Autonomes Fahren: Snapdragon Ride skaliert von 10 bis über 700 TOPS

Nicolas La Rocco
15 Kommentare
Autonomes Fahren: Snapdragon Ride skaliert von 10 bis über 700 TOPS
Bild: Qualcomm

Qualcomm stellt die für Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren ausgelegte Plattform „Snapdragon Ride“ künftig breiter auf. Die je nach Ausführung über mehrere Chips verteilte Leistung spreizt das Unternehmen jetzt von 10 TOPS bis 700+ TOPS. Nach wie vor will Qualcomm mit doppelter Leistung pro Watt gegen Nvidia antreten.

Snapdragon Ride ist Qualcomms vor zwei Jahren angekündigter Einstieg in den Wettbewerb rund um Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren – ein Bereich, in dem vor allem Unternehmen wie Mobileye, das seit der Übernahme 2017 zu Intel gehört, oder Nvidia eine dominante Rolle einnehmen, sofern in der Automobilindustrie nicht eigene Lösungen entwickelt werden, so wie es zum Beispiel Tesla mit dem FSD-Computer macht, nachdem zuvor Technik von Nvidia und Mobileye zum Einsatz kam.

Lösungen von 10 TOPS bis über 700 TOPS

Nach einer Abstinenz zur CES hat Qualcomm die Hausmesse „Automotive Redefined: Technology Showcase“ genutzt, um weitere Details zu Snapdragon Ride bekannt zu geben und das Portfolio weiter zu spreizen. Wo bislang Lösungen von 30 TOPS bis 700 TOPS angeboten werden sollten, reicht das Spektrum im unteren Segment jetzt bis 10 TOPS, um selbst einfachste Lösungen für Level-1-Assistenzsysteme wie einen Auffahrschutz noch günstiger anbieten zu können. Diese Lösung lässt sich in einem Modul mit einer Kamera in der Windschutzscheibe montieren und soll Qualcomm zufolge unter 5 Watt benötigen.

Mit der Ankündigung der neuesten kleinsten Lösung nennt Qualcomm die Produkte erstmals beim Namen. Statt einfach nur von einem ADAS-SoC (Advanced Driver Assistance System) und einem Beschleuniger für autonomes Fahren bei den größeren Lösungen zu sprechen, werden die Lösungen jetzt „ADAS 10 Application Processor“ usw. genannt. Der Beschleuniger bei den für Level 4 und Level 5 ausgelegten Lösungen heißt „Autonomous 300 Driving Accelerator“. Dabei lassen sich die Zahlen im Namen eindeutig der Rechenleistung in TOPS (INT8) zuordnen, in diesem Fall also 300 TOPS.

Nvidia, Tesla und Qualcomm im Vergleich

Level Plattform Leistung INT8 Verbrauch Leistung/W
Nvidia
L2 Xavier 30 TOPS 30 Watt 1 TOPS
Orin S (1 Cam) 36 TOPS 15 Watt 2,4 TOPS
Orin (4 Cam) 100 TOPS 40 Watt 2,5 TOPS
L3 Xavier + Turing-GPU 160 TOPS 230 Watt 0,7 TOPS
2 × Orin 400 TOPS 130 Watt 3,1 TOPS
L5 2 × Xavier + 2 × Turing-GPU 320 TOPS 460 Watt 0,7 TOPS
2 × Orin + 2 × Ampere-GPU 2.000 TOPS 750 Watt 2,7 TOPS
Tesla
L4/L5 FSD-Computer 144 TOPS 72 Watt 2 TOPS
Qualcomm
L1/L2 ADAS-10-SoC 10 TOPS < 5 Watt > 2 TOPS
L1/L2 ADAS-20-SoC 20 TOPS ? Watt ? TOPS
L1/L2 ADAS-30-SoC 30 TOPS ? Watt ? TOPS
L2+ ADAS-60-SoC 60 TOPS ? Watt ? TOPS
L3 2 × ADAS-60-SoC 120 TOPS ? Watt ? TOPS
L4/L5 2 × ADAS-60-SoC + 2 × 300-Accelerator 720 TOPS 130 Watt 5,5 TOPS

Doppelte Leistung pro Watt ist das Ziel

Qualcomm will mit Snapdragon Ride weiterhin Nvidia Paroli bieten und mit doppelter Leistung pro Watt gegen die Konkurrenz aus Santa Clara antreten. Konkrete Angaben zu den einzelnen Lösungen gibt es zwar weiterhin nicht, doch liefert zum Beispiel der „ADAS 10 Application Processor“ mit seinem unter 5 Watt angegebenen Verbrauch folgerichtig mehr als 2 TOPS pro Watt. In diesem Segment kann Nvidia mit den kleineren Orin-SoC-Lösungen bei 2,4 TOPS und 2,5 TOPS pro Watt mehr als mithalten.

Interessanter wird es im oberen Segment, wo 720 TOPS bei 130 Watt von Qualcomm propagiert werden. Diese Angabe stammt aus der ursprünglichen Vorstellung vor zwei Jahren zur CES, als das Design noch mit „700+ TOPS“ beworben wurde. Mit den jetzt genauer benannten Chips lässt sich eine exakte Leistungsangabe von 720 TOPS machen, die dementsprechend für 5,5 TOPS/Watt steht. In der Tat würde dies einer Verdoppelung gegenüber Nvidias 2.000-TOPS-Lösung mit zwei Orin-SoCs und zwei Ampere-GPUs entsprechen.

Einfluss auf die Leistung pro Watt dürfte zu einem gewissen Anteil der Fertigungsprozess haben. Wie Qualcomm jetzt erstmals öffentlich gemacht hat, nutzt Snapdragon Ride die 5-nm-Fertigung. Auf diese setzt das Unternehmen auch bei der neuen Snapdragon Automotive Cockpit Platform der 4. Generation für Infotainmentsysteme sowie beim Snapdragon 888.

Qualcomm teilt Fahrplan auf

Den Zeitplan für Snapdragon Ride hat Qualcomm angepasst und teils nach vorne revidiert. Bislang gab es lediglich die Aussage, dass entsprechend ausgestattete Fahrzeuge 2023 auf den Markt kommen sollen. Jetzt heißt es, die für Level 2+ bis Level 4 ausgelegten Systeme sollen schon kommendes Jahr in ersten Autos zum Einsatz kommen. Für die Systeme bis Level 2+ nennt Qualcomm das Jahr 2024.