Massiver Energiebedarf: TSMC verbraucht mehr Strom als ganze Länder

Volker Rißka
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Massiver Energiebedarf: TSMC verbraucht mehr Strom als ganze Länder
Bild: Taipower

TSMC ist nicht nur der weltgrößte Auftragsfertiger für Halbleiterchips, er braucht dafür auch Ressourcen, die ganz an der Spitze mitspielen. Die neuesten Belichtungssysteme und immer mehr Fabriken lassen den Energiebedarf des Unternehmens explodieren, der größer ist, als von kleinen Ländern mit rund 20 Millionen Einwohnern.

Auf etwa sechs Prozent wurde der Stromverbrauch von TSMC am Gesamtverbrauch vom Inselstaat Taiwan im Jahr 2020 geschätzt. Bis zum Jahr 2025 soll sich dieser Wert mehr als verdoppeln, 12,5 Prozent vom gesamten Stromverbrauch der Insel soll auf die Kosten von TSMC gehen. Und das Unternehmen ist auf Taiwan nicht der einzige große Chiphersteller mit mehreren Fabriken; auf den Industriezweig entfällt am Ende ein beachtlicher Wert.

Dass TSMC jedoch allein an der Spitze in dem Bereich steht, liegt an den neuesten EUV-Lithografiesystemen für moderne High-End-Hardware, darunter beispielsweise die in Kürze erwarteten Ryzen-7000-CPUs von AMD oder SoCs für Apples iPhones. Die neuartige Fertigungstechnik wird mit ungefähr dem zehnfachen Energieverbrauch von vorherigen Systemen mit klassischer Immersionslithografie klassifiziert. Rund 80 EUV-Lithografiemaschinen des niederländischen Herstellers ASML, die rund 1 Megawatt verbrauchen, hat die Foundry in Taiwan laut aktuellen Hochrechnungen bisher im Einsatz; weitere befinden sich ständig im Zulauf. So kommt TSMC allein nun laut Schätzungen auf den Stromverbrauch des Landes Sri Lanka.

Taiwans Strom ist fossil und knapp

Doch Taiwan muss diese Energiemenge auch erst einmal stemmen. Alle Jahre wieder taucht auch dort die Schlagzeile auf, dass das Land einer Energiekrise entgegen sehen könnte. Und so wie im Frühjahr des letzten Jahres plötzlich das Wasser knapp wurde, könnte in Zukunft auch der Strom kostbares Gut werden. Universitätsprofessoren raten schon heute dazu, dass Großabnehmer wie TSMC ihre eigene Stromversorgung, also Kraftwerke, bauen sollten, berichtet Bloomberg. Denn die nationale Reserve fällt in den nächsten Jahren auf einen sehr niedrigen Wert; mögliche Lastspitzen könnten so in Zukunft nur noch unzuverlässig abgefangen werden. Im Herbst dieses Jahres könnte die Reserve laut Anbieter bereits nur noch bei sieben Prozent liegen, unter sechs Prozent greifen erste Einschränkungen.

Energieverbrauch und Reserve in den kommenden Wochen
Energieverbrauch und Reserve in den kommenden Wochen (Bild: Taipower)

Taiwan selbst wiederum kämpft an anderer Stelle mit seinen Klimazielen. Im Jahr 2016 wurde einmal beschlossen, bis zum Jahr 2025 sollten 20 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Im Jahr 2021 lag der Wert bei nur sechs Prozent, deshalb wurde das alte Ziel kurzerhand eingesackt und auf 15 Prozent abgesenkt. In der Nähe der TSMC-Fabriken steht zum Beispiel das Kraftwerk Taichung, eines der weltgrößten Kohlekraftwerke der Welt. Fossile Energieträger sind heute noch immer die Basis für die Halbleiterchips von Morgen. Die Flucht nach vorn ist in Taiwan nicht weniger fossil: Gas ist der Hauptträger der Zukunft.

Das Problem wird sich jedoch nicht über Nacht lösen lassen. Der Energiebedarf wird weiter rasant steigen; so schnell, dass die Produktion des Stroms kaum oder gar nicht mithalten kann. Am Ende steht die Zeit- und Kostenfrage zusätzlich im Raum, die am liebsten nicht bedacht wird, aber letztlich unausweichlich ist.

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