Halbleiter-Knappheit: 50 % der Automobil-OEMs werden eigene Chips designen

Update Volker Rißka
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Halbleiter-Knappheit: 50 % der Automobil-OEMs werden eigene Chips designen
Bild: Stellantis

Die Knappheit an Chips der vergangenen beiden Jahre lässt die Automobilbranche zukünftig viel näher an Halbleiterhersteller heranrücken. Marktforscher erwarten, dass bis zum Jahr 2025 die Hälfte der Unternehmen ihre Chips selbst entwerfen wird. Auch Partnerschaften werden eingegangen.

Stellantis und Foxconn verbünden sich

Wie nah es in Zukunft zwischen Automobilindustrie und Halbleiterhersteller werden kann, erklären heute Stellantis und Foxconn. Für die 14 Marken des Auto-Imperiums sollen in Zusammenarbeit mit Foxconn vier neue Chip-Familien entstehen, die ab 2024 80 Prozent des Chip-Bedarfs von Stellantis abdecken könnten.

Damit will man viele Fliegen mit einer Klappe schlagen: Nicht nur soll alles viel moderner werden, auch soll die Komplexität verringert werden und der direkte Weg zu Foxconn soll Zwischenschritte in den Lieferketten entfallen lassen. Auch die Software soll entsprechend neu gestaltet werden und so ein robustes Komplettpaket bilden. Aber Foxconn ist letztlich nur ein Auftragsfertiger, kein Chip-Hersteller. Hier müssen also weitere Kooperationen mit Foundrys folgen.

Hersteller bekommen wieder mehr Kontrolle

Die Aussagen von Stellantis am heutigen Tage untermauern die Studie von Gartner, die ebenfalls heute veröffentlicht wurde. Demnach wollen die Automobilhersteller wieder mehr Kontrolle über ihre Teile, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten stetig weiter an Dritt- oder gar Viert-Hersteller ausgelagert wurden. Ein Teil der Chip-Knappheit, der die Automobilhersteller heute trifft, ist hausgemacht. Diese Zulieferer waren oft nur in der dritten oder vierten Reihe zu finden, während die Spitze stets die günstigsten Preise forderte, keine langfristigen Verträge bot und diverse Sub-Unternehmer beauftragt hat, die diese Probleme begünstigten. Als dann alle Branchen Chips wollten, standen Autohersteller selbstverschuldet mit ziemlich leeren Händen da.

Und die Autos werden teurer

50 Prozent der Chips sollen bis 2025 durch Automobilfirmen selbst in Angriff genommen werden, die Chiplieferanten werden in der Hierarchie deutlich aufrücken. Am Ende wird dies aber kosten. Intel machte zuletzt bereits mehrmals die Rechnung auf, dass 20 Prozent der Produktionskosten eines neuen Autos für Halbleiterprodukte nötig sind. Dass heißt aber nicht, dass Autos dadurch günstiger werden, im Gegenteil. Für die USA aber auch Deutschland erwartet Gartner, dass sich der Preis einen Neuwagens bei im Schnitt über 50.000 US-Dollar einpendeln wird.

Update

Heute hat BMW erste Details zu zukünftigen Kooperationen mit Halbleiterherstellern bekannt gegeben. Um die Versorgung langfristig abzusichern, hat das Unternehmen eine direkte Vereinbarung mit dem Unternehmen INOVA Semiconductors und dem Halbleiterfertiger Globalfoundries unterzeichnet. Über die Vereinbarung sichert sich die BMW Group die Versorgung mit mehreren Millionen Mikrochips pro Jahr.