Google Nest Audio im Test: Klang, Leistungsaufnahme und Fazit

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Frank Hüber
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Google hat beim Nest Audio nicht nur den Bass verstärkt, was sich bei rund 200 bis 300 Hz am stärksten bemerkbar macht, sondern mit „Media EQ“ und „Ambient IQ“ zudem zwei Funktionen zur Klanganpassung eingebaut. „Media EQ“ passt die Abstimmung automatisch dem wiedergegebenen Inhalt an, also beispielsweise Musik, Podcasts oder der Interaktion mit dem Google Assistant. „Ambient IQ“ analysiert hingegen die Umgebungsgeräusche und passt die Lautstärke des Google Assistant, von Podcasts und Hörbüchern automatisch an, damit diese weiterhin verständlich bleiben.

Klanganpassungen des Google Nest Audio
Klanganpassungen des Google Nest Audio (Bild: Google)

Klarer Klang ohne Basswummern

Auch wenn Google 50 Prozent mehr Bass verspricht, ist der Nest Audio keineswegs ein Bassmonster, das auf eine übertriebene Basswiedergabe setzt. Stattdessen ist der Lautsprecher im Vergleich zu anderen aktuellen Smart-Speakern vergleichsweise hell und klar abgestimmt. Der Bass ist weiterhin meist dezent im Hintergrund – mitunter zu dezent. Bei Titeln mit sehr tiefem Bass fehlt dem Nest Audio der Druck, um diesen noch überzeugend auszuspielen. Zudem fehlt es dem Bass bei leiser Wiedergabe an Klarheit. Bässe gehen aber auch bei dieser leisen Wiedergabe nicht verloren.

Wird es laut, wird es dünn

Die Höhen sind, bei normaler Lautstärke, sehr differenziert und klar. Dreht man den Klang deutlich auf oder gar bis auf maximale Lautstärke hoch, dünnt der Klang deutlich aus und wird unangenehm rau und hart.

Ein hörbares Grundrauschen weist der Nest Audio nicht auf, weder bei der Wiedergabe über Bluetooth noch WLAN.

Klang des Nest Audio im Vergleich zum Amazon Echo

Im Vergleich zum jüngst getesteten Belkin Soundform Elite (Test) ist der Nest Audio deutlich leiser. Interessant ist vor allem aber der Vergleich zum Amazon Echo, da beide Smart-Speaker preislich und beim Marktanteil ihrer Sprachassistenten direkt konkurrieren. Noch muss dafür nur der säulenförmige Amazon Echo der 3. Generation herhalten – der neue kugelförmige Echo der 4. Generation, der einen weiteren Hochtöner einsetzt, ist noch nicht verfügbar.

Der Amazon Echo ist deutlich wärmer abgestimmt als der Nest Audio. Der Klang des Echo ist deshalb gefälliger als der des Nest Audio. Der Echo rückt den Bass zudem mehr in den Vordergrund, der Nest Audio klingt insgesamt heller als der Echo und rückt hingegen die Höhen mehr in den Vordergrund, die zudem etwas klarer klingen. Einen größeren Raum füllt der Amazon Echo besser mit Musik.

Auch der Amazon Echo ist deutlich lauter als der Nest Audio. Stufe 3 beim Echo entspricht etwa Stufe 5 beim Nest Audio. Die Reserven des Echo sind zudem größer, wenn man bedenkt, dass man beide Probanden nicht mit maximaler Lautstärke betreiben sollte.

Leistungsaufnahme im Vergleich

Die maximal 30 Watt des Netzteils geben eine grobe Einordnung des Nest Audio vor, doch in der Praxis unterscheidet sich gerade auch die Leistungsaufnahme im Standby teils deutlich, weshalb ComputerBase erneut nachmisst und vergleicht. Als Vergleich dienen die zuletzt getesteten Smart-Speaker in Form des Belkin Soundform Elite (Test), Huawei Sound X (Test), Marshall Uxbridge Voice (Test) und der beiden Amazon-Lautsprecher Echo Studio (Test) und Echo (3. Gen.).

