUs

Auf Nachfrage von ComputerBase, ob bisherige ARM-Kunden nach der Übernahme die GPU- und KI-Technologien von Nvidia in ihre System-on-a-Chips integrieren können, bestätigte Jensen Huang genau dieses Szenario. Vor allem die leistungsfähigen GPUs sollen Einzug in System-on-a-Chips halten.

Derzeitige ARM-Kunden wie Apple, HiSilicon, MediaTek, Qualcomm und Samsung könnten – zumindest in der Theorie – künftig also SoCs mit einer GPU von Nvidia entwickeln. Dabei darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass viele der bisherigen Kunden bereits gut mit eigenen Designs versorgt oder anderweitig verhindert sind. Apple nutzt ausschließlich die ARM-Architektur, entwickelt aber eigene CPU- und GPU-Designs, HiSilicon kämpft mit den US-Sanktionen, Qualcomm entwickelt eigene Adreno-GPUs und Samsung setzt künftig auf AMD. Die Anzahl der potenziellen Abnehmer ist auf dem Papier zwar groß, dürfte in der Praxis aber kleiner ausfallen.

Dennoch bekommt Nvidia mit der Übernahme einen Fuß in die Tür der Branche, den das Unternehmen selbst vor bald einer Dekade verlassen hat. Nvidia-SoCs in Smartphones hat es das letzte Mal mit dem Tegra 3 im HTC One X und One X+ im Jahr 2012 gegeben. Ein aktuelles Consumer-Produkt mit Tegra-Chip ist aber die Nintendo Switch. Smartphones sind jedoch nur eines von zahlreichen Segmenten, die ARM und Nvidia gemeinsam erreichen. Das gemeinsame Portfolio erstreckt sich von der Cloud über Smartphones, PCs, autonome Fahrzeuge, Robotik und 5G bis zum Internet der Dinge. Nvidia steigt mit ARM in einen Markt ein, auf dem letztes Jahr 22,8 Milliarden Chips ausgeliefert wurden und der weit mehr umfasst als Nvidias aktuelles Portfolio.

ARM bleibt unabhängig von Nvidia

Die Übernahme von ARM wird zudem nicht zur Folge haben, dass überlappende Technologien etwa im Bereich der GPUs durch Nvidia ersetzt werden, erklärte Huang. Nvidias GPU-Plattform aus Hardware und Software wird unabhängig von ARMs derzeitigen Lösungen rund um die verschiedenen Mali-GPUs entwickelt. Aktuelle Kunden der Mali-GPUs und Entwickler der ARM-Plattform könnten sich sicher sein, dass dieses Angebot auch in Zukunft bestehe. ARMs und Nvidias Technologien sollen sich ergänzen, nicht ersetzen, und ARM soll vor allem weiterhin unabhängig von Nvidia agieren können.

Neues Forschungszentrum in Cambridge

Dass ARM unabhängig bleiben wird, wurde im Telefonat mit Analysten und Presse immer wieder hervorgehoben und ist ein großer Baustein für die Freigabe der Übernahme durch Behörden in den USA, der EU und in China. Dass ARM nicht einfach in Nvidia aufgehen und der Standort Großbritannien darunter leiden wird, soll die Gründung eines neuen KI-Forschungszentrums in Cambridge untermauern.

In Cambridge soll ein auf ARM-CPUs und Nvidia-GPUs basierender KI-Supercomputer der obersten Leistungsklasse errichtet werden. Über das Forschungszentrum sollen zudem weitere akademische und industrielle Partnerschaften aufgebaut werden, zudem soll das gesamte Curriculum von Nvidias Deep Learning Institute zur Verfügung gestellt werden. Mehr als 400 Startups aus dem Vereinigten Königreich sollen in Cambridge von ARM und Nvidia über das Inception-Programm gefördert werden.