Leistungsaufnahme des Google Nest Audio im Vergleich
Google Nest Audio Belkin Soundform Elite Huawei Sound X Marshall Uxbridge Voice Amazon Echo Studio Amazon Echo (3. Gen.)
Standby 0,3 Watt 2,2 Watt 0,4 Watt 1,9 Watt 2,7 Watt 1,0 Watt
Sprachbefehl 2,0 Watt 3,9 Watt 3,9 Watt 8,4 Watt 3,0 Watt
Musik-Streaming (Lautstärke 5 von 10) 1,8–2,6 Watt 3,6–4,5 Watt 6,6–13,8 Watt (Bluetooth) 3,9 Watt 5,0 Watt 3,3 Watt
Musik-Streaming (basslastig, Lautstärke 5 von 10) 1,8–3,6 Watt 3,6–7,6 Watt 6,6–25,2 Watt (Bluetooth) 4–6 Watt 9–10,5 Watt 5–7 Watt
Musik-Streaming (basslastig, Lautstärke 10 von 10) 2,6–10 Watt 7,5–12,2 Watt 10–33,4 Watt (Bluetooth) 5–10 Watt 30 Watt 9–10 Watt

Erfreulich niedrig ist die Leistungsaufnahme des Nest Audio im Standby, wenn der Google Assistant auf eine Aktivierung wartet. Mit 0,3 Watt wird die Konkurrenz deutlich unterboten – die 0,4 Watt des Huawei Sound X sind irreführend, da er in Deutschland noch keinen Sprachassistenten bietet. Amazon Echo und Echo Studio liegen mit 1,0 und 2,7 Watt deutlich über dem Nest Audio.

Auch bei der Musikwiedergabe setzt sich die niedrigere Leistungsaufnahme im Vergleich zur Konkurrenz fort. Erst im Maximum erreicht der Nest Audio mit 10 Watt dann eine Leistungsaufnahme, die der des Amazon Echo der 3. Generation entspricht.

Fazit

Der Google Nest Audio ist dem Google Home deutlich überlegen, das steht nach dem Test außer Frage. Doch auch die Konkurrenz hat in den letzten Jahren spürbar nachgelegt. Beim Klang geht Google weiterhin eigene Wege, die nicht jeder Zielgruppe gefallen werden – nicht, weil er schlechter ist, sondern weil er weniger modern und angesagt ist. Denn obwohl Google mehr Bass verspricht, ist auch der Nest Audio ein hellerer und deutlich neutraler abgestimmter Lautsprecher als die Konkurrenten. Bass steht nicht im Vordergrund. Ein klarer, differenzierter Klang bei den Höhen, der bei der maximalen Lautstärke aber nach wie vor weit hinter Amazons Echo zurückbleibt und in diesem Bereich auch rau und hart wird, ist das Resultat. Klanglich fehlt dem Nest Audio etwas Volumen, das den Raum füllt.

Welcher Sprachassistent bevorzugt wird, ist nicht nur individuell sehr unterschiedlich, sondern auch vom Ökosystem abhängig, in dem man sich bewegt. Der Google Assistant ist beim Einsatz der deutschen Sprachausgabe zwar nicht auf dem Niveau, auf dem sich Alexa inzwischen bewegt, das umfangreiche Wissen und Verständnis der Anfragen des Google Assistant sind aber unerreicht. Ein in diesem Bereich zweifellos führendes Unternehmen wie Google sollte beim natürlichen Klang der Sprachausgabe nachlegen. Auch mit den zahlreichen Skills hat Amazon viele, wenn auch teils unnütze Funktionen, die die Möglichkeiten deutlich erweitern.

Der Nest Audio erledigt seinen Dienst unabhängig von diesem Aspekt im Alltag völlig problemlos. Bei der Einrichtung und während der Nutzung über einen Testzeitraum von einer Woche gab es keine Aussetzer und Probleme.

Der Nest Audio kostet in Deutschland zum Start am 15. Oktober 97,47 Euro im Google Store und kann bereits vorbestellt werden. Damit liegt er preislich genau auf dem Niveau des neuen Amazon Echo der 4. Generation, der bei Amazon für ebenfalls 97,47 Euro vorbestellt werden kann*. Der Amazon Echo der 4. Generation setzt auf einen 76-mm-Neodymium-Woofer und zwei 20-mm-Hochtonlautsprecher, während die aktuelle Generation nur einen Hochtöner aufweist. Ob dies die Höhen verbessert und wie er sich gegen den Nest Audio schlägt, wird ein Test des neuen Echo zeigen müssen, sobald er verfügbar ist.

ComputerBase hat den Nest Audio leihweise unter NDA von Google zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